Friedrich Schiller Denkmal
FriedrichSchiller



Konferenz
25.-26. Februar

Schiller-Institut
"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller

 

Die Zukunft der Menschheit sichern

Securing Mankind's Future

Internationale Konferenz
25. - 26. Februar 2012 in Berlin

Bruce Director
Vorstandsmitglied, Schiller-Institut USA
Die Tyrannei des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik stürzen

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Stürzt die Tyrannei des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik!

Von Bruce Director

Aus dem, was wir eben von Lyn [LaRouche] und auch in der Sitzung heute morgen gehört haben, ist deutlich geworden, daß die Zukunft der Menschheit - ob wir in naher Zukunft ein Massenaussterben erleben, oder ob wir eine neue Renaissance in Wissenschaft und Kultur einleiten, die die Menschheit in ganz neue Bereiche vorstoßen läßt -, daß dies von einem willentlichen Akt des menschlichen Geistes abhängt. Denn der menschliche Geist ist eine reale Kraft im und über das Universum. Das war immer die entscheidende Frage der Wissenschaft und ist bis heute die entscheidende Frage geblieben.

Doch die Bevölkerung und die Wissenschaftler sind zu dem Glauben konditioniert worden, es gäbe zwei unterschiedliche Universen: ein geistiges Universum, das sich auf seine Weise verhält, und das übrige Universum, das sich ganz anders verhält, und beide seien nicht miteinander verbunden. Das ist ein klinisch verrückter Zustand, denn Tatsache ist, daß der menschliche Geist eine wirksame Kraft im Universum ist. Und die Verrücktheiten, die in unserer Kultur herrschen, wie die grüne Bewegung oder der monetaristische Glauben an die Macht des Geldes, sind Symptome dieser Geisteskrankheit, die das Grundmerkmal des Universums, nämlich die wirkende Schöpferkraft des menschlichen Geistes, leugnet.

Die folgenden Redner und ich wollen versuchen, diese Frage zu klären, damit man wirklich versteht, womit wir es zu tun haben. Entscheidend ist dabei, einige falsche Vorstellungen ausmerzen, die sich in der Wissenschaft und ganz allgemein in der Kultur breitgemacht haben, deren Grundlage diese falsche Vorstellung ist, die menschlichen Geistesfähigkeiten seien im Universum keine wirklich wirksame Kraft.

Typisch hierfür ist eine Idee, die im 19. Jahrhundert aufkam, die man heute den "Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik" nennt; viele Menschen heute kennen ihn gar nicht oder haben nur eine vage Vorstellung davon. Die Idee war allerdings schon damals nicht neu, sondern nur eine neue Variante eines alten Konzepts, die zum zentralen Dogma der offiziellen Kultreligion des Britischen Empires wurde.

Sogar Menschen, die sich gar nicht für den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik interessieren oder ihn nicht kennen, halten oft eisern daran fest, weil sie fürchten, schon die Andeutung eines Widerspruchs gegen die Grundannahmen dieses Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik könnte alle möglichen Gegenreaktionen auslösen.

Der menschliche Geist als wirkende Kraft im Universum

Abb.1: Die Zahl der lebenden Menschen stagnierte lange Zeit bei einigen Hundert Millionen Menschen. Erst nach der großen Pestkatastrophe im 14. Jahrhundert kam es zu einem gewaltigen Anstieg der Weltbevölkerung - eine Folge der Änderung des Denkens durch die Renaissance.

Beginnen wir jedoch damit, das Universum so zu betrachten, wie es eigentlich ist. Was ist die tatsächliche Wirkkraft des menschlichen Geistes im und über das Universum? Abbildung 1 zeigt die geschätzte Bevölkerungsentwicklung der Menschheit seit frühester Zeit. Man sieht zunächst einen langsamen, aber stetigen Anstieg des Bevölkerungswachstums. Gegen Ende des Schaubilds ist ein scharfer Rückgang sichtbar, verbunden mit dem Schwarzen Tod um die Mitte des 14. Jahrhunderts, und nach der Pest folgte dann ein gewaltiger, dramatischer Anstieg der menschlichen Bevölkerung.

Was ist zu dieser Zeit geschehen? Wir wissen natürlich, daß sich an der Biologie der menschlichen Fortpflanzung in diesem Geschichtsabschnitt nichts geändert hat. Wenn man Boccaccio liest, sieht man, daß sich die Menschen damals biologisch ganz genauso fortgepflanzt haben wie heute. Die Veränderung fand im menschlichen Geist statt. Ausgelöst wurde dies durch eine kleine Gruppe von Menschen in der Renaissance, änderte sich die Macht des menschlichen Geistes im Universum. Insbesondere wurde die aristotelische Vorstellung, daß das Universum im Grunde unveränderlich wäre, verworfen.

Typisch ist die aristotelische Kosmologie, die das Universum vom Standpunkt reiner Sinneswahrnehmung betrachtet. Die Erde war der Mittelpunkt, und die Planeten und anderen Sterne drehten sich um die Erde. Nach dieser Kosmologie auf Grundlage der Sinneswahrnehmungen gibt es die Erde, auf der sich ständig alles verändert, und je weiter man sich von ihr entfernt, verändern sich die Dinge immer weniger. Und dieser Kosmologie zufolge ist die Erde das Unvollkommenste, weil sich dort alles ändert, und je weiter man sich von ihr entfernt, wird alles immer weniger veränderlich und damit immer vollkommener.

Das ist die Kosmologie eines imperialen Gesellschaftssystems! Diese Kosmologie soll eine gesellschaftliche Organisation rechtfertigen, die zum Ziel hat, jeden an seinem Platz zu belassen, die Bevölkerung dumm zu halten und keine wissenschaftlichen Entwicklungen und überhaupt nichts Neues zuzulassen. Diese Gesellschaftsform stützte sich auf eine falsche Wissenschaft, die besagt, daß die imperiale Gesellschaftsordnung genau der Ordnung des Universums entspricht, die man mit den eigenen Augen sehen könne, nämlich einem unveränderlichen Universum.

Diese Überzeugung und diese Gesellschaftsordnung führten schließlich in der Zeit der Pestseuchen zum Bevölkerungskollaps. Die Reaktion darauf war eine Mobilisierung des menschlichen Willens, der Geisteskräfte, angeführt von Nikolaus von Kues, der Platons Werk erneuerte und erweiterte, um zu verdeutlichen, daß das Universum nicht so war, wie man aufgrund der Sinneswahrnehmungen fälschlich meinte. Vielmehr ist das Universum genauso organisiert wie der menschliche Geist. Der Mensch ist zu neuen Entdeckungen in Wissenschaft und Kunst fähig, die unser Wissen erweitern durch Dinge, die vorher unbekannt waren. Die Fähigkeit des menschlichen Geistes, sich grundlegend zu verändern, ist etwas, was sich auch im Universum insgesamt ausdrückt.

Kurz gesagt, statt der Vorstellung, Vollkommenheit sei das Fehlen von Veränderung, ein Zustand ohne irgendwelche Veränderung, versteht man unter wirklicher Vollkommenheit nun die Fähigkeit des Universums zur Selbstvervollkommnung, was sich auch darin ausdrückt, daß der menschliche Geist sich genauso vervollkommnen kann. Das ist die Idee der "belehrten Unwissenheit" (Kues): daß der Menschen in der Lage ist, immer weniger unwissend zu werden, und daß dies ein unendlicher Vorgang ist.

Als Folge davon wurde Aristoteles aus der Wissenschaft verbannt, und es kam zu gesellschaftlichen Veränderungen, die mit wichtigen Durchbrüchen in Wissenschaft und Kunst einhergingen, und das zeigt sich wiederum in dem ungeheuren Bevölkerungswachstum. Offenbar hatten diese Ideen eine Wirkkraft im und über das Universum.

Grüne werden natürlich behaupten, das sei schlecht. Daß der Mensch seine Geisteskräfte einsetzte, um diese existentielle Krise überwinden, sei schon damals ein Fehler gewesen, den man nicht noch einmal machen dürfte. Wir sollten lieber zulassen, daß der Bevölkerungsrückgang weitergeht.

Abb. 2: Die Steigerung der Bevölkerungsdichte setzte eine entsprechende Steigerung der Energieflußdichte der menschlichen Gesellschaft voraus, die sich in mehreren technologischen Sprüngen vollzog.


Abb. 3: Ein sehr ähnliches Muster der sprunghaften Steigerung der Energieflußdichte finden wir auch in der Geschichte der Biosphäre, wo in den Zeiten der sog. Massenextinktionen die Organismen mit geringeren Energieflußdichten abgelöst wurden durch höher organisierte Organismen.


Bilder: NASA
(a) (b)
(c) (d)

Abb. 4a-d: Je nachdem, in welcher Wellenlänge man ihn betrachtet, hat der Krebsnebel ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild: Aufnahmen im Bereich des sichtbaren Lichtes (a), der Röntgenstrahlen (b), der Infrarot-Strahlung (c) und der Radiowellen (d).


Bild: NASA
Abb. 5: Die Explosion der ältesten bekannten Supernova, RCW 86, wurde in China schon im Jahr 185 n.Chr. beobachtet, wo sie acht Monate lang am Himmel als „Gast-Stern“ mit bloßem Auge zu sehen war.

Die Bevölkerungszunahme, die wie gesagt durch neue Entwicklungen in Wissenschaft und Kunst möglich wurde, drückt sich in der Wirtschaft als zunehmende Macht des Menschen pro Kopf in der und über die Natur aus. Ein direktes Maß dieser Fähigkeit ist die Zunahme der Energieflußdichte. Die folgende von unserem Basement-Team erstellte Graphik (Abbildung 2) zeigt die Perioden der Einführung neuer Energiequellen.

Wenn man diese Abbildung mit der Graphik zur Bevölkerungsentwicklung vergleicht, dann sieht man, daß die Zeiten mit einem stetigen, aber relativ langsamen Bevölkerungswachstum mit den Phasen zusammenfallen, wo die Menschheit von den gleichen Energiequellen abhängig war. Seit der Renaissance aber ist der Mensch in der Lage, Energieformen mit einer immer höheren Energieflußdichte und größerer Kraft pro Flächeneinheit zu erzeugen. Diese höhere Energieflußdichte, die damit in der Wirtschaft zur Verfügung steht, ermöglichte dann eine Bevölkerungszunahme.

Und wenn wir in Angriff nehmen, was Herr LaRouche eben gefordert hat, nämlich, menschliches Leben bis zum Mars und darüber hinaus zu verbreiten, dann müssen wir die Weltbevölkerung recht dramatisch vergrößern, was wiederum eine Zunahme der Energieflußdichte erfordert. Beides steht in unmittelbarer Beziehung zueinander. Und dieser Zusammenhang zwischen Energie und Wirtschaftsleistung wird sehr wichtig sein, wenn ich über den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik sprechen werde.

Die Energieflußdichte steigt!

Manchmal schleicht sich an dieser Stelle ein Sophismus ein, wo es heißt, dieser Zusammenhang existiere zwar für eine Volkswirtschaft, aber - so wenden die Grünen ein - insgesamt wirke die menschliche Tätigkeit der natürlichen Tendenz des Universums entgegen. Außer beim Menschen bewege sich das Universum in eine andere Richtung, in Richtung eines Gleichgewichts und niedrigeren Seinszustands, nicht zu Wachstum und Entwicklung oder einem höheren Organisationszustand.

Solche Grünen akzeptieren vielleicht die Beweise für menschliche Entwicklung, behaupten aber, diese verstoße gegen die natürliche Ordnung des Universums. Nichts könnte aber weiter von der Wahrheit entfernt sein. Diese Graphik des Basement-Teams (Abbildung 3) ist ein heuristisches Mittel zur Veranschaulichung der Beziehungen zwischen der menschlichen Gesellschaft, der Biosphäre - also dem von nichtmenschlichen Lebensformen beherrschten Teil der Atmosphäre - und dem unbelebten Bereich. Alle drei Bereiche werden außerdem mit der steigenden Energiedichte in Beziehung gesetzt. Die Untersuchungen, die Sky (Shields) und andere im Basement-Team angestellt haben, zeigen ganz eindeutig, daß die Eigenschaften von Lebensprozessen allgemein bereits vor dem Erscheinen des Menschen ganz genau die gleichen Gesetzmäßigkeiten zeigten wie bei der späteren menschlichen Entwicklung.

In der gesamten Evolution der Lebewesen verlief die Entwicklung von niederen zu höheren Gattungen, die sich in biologischer Hinsicht alle durch eine steigende Energieflußdichte auszeichneten. Im Laufe dieser Entwicklung kam es jedoch regelmäßig zu sogenannten Massenextinktionen (Artensterben) - hier sei nur an die Dinosaurier erinnert, es gibt aber viele andere -, die stets jene Gattungen betrafen, die ihre Energieflußdichte nicht erhöhen konnten. Sie konnten sich nicht mehr ernähren und verschwanden deshalb.

Entgegen den Aussagen der Grünen weist die Evolution von Lebewesen die gleichen Eigenschaften auf, die wir auch von der menschlichen Entwicklung kennen. Das sollte uns als normale Menschen nicht überraschen, einen Umweltfreak dürfte es aber überraschen. Der Unterschied zwischen dem Menschen und anderen Lebensformen besteht darin, daß der Mensch evolutionäre Veränderungen durch willentliche Geistesakte vollzieht, wohingegen die anderen Gattungen keinen bewußten Einfluß auf ihre Anpassungsfähigkeit haben. Nirgendwo in der gesamten evolutionären Entwicklung hat es eine Situation gegeben, wo eine niedere Gattung mit geringerer Energieflußdichte die Herrschaft über eine höhere Gattung übernommen hätte. Die Evolution des Lebens verläuft unumkehrbar in Richtung zu höheren Organisationszuständen, nicht zu niedrigeren.

Das ist nicht auf das Leben an sich beschränkt. Auch bei Dingen, die man gewöhnlich als abiotisch (unbelebt) bezeichnet, findet man genau den gleichen Prozeß. Ich würde zwar behaupten, daß man im Grunde zwischen unbelebten, belebten und noetischen Prozessen nicht streng unterscheiden kann, weil sie im Universum in ständiger Wechselwirkung stehen, aber wenn man sich zum Beispiel astronomische Prozesse in weiter Entfernung betrachtet, die nichts mit Leben zu tun zu haben bzw. nicht von lebenden oder noetischen Prozessen bestimmt zu sein scheinen, sieht man ebenfalls ähnliche Phänomene.

Ich habe nicht die Zeit, genauer hierauf einzugehen, aber ich möchte Ihnen diese Bilder des Krebsnebels (Abbildung 4) zeigen, der zu den interessantesten Objekten am Himmel zählt. Die Bilder sind in verschiedenen Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums aufgenommen worden, und man sieht, daß dasselbe Objekt ganz unterschiedlich aussieht, wenn man es im optischen Bereich (Wellenlängen, für die unsere Augen empfindlich sind), im Röntgen-, Infrarot- oder Radiobereich betrachtet - alles Wellenlängen, auf die unser gewöhnlicher Sinnesapparat nicht reagiert, zumindest nicht bewußt. In Wirklichkeit stehen wir mit diesen Wellenlängen ebenfalls in Wechselwirkung, auch wenn wir das nicht als "Wahrnehmung" bezeichnen würden, weil es nichts direkt mit unserem Auge zu tun hat.

Der Krebsnebel soll der Überrest eines explodierenden Sterns sein, den chinesische Astronomen im 11. Jahrhundert als großen hellen Fleck am Himmel bemerkten. Wenn dieser Stern sich an die Grundsätze des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik halten würde, sollte er nach der Explosion eigentlich in immer schwächere Ordnungszustände übergehen, doch wie selbst diese einfachen Bilder zeigen, zerfällt er keineswegs, sondern organisiert sich zu immer höheren Strukturen. Sky hat kürzlich sogar berichtet, daß vom Krebsnebel im letzten Jahr extrem energiereiche Gammastrahlenblitze ausgingen, die sich so schnell bildeten und wieder zerfielen, daß sie in keiner Weise mit einem Prozeß in Richtung eines Gleichgewichtszustands in Zusammenhang gebracht werden können.

Man sieht dies auch an anderen Supernovas. Abbildung 5 zeigt die mutmaßlich älteste bekannte Supernova, einen weiteren explodierten Stern, und man sieht, daß sich selbst lange, lange Zeit nach einer riesigen Explosion immer noch neue Strukturen herausbilden. Offensichtlich verstehen wir nicht, was sich wirklich dort abspielt, und zwar u.a. deswegen, weil unser Blick auf diese Phänomene dadurch getrübt ist, daß wir ihnen ein Bild des Universums im Sinne des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik überstülpen möchten, statt uns auf den Standpunkt zu stellen, daß diese Strukturen in Wirklichkeit einem Universum entsprechen, das grundsätzlich kreativ ist und sich zu höheren Organisations- und Seinszuständen entwickelt.

Wie konnte es soweit kommen, daß trotz unwiderlegbarer Beweise für die auf Fortschritt und immer höhere Entwicklungsstufen ausgerichteten Eigenschaften des Universums in öffentlichen Diskussionen oder in Fachkonferenzen eine solche Einstellung auf Skepsis trifft? Das geht hin bis zur Organisation unserer Gesellschaft, mit der grünen Bewegung, die ich angesprochen habe, oder dem Finanzsystems mit seinen ausgeklügelten Finanzinstrumenten wie Derivaten, Kreditausfallversicherungen usw., die alle nur erfunden wurden, damit sich das Geldsystem den Prinzipien des Gleichgewichts der Finanzströme fügt. Der Kollaps des Finanzsystems und der Kollaps der Realwirtschaft unter dem Druck der grünen Bewegung zeigen jedoch, daß das Universum jeden Versuch, einen Gleichgewichtszustand herzustellen, zunichte machen wird. Wie kam es dazu, daß die Menschen so gehirngewaschen wurden, daß sie ihre Gesellschaft nach Prinzipien organisieren, die der Funktionsweise des Universums so vollkommen entgegengesetzt sind?

So kam es zum Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik

Ich möchte Ihnen kurz darstellen, wie der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik eingeführt wurde. Wenn man sieht, was für ein Schwindel er ist, ist man absolut überrascht, wie er eine derartige Dominanz erreichen konnte.

Nach der Schwarzen Pest und in der sich anschließend entwickelnden Renaissance entstanden, wie bereits erwähnt, neue Ideen und Konzepte über das Universum, die im menschlichen Geist eine wirksame Kraft im Universum sahen. Diese Sichtweise weitete sich immer weiter aus, und infolgedessen steigerte der Mensch mit Hilfe der Technik seine Macht in und über die Natur.

Entscheidend hierfür war insbesondere das Wirken von Nikolaus von Kues, Johannes Kepler und auch von Gottfried Wilhelm Leibniz, dessen Arbeiten zur Dynamik beschreiben, mit welchen Mitteln der Mensch das physische Universum als Schöpfungsprozeß verstehen kann. Sein Werk führte zur Entwicklung einer neuen Technik, die für die Wirtschaft ganz entscheidend war - der Wärmekraftmaschine. Zum ersten Mal konnte der Mensch damit Wärme als eine Form der Kraft benutzen.

Vor der Entwicklung der Dampfmaschine Mitte des 17. Jahrhunderts basierte sämtliche Wirtschaftstätigkeit auf tierischer oder menschlicher Muskelkraft, der Schwerkraft oder Windkraft. Nun wurde auch die Wärme zu einer Kraftquelle. Anfangs dachte man, die Wärme verhielte sich im Grunde ähnlich wie beispielsweise die Schwerkraft - so wie ein Wasserrad eine Mühle antreibt, weil das Wasser aufgrund der Schwerkraft nach unten fällt und das Rad in Bewegung setzt. Die Wärme schien sich ähnlich zu verhalten, da sie vom Warmen zum Kalten übergeht. So entstand ursprünglich die Vorstellung, die Wärmekraft entspringe diesem Grundzustand, wo die Wärme vom Heißen zum Kalten übergeht.

Doch es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen Wärme und dem eben angeführten Beispiel des Wasserrads. Denn das Wasser fließt zwar nach unten, läßt sich aber auch wieder nach oben transportieren, was natürlich das eigentliche Prinzip ist, warum ein Wasserrad funktioniert. Die Wärme jedoch bewegt sich nur in eine Richtung - von warm zu kalt. Um die Macht des Menschen über die Wirtschaft zu erhöhen, muß man also immer leistungsstärkere Dampfmaschinen bauen und so die Energieflußdichte pro Kopf steigern. Mit diesen Fragen setzte sich Leibniz auseinander, und darum ging es auch bei den Studien von Sadi Carnot, Riemann, Dirichlet, Fourier und anderen - nämlich, genau zu verstehen, um was es bei der Wärme eigentlich geht. Wir haben heute nicht die Zeit, auf diese Art Frage genauer einzugehen; ich möchte nur zeigen, wie diese Forschungsansätze mißbraucht wurden, um jene Gehirnwäsche zu erzeugen, die sich heute in der grünen Bewegung und im Monetarismus ausdrückt.

Dieser Prozeß begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den Schriften von Lord Kelvin, dem früheren William Thomson, der von Königin Viktoria wahrscheinlich deshalb zum 1. Baron Kelvin ernannt wurde, weil er in seinen Schriften den Kern des späteren religionsartigen Kults formuliert hatte. Thomson bzw. Lord Kelvin verfaßte hierüber viele Schriften, darunter "Über eine allgemeine Tendenz in der Natur zur Dissipation mechanischer Energie", worin er sagt: Weil sich alle Wirkungen, sämtliche mechanische Energie im Universum letztlich in Wärme verwandelt und sämtliche Wärme vom Warmen zum Kalten übergeht und damit einem Gleichgewicht zustrebt, deswegen werde das Universum zwangsläufig in einem Wärmetod enden, wo sämtliche Bewegung und alles andere aufhört.

Welche Bedeutung hat menschliches Leben in einer solchen Vorstellung des Universums? Wo bleibt die menschliche Geisteskraft? Der Mensch mag Erfindungen und Entdeckungen machen oder schöne Kompositionen schaffen, aber nach Lord Kelvin wäre das alles letztlich bedeutungslos, weil das Universum irgendwann im eigenen Wärmetod endet.

Das alles ist natürlich völlig unwissenschaftlich, und es fiel Rudolf Clausius zu, sich eine wissenschaftlich strengere Theorie über den Wärmetod des Universums einfallen zu lassen. Er schrieb ein Buch über Wärme und Wärmekraftmaschinen, worin er Sadi Carnots Vorstellungen umarbeitete. Er befaßte sich damit, wie in einer Maschine die Wärme verlorengeht, ohne daß man die Wärmemenge in der Maschine ändert, und meinte, deshalb brauche man einen neuen Energiebegriff. Dafür erfand er ein neues Wort "Entropie". Es sollte möglichst ähnlich wie "Energie" klingen: Abgeleitet aus dem griechischen Wort für Veränderung/Wendung "trope" und der Vorsilbe "en" ergab sich damit Entropie ("innere Veränderung"). Er behauptete, dies sei ein Maß für potentielle Veränderung. Er gab dem auch einen mathematischen Ausdruck, wobei eine Zunahme der Entropie einer Abnahme des Veränderungspotentials entspricht.

Das ist ein kleiner Trick in dem Buch, aber am Ende seiner Ausführungen stellt er zwei völlig unbegründete Behauptungen auf. Praktisch die letzten beiden Sätze seines Buchs über Wärmekraftmaschinen lauten: "Die Energie des Universums ist konstant", und "Die Entropie des Universums tendiert zu einem Maximum."

Auf welcher Grundlage stellt er derartige Vermutungen über das Universum an, bloß anhand einer beschränkten Untersuchung über Wärmekraftmaschinen? Das ist völlig absurd. Trotzdem entstand auf diese Weise der nach wie vor gültige zentrale Lehrsatz einer Ersatzreligion. Deren Anhänger beten das ständig wie eine Litanei herunter und glauben es; sie merken nicht, daß eine solche Aussage über das Universum jeder Grundlage entbehrt.

Die Einführung der Wahrscheinlichkeit

Doch weil eine solche Aussage jeder Grundlage entbehrte, mußte natürlich irgendeine andere Begründung her. Warum tendiert Wärme immer zu einem Gleichgewicht? Was ist der Zweck dabei? Da trat Ludwig Boltzmann auf den Plan.

Niemand konnte einen tatsächlichen Kausalgrund angeben, etwa im Sinne von Leibniz' Begriff der geringsten Wirkung, der Kettenlinie, oder einer Keplerschen Planetenbahn, die in Hinsicht auf die wirkenden physikalischen Prinzipien eine Bahn der geringsten Wirkung ist. Es gab keine derartige Formulierung, um dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik eine Grundlage zu verschaffen.

Daher führte Boltzmann ein völlig neues Verfahren in die Wissenschaft ein, welches auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung basierte. Aus Zeitgründen kann ich auch dies nicht genauer ausführen, aber Boltzmann kam zu dem Schluß, daß seiner Mathematik zufolge das Gleichgewicht ein wahrscheinlicherer Zustand sei als das Ungleichgewicht. Das heißt, ein höherer Organisationszustand wird immer in einem niedrigeren Organisationszustand übergehen, in welchem keine Veränderung mehr möglich ist, und das Gleichgewicht ist der Zustand, wo sich nichts mehr verändern kann. Mehr als Gleichgewicht ist nicht möglich! Wenn sich ein Gleichgewicht eingestellt hat, ist das Ende erreicht.

Damit wurde die falsche Vorstellung eingeführt, daß das Universum im Grunde dem Zufall überlassen ist, d.h. alles, was im Universum geschieht, geschieht nur, weil es wahrscheinlicher ist, als daß es nicht geschieht. Wie kann aber die Komposition von Beethovens Neunter Sinfonie ein "wahrscheinlicheres Ereignis" sein als ihre Nichtkomposition? Wie kann die Erschaffung eines großen Kunstwerks wahrscheinlicher sein als seine Nichterschaffung?

Was ist mit dem Prozeß, den wir gesehen haben: Daß sich die Menschheit durch neue wissenschaftliche Entdeckungen weiterentwickelt - Entdeckungen, die allein durch ihr Entstehen beweisen, daß alle bisherigen Vorstellungen über die Welt falsch gewesen sind? Die Zukunft des Menschen beruht einzig auf dem ganz unwahrscheinlichen Ereignis, daß jemand eine neue schöpferische Entdeckung macht, die beweist, daß die Denkweise aller anderen falsch gewesen ist. Wie könnte man jemals daraus ableiten, daß das Gleichgewicht der wahrscheinlichste Zustand sei?

Genau das ist aber die Glaubensstruktur der grünen Bewegung: Alles, was der Mensch tut, störe das "Gleichgewicht" der Natur, Natur und das Universum strebten immer irgendwie einem Gleichgewichtszustand zu.

Das Akzeptieren solcher Lehren, solcher Unwahrheiten wirkt sich nicht nur auf den Bau von Maschinen und auf akademische Wissenschaftstheorien aus. Mit Hilfe dieser Irrlehren hat das Britische Empire eine politische und gesellschaftliche Bewegung aufgebaut, die mit dem zusammenpaßte, was sonst am Ende des 19. Jahrhunderts geschah. Es war eine bewußt geförderte pessimistische Bewegung gegen die Ausbreitung des Optimismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach Lincolns Sieg über die Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg, als die USA sich als kontinentale Wirtschaftsmacht etablierten und dieselben Ideen sich nach Europa, besonders Deutschland und Rußland, und nach Japan verbreiteten.

Das ist das Potential, das wir heute wieder verwirklichen müssen: die Entwicklung kontinentaler Volkswirtschaften, indem wir durch Technik die Macht des Menschen über die Natur steigern.

Das wollten die Briten ausschalten, denn es war zweifellos eine Bedrohung für ihr imperiales System, das immer ein Machtgleichgewicht, aber auch ein gesellschaftliches Gleichgewicht zu erhalten versuchte. Insofern war die Einführung dieser wissenschaftlichen Irrlehre ein wesentliches Element für den Erhalt der imperialen Gesellschaftsstrukturen.

Das Ergebnis war vorhersagbar: Der Versuch, ein solches Gleichgewicht gegen die besten Interessen der Menschheit zu erzwingen, führte direkt in die Katastrophe, die wir heute den Ersten Weltkrieg nennen.

Der Mensch folgt dem Moralgesetz, nicht dem Zufall

Am Vorabend dieser Katastrophe hat sich hier in Berlin keine geringere wissenschaftliche Größe als Max Planck genau zu der von mir hier angesprochenen Frage geäußert. Am 3. August 1914, als schon die Kriegstrommeln gerührt wurden, sprach er auf der Feier zum Gedächtnis des Stifters der Friedrich-Wilhelms-Universität über die Absurdität, daß die Wissenschaft ein universelles Gesetz akzeptieren könnte, das wir hier als den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik bezeichnet haben. Planck lieferte eine gründliche Untersuchung der dem Zweiten Hauptsatz zugrundeliegenden Annahmen. Ein Wissenschaftler, der sich eines bestimmten theoretischen Rahmens bedient, müsse immer die Prämissen dieses theoretischen Rahmens verstehen, um Fehler zu vermeiden.

Im Anschluß an seine exakte Schilderung der Thermodynamik erklärte Planck, man könne keines dieser Konzepte auf den Menschen anwenden, weil der Mensch vom Moralgesetz bestimmt ist. Typisch für dieses Moralgesetz sei die Frage, was der Mensch mit seinem Leben anfängt. Was ist mein unsterblicher Beitrag als sterblicher Mensch, nicht nur für die Menschheit, sondern was kann ich beitragen, damit sich das ganze Universum erweitert? Dafür wurden Planck und sein Kollege Albert Einstein, der die gleiche Auffassung vertrat, vehement angegriffen, weil das Britische Empire Druck machte, in die Zeiten vor der Schwarzen Pest zurückzukehren. Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik war zum neuaristotelischen, unveränderbaren System geworden, worin alles immer mehr einem Gleichgewichtszustand zustrebt.

Plancks nachdrückliche Forderung, der Mensch und die Wissenschaft müsse vom Moralgesetz statt von falschen Dogmen bestimmt werden, war das Gegenteil von dem, was sich in der damaligen Wissenschaft abspielte. Typisch dafür war insbesondere die sogenannte Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik, die ebenfalls davon ausging, daß das Universum von seiner Grundnatur her zufällig und probabilistisch sei.

Planck sagte zu Beginn seine Rede - man beachte, es war August 1914 - mit den Worten: "Wir wissen nicht, was der nächste Morgen bringen wird." Wir befinden uns heute in einer sehr ähnlichen Situation. Auch wir wissen nicht, ob etwas Schreckliches geschehen wird, wodurch wir unser Vaterland verlieren. Eine Antwort darauf findet man aber nicht, indem man sagt, daß das, was passieren wird, das wahrscheinlichste sein wird. Das Wahrscheinlichste, das uns in den nächsten Wochen widerfahren wird, ist unsere Auslöschung in einem Atomkrieg! Wenn man also meint, im Universum sei das Wahrscheinlichste vorausbestimmt, so wird genau das eintreten!

Die menschliche Existenz beruht somit offensichtlich nicht auf der größten Wahrscheinlichkeit, sondern auf dem scheinbar Unwahrscheinlichsten, was aber auf moralischen Prinzipien fußt. Meiner Ansicht nach bedeutet dies, daß die Wissenschaft eigentlich ein ganz neues Konzept für ein anti-entropisches Potential entwickeln muß, ein Potential, das als Grundeigenschaft des Menschen und des Universums eine Tendenz zur Entwicklung von niedrigeren zu höheren Organisations- und Seinszuständen, ein kreatives Prinzip, beschreibt.

Nebenbei sei hier kurz angemerkt, daß der Begriff "Anti-Entropie" manchmal verwirrend erscheint, denn ich habe ja selbst eben geschildert, daß Clausius' Entropiebegriff ein unwahres Konzept ist. Warum sollte man dann sagen, daß das Universum in Wirklichkeit nicht das ist, was es nicht ist? Dadurch entsteht eine gewisse Verwirrung, wenn man von "Anti-Entropie" spricht. Doch da das Konzept von Entropie und der Zunahme der Entropie so tief verwurzelt ist, ist es ganz entscheidend, die Frage auch in diesem Rahmen so darzustellen. Irgendwann brauchen wir jedoch einen positiven Begriff, der Kreativität tatsächlich wissenschaftlich definiert. Ich schlage dafür den Begriff "Dynatropie" vor, für dynamische Veränderung. Warten wir es ab, ob er Fuß fassen wird.

Das bedeutet jedoch, daß wir auch einen neuen Potentialbegriff brauchen, mit der Eigenschaft, daß es neue Potentiale erzeugen kann. Darüber gäbe es viel zu sagen - aber um diese Vorstellung in diesem Zusammenhang zu verdeutlichen, überlegen wir am besten, wie der menschliche Geist arbeitet.

Menschliche Kreativität

Das aufschlußreichste Beispiel hierfür ist meines Erachtens Platons Menon-Dialog, worin Platon mit Menon, der ein wenig oligarchisch denkt, über das Wesen des Menschen diskutiert. Platon argumentiert, die Natur des Menschen sei im wesentlichen kreativ; er könne stets neue Dinge entdecken, sogar in sich selbst. Entdeckungen zu machen, sei eine dem menschlichen Geist innewohnende Eigenschaft. Der Mensch könne etwas völlig Neues schaffen, das sich dann weiter verändert.

Er führt in diesem Zusammenhang das Beispiel des kleinen Sklavenjungen an, dem er beibringt, wie man ein Quadrat verdoppelt. Er will zeigen, daß der Sklavenjunge selbst entdecken kann, wie man ein Quadrat verdoppelt, ohne daß er es ihm erklärt, sondern nur, indem er ihm Fragen stellt. Sie kennen wahrscheinlich diese Geschichte, wie der Sklavenjunge nur, indem ihm Fragen gestellt werden, das Quadrat verdoppelt, worüber er sich selbst sehr wundert, aber auch Menon, der gedacht hatte, der Junge wäre zu dumm, um eines der wichtigsten Prinzipien der damaligen Wissenschaft jemals zu lernen.

Was war aber dabei die eigentliche Entdeckung? Es war im Grunde nicht die Entdeckung, wie man ein Quadrat verdoppelt. Das hat der Sklavenjunge ja geschafft. Aber die eigentliche Entdeckung war die, wie der menschliche Geist funktioniert. Die große Entdeckung war, daß der Sklavenjunge bewiesen hat, daß er fähig war, sich zu verändern und etwas zu werden, was er vorher nicht gewesen war. Dieser Vorgang, der sich vor Menons Augen abspielte, veränderte auch Menon selbst, weil ihm klar wurde, daß sein Menschenbild falsch war. Letztlich veränderte sich bei Menon dann doch nichts, aber das ist eine andere Geschichte.

An diesem Beispiel und an der menschlichen Kreativität generell wird deutlich, daß es im menschlichen Geist eine Art anti-entropisches Potential gibt. Die neue Entdeckung ist noch nicht im Kopf drin, bevor sie entdeckt ist, aber sie ist das Ergebnis eines Potentials im Menschen, nicht ewig wie gewohnt fortzufahren, sondern völlig Neues zu schaffen. Wichtig dabei ist, wie Herr LaRouche stets betont hat, daß sich so etwas nicht einfach im Denken eines einzelnen abspielt, sondern daß solche Entdeckungen einzelner Menschen nur im Rahmen einer menschlichen Kultur möglich sind, die sich über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Generationen erstreckt.

Es herrscht also eine Art harmonische Wechselwirkung zwischen den schöpferischen Geistesfähigkeiten eines Individuums und der Kultur insgesamt über viele Generationen hinweg. Wir nehmen schöpferische Entdeckungen nicht durch Osmose in uns auf, sondern indem wir diese Entdeckungen in unserem Geist replizieren, und wir tragen eigene schöpferische Entdeckungen der Kultur bei. Dabei erfolgt die geistige Wirkung des Individuums auf das Universum nicht direkt, sondern nur durch die Entwicklung seiner Kultur. Somit steht die menschliche Kultur in ihrer Entwicklung zu immer höheren Stufen der Erkenntnis des Menschen und des Universums für das Konzept eines anti-entropischen Potentialfeldes.

Meiner Ansicht nach kamen die größten wissenschaftlichen Fortschritte in diese Richtung durch LaRouches Arbeiten und Durchbrüchen in der Wissenschaft der physischen Ökonomie, die das Fundament und das Konzept für das schufen, was ich heute ein anti-entropisches Potentialfeld nenne. Die Ursprünge davon finden sich jedoch bei Nikolaus von Kues, insbesondere in zwei Werken, in denen er sich über die Frage des Potentials äußert. Das eine heißt De Possest, ein Wort, das er aus dem lateinischen posse (können) und est (ist) ableitete. Ein späteres Werk nannte er Die höchste Stufe der Betrachtung, worin er sich auf "die Idee des Potentials an sich" bezieht. Cusa sagt, nicht im Ding, sondern im Potential liegt das ontologische Sein, die Realität.

Als Beispiel führt er das Leben an. Lebewesen existieren, deshalb gibt es Leben, aber das Leben allein erklärt nicht seine eigene Existenz. Was die Existenz von Leben erklärt, ist, daß es im Universum die Möglichkeit für Leben gibt. Solche Potentiale wie das Potential für Leben nennt er deshalb "Potentiale mit Hinzufügungen". Doch das wichtigste, die höchste Stufe der Betrachtung sei das, was er das Potential an sich nennt - das Potential, das ein Potential möglich macht. Warum leben wir in einem Universum, in dem es möglich ist, Dinge zu ermöglichen? Wenn man an die Macht des menschlichen Geistes denkt, so erkennt man, daß es genau das ist, was der menschliche Geist leistet.

Wenn man von dieser Natur des menschlichen Geistes ausgeht, kann man von diesem Standpunkt beginnen, ein wirkliches, mitteilbares Konzept eines anti-entropischen Potentialfeldes herzustellen. Wie LaRouche jedoch betont, stellt sich dabei das Problem, wie man eine solche Idee ausdrücken kann. Denn unsere gesamte Sprache, so geschickt man sich auch anstellt, basiert auf Sinneswahrnehmung. Die eigene Sprache, d.h. alle Wörter und alle Konzepte, die man benutzt, sind mit irgendeinem Gegenstand oder Vorgang verknüpft, den man über die Sinneswahrnehmung kennt. Bei bestimmten abstrakten Konzepten wie Gerechtigkeit, Wahrheit oder Liebe merkt man, daß dafür die direkte Sprache nicht ausreicht, sondern daß man Metaphern braucht, um solche Ideen auszudrücken. Und wir haben es den Dichtern und Künstlern zu verdanken, daß sie Ausdrucksformen entwickelt haben, mit denen wir Konzepte, die ganz außerhalb des Bereichs der Sinneswahrnehmung liegen, vermitteln können.

Das gleiche gilt jedoch auch für den Bereich der Wissenschaft, obwohl man meint, es dort mit konkreten Dingen - Dingen aus dem Bereich der Sinneswahrnehmung - zu tun zu haben, wie z.B. Supernovae oder Lebewesen. Auch in dieser Frage war LaRouche immer provokativ, wobei hoffentlich jeder zu schätzen weiß, wie provokativ, aber auch wie wahrhaftig er ist, was bis in die siebziger Jahre zurückreicht, als LaRouche ein Papier schrieb mit dem Titel "Poesie muß in der Wissenschaft die Mathematik ablösen".

Um das Konzept eines anti-entropischen Potentialfeldes auszudrücken, muß man deshalb das Prinzip der Metapher benutzen, wie es die großen Wissenschaftler getan haben.

Anti-entropisches Potential

Das Potentialfeld, das wir beschreiben wollen, hat das Potential, einen vorher nicht existierenden Zustand zu schaffen, einen notwendigen höheren Organisations- und Seinszustand. Diesem anti-entropischen Potentialfeld muß also eine Kraft innewohnen - dieselbe Kraft, die wir mit der Leidenschaft verbinden, die wir heute aufbringen müssen, um den festen Entschluß zu fassen, die Menschheit nicht aussterben zu lassen. Wir alle, die wir hier in diesem Raum sitzen, können uns einig sein, daß es besser ist, wenn Menschen zum Mars fliegen und die Menschheit sich weiterentwickelt, anstatt in den nächsten drei Wochen ausgelöscht zu werden, aber ohne die Leidenschaft, das auch Wirklichkeit werden zu lassen, wird eher das Wahrscheinliche und nicht unbedingt das Unwahrscheinliche eintreten.

Unsere Vorstellung eines anti-entropischen Potentialfeldes muß somit von Leidenschaft geprägt sein, und unsere Wissenschaft muß fähig sein, diese Frage von Leidenschaft und Kraft zu behandeln. Und da dies eine notwendige Transformation ist, muß das anti-entropische Potentialfeld einen Druck in Richtung auf höhere Organisationszustände des Seins ausüben. Das wird auch an der Frage der Evolution deutlich.

Damit verbunden ist auch eine Art Spannung, ein Widerstand des anti-entropischen Potentialfeldes gegen jedes Bemühen, Entropie zu schaffen und zu erhöhen. Die Grundeigenschaft des Universums ist nicht, daß die Entropie zunimmt, sondern daß sie im Gegenteil abnimmt, und es entsteht sofort eine Spannung, wenn versucht wird, die Entropie zu erhöhen.

Die von mir hier dargestellte Perspektive, die wir weiterentwickeln müssen, ist offensichtlich recht schwierig, und ich behaupte nicht, das Problem gelöst zu haben. Aber ich denke, wenn ich es auf diese Weise äußere, läßt sich vielleicht ein wissenschaftlicher Ansatz finden, um das Problem zu lösen.

Ich möchte hier nur kurz einige Konzepte ansprechen, die in meinen Augen hierfür geeignet sind, und dabei sollten wir wahrscheinlich auf die Person schauen, die am besten die Idee verkörpert, die Mathematik durch Poesie abzulösen - Bernhard Riemann. Er hat in allen seinen Arbeiten gezeigt, daß jeder Versuch, das menschliche Denken durch deduktive Mathematik auszudrücken, scheitern muß, und daß sämtliche deduktiven mathematischen Systeme völlig wertlos sind.

Seine grundlegende Arbeit, die er hierüber schrieb, die Theorie der Abelschen Funktionen, ist leider zu fachspezifisch, um sie hier darzustellen. In diesem Papier entwickelt Riemann die Idee mehrfach zusammenhängender Flächen (Konnektivität), um damit die Entwicklung eines Systems von einem niedrigen zu einem höheren Zustand, die Entwicklung eines Potentials von einem niedrigen zu einem höheren Potentialzustand auszudrücken.

Man sieht dies im noetischen Bereich, dem Bereich der menschlichen Kultur. Das heißt, wenn das menschliche Wissen über die Generationen durch die Entdeckung neuer wissenschaftlicher und künstlerischer Prinzipien anwächst, vermehrt sich die Konnektivität zwischen dem einzelnen Menschen, der Menschheit und dem Universum insgesamt.

Abb. 6: Karte der möglichen zukünftigen Entwicklung der Arktis

Man sieht dies auch am Beispiel der Wirtschaft. Anhand dieser Karte der arktischen Entwicklung (Abbildung 6), die wohl auch von Sky (Shields) stammt, sollten wir uns einfach die Beziehungen in der Wirtschaft vorstellen, bezogen auf den Zustand der Welt heute und den, wohin sie sich entwickelt. Was ist beispielsweise die Beziehung zwischen Tierra del Fuego und Shanghai? Was ist die Beziehung zwischen Berlin und Vietnam? Man kann sich die verschiedensten Verbindungen vorstellen: Seetransport, Lufttransport, Warenaustausch, unterschiedliche Arbeitsbedingungen usw. Was wäre aber, wenn wir die Welt einmal ganz anders betrachten und an die Pionierbereiche der Wirtschaftsentwicklung für die Zukunft der Menschheit denken?

Am besten wird dies an dem Programm für die arktische Entwicklung deutlich. Wenn man diese Region des Planeten betrachtet, ist sie derzeit ziemlich öde und leer. Doch wenn man die Erde vom Nordpol aus betrachtet, sieht man, daß da vieles zusammenkommt. Aus dieser Sicht wird deutlich, daß Länder, die man sich weit entfernt voneinander vorstellt, eigentlich enge Nachbarn sind. Wenn zum Beispiel ein Tunnel unter der Beringstraße mit entsprechenden Schnellbahnverbindungen gebaut wird, ändert sich die Konnektivität des gesamten Planeten, die Konnektivität der Menschheit. Wir schaffen einen höheren Entwicklungszustand, den es bisher nicht gegeben hat.

Das ist, wie gesagt, nur der Anfang dessen, wohin sich die Wissenschaft orientieren muß. Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik muß weg, und wir müssen dafür sorgen, daß sich die kreativen Köpfe in der Wissenschaft an die Arbeit machen und das Konzept eines anti-entropischen Potentialfeldes entwickeln. Um Riemanns Formulierung in seiner großartigen Habilitationsschrift etwas abzuwandeln: Dies führt hinüber in das Gebiet der Politik, und die heutige Veranlassung verlangt nachdrücklich, dieses zu betreten.