LaRouche-Mitarbeiterin im Iran
Parteichef der Demokraten sabotierte Wahlkampf
Dollar fällt -- Intervention von Bernanke & Greenspan
NATO-Gipfel in Riga
Papstbesuch in der Türkei erfolgreich
Krise in Südwestasien:
LaRouche zur Lage in Israel sowie im Iran und Irak
Der amerikanische Oppositionspolitiker Lyndon LaRouche hat gewarnt,
derzeit werde das Umfeld für einen israelischen Angriff auf
angebliche Kernwaffenanlagen im Iran vorbereitet, dem eine
Mobilisierung für einen größeren Angriff folgen würde. In den letzten
Wochen gab es etliche Belege für diese von US-Vizepräsident Cheney
ermutigten israelischen Angriffspläne, u.a. die Bemerkung von
Präsident Bush gegenüber dem französischen Präsidenten Chirac, die am
20. November in der israelischen Zeitung Ha'aretz zitiert wurde: "Ich
schließe die Möglichkeit nicht aus, daß Israel den Iran angreifen
wird, und wenn es das täte - hätte ich dafür Verständnis."
Der israelische Kommentator Gideon Samet warnte am 22. November
ausdrücklich vor einem solchen Angriff: "Schließen Sie Ihre Augen und
denken Sie über die Möglichkeit nach, daß Ministerpräsident Ehud
Olmert zusammen mit seinem Stabschef [Gen. Dan Halutz], dem Minister
für strategische Gefahren [Avigdor Lieberman] und seinen anderen
Beratern sein Gehirn bis zum äußersten anstrengt und sich
entschließt, gegen die iranische Atomgefahr vorzugehen - und stellen
Sie sich vor, was das für Sie bedeutet. Das ist der Mann, der für die
Leitung eines gescheiterten Krieges gegen ein Guerillaheer im Libanon
verantwortlich ist. Fühlen Sie sich da beruhigt?" Samet verweist auch
auf einen neuen Artikel von Seymour Hersh mit der Warnung, Cheney
plane weiterhin einen Angriff gegen den Iran. LaRouche schließt seine
Warnung vor einem von Cheney unterstützten israelischen Angriff gegen
den Iran mit dem Rat, man dürfe hier nicht "kinematisch" denken, d.h.
man dürfe sich nicht auf Ursache-Wirkung-Beziehungen im Kleinen
verlassen.
Zur Lage im Irak, die sich stetig weiter verschlechtert, sagte
LaRouche: "Die beste Chance, die US-Streitkräfte vor einem
unvorstellbaren Desaster in Südwestasien zu bewahren, ist die, die
gesamte bisherige Politik der jetzigen Regierung Bush über Bord zu
werfen und eine konzertierte Aktion durch Schlüsselnationen
Südwestasiens zusammenzubringen, die sich um eine kohärente
Stabilisierung der Beziehungen zwischen und innerhalb der Nationen
dieser Region bemüht. Das muß einschließen, umgehend normale
diplomatische Beziehungen mit der Gruppe der ,Ecksteinnationen' Iran,
Syrien und Türkei aufzunehmen, und ebenso, die jetzige israelische
Regierung in Kenntnis zu setzen, daß Israels Politik, eine
konstruktive Entspannung mit den Palästinensern zu verhindern, sofort
aufhören muß. Deshalb sind die USA verpflichtet, die klügeren,
vernünftigeren Stimmen in der israelischen Führung anzuerkennen, die
nicht vorhaben, sich erneut von der Klippe in den Abgrund zu stürzen.
Die USA müssen umgehend ihren 'lobbysicheren', unumstößlichen
Entschluß bekanntgeben, daß sie einen schnellen und erfolgreichen
,Madrid-II'-Prozeß wollen und entsprechend handeln werden. Sonst gibt
es keinen sicheren Ausweg, die US-Streitkräfte aus einer immer
verzweifelter werdenden Lage im Irak herauszuholen."
LaRouche-Mitarbeiterin im Iran
Muriel Mirak-Weißbach von der EIR-Redaktion führte in der vergangenen
Woche in Teheran mehrere insgesamt zweistündige Interviews mit der
Nachrichtenagentur IRIB. Das Gespräch mit Abdallah Bicharanlou von
IRIB behandelte ein breites Themenspektrum, von der US-Kongreßwahl
und ihren Folgen, der LaRouche-Bewegung in der amerikanischen
Politik, dem Kampf für eine Antsenthebung von George W. Bush und Dick
Cheney über Cheneys Plan einer "sunnitischen Allianz" und seine
kürzliche Saudi-Arabien-Reise bis hin zum sich anbahnenden
Zusammenbruch des Dollar-Systems, der eurasischen
Entwicklungsperspektive und vielem mehr. IRIB wollte auch viel über
die Hintergründe wissen, z.B. warum die Finanzoligarchie eine Politik
permanenter Kriege verfolge? Wie sei das Verhältnis der
amerikanischen zur britischen Regierung? Was könne der Iran tun, um
einen Angriff der USA und/oder Israels zu verhindern?
Jeff Steinberg von EIR veröffentlichte zwei Artikel zu Cheneys
"sunnitischer Allianz" und Reise nach Saudi-Arabien. Der Plan des
Weißen Hauses für eine "sunnitische Allianz" gegen den Iran und die
angebliche "schiitische Bedrohung" im Nahen/Mittleren Osten gehe auf
den britischen Arabienexperten Bernhard Lewis zurück, einen engen
Berater Cheneys in arabischen und islamischen Fragen, sowie auf Henry
Kissinger und George Shultz. Dieser Plan, ein Wunschtraum der Briten,
werde nicht nur in Südwestasien Chaos schaffen, er ziele auch auf die
Selbstzerstörung der USA.
Im Zusammenhang mit der antiiranischen "sunnitischen Allianz"
verweist Steinberg auf einen Artikel von Joshua Muravchik, eines
führenden neokonservativen Propagandisten und AEI-Mitarbeiters, in
der jüngsten Ausgabe des Magazins Foreign Affairs. Muravchik schrieb:
"Präsident Bush wird die Nuklearanlagen des Iran bombardieren müssen,
bevor er aus dem Amt scheidet. Es ist so gut wie unvorstellbar, daß
der Iran irgendwelche friedlichen Anreize akzeptieren wird, seinen
Drang zur Bombe aufzugeben. Seine Herrscher sind religiöse und
ideologische Fanatiker, die das, was sie für ihr Geburtsrecht auf
einen Großmachtstatus halten, nicht gegen einen Topf Linsen tauschen
werden. Selbst wenn die Dinge im Irak besser werden, wird ein nuklear
bewaffneter Iran alle dortigen Fortschritte zunichte machen... Das
weltweite Donnergrollen gegen Bush, wenn er abdrückt, wird
ohrenbetäubend sein und im Inland ein großes Echo finden... Wir
müssen jetzt den Weg geistig vorbereiten und vorbereitet sein, die
Aktion zu verteidigen, wenn sie erfolgt... Diese Verteidigung sollte
weltweit stattfinden. Es ist in den ideologischen Kriegen von heute
dringend notwendig, so etwas wie den Kongreß für Kulturelle Freiheit
aus dem Kalten Krieg zu haben, einen weitweiten Kreis von
Intellektuellen und öffentlichen Persönlichkeiten, die alle für die
Demokratie eintreten."
Parteichef der Demokraten sabotierte Wahlkampf
Amerikas Wähler brachten bei der Kongreßwahl am 7.11. ihre Empörung
über die Regierung Bush zum Ausdruck und gaben den Demokraten die
Mehrheit in beiden Kammern. Aber so schön dieser Erfolg auch ist --
Fakt ist, daß der Bundesvorstand der Demokraten (DNC) unter Howard
Dean die Chance vertat, den Demokraten eine noch größere, evtl. sogar
vetosichere Mehrheit im Repräsentantenhaus und eine stabilere
Mehrheit im Senat zu verschaffen. Darum ist in der Partei ein
riesiger Streit entbrannt. Am 15.11. löste der führende demokratische
Wahlstratege Carville einen großen Krach aus, als er beim "Frühstück"
der Zeitschrift Christian Science Monitor öffentlich Deans Rücktritt
verlangte. Carville trat mit dem demokratischen Demoskopie-Experten
Greenberg auf, der erklärte, die Demokraten hätten zwar 29 Sitze im
Haus hinzugewonnen (in einigen Wahlkreisen steht die Entscheidung
noch aus), aber in weiteren zwei Dutzend Wahlkreisen hätten die
Republikaner nur ganz knapp mit 51% oder weniger gewonnen. Mit einem
aggressiveren Wahlkampf hätten die Demokraten mindestens einige
dieser Sitze gewonnen. Dann hätten sie eine breitere Mehrheit im
Kongreß, und der Weg für einen demokratischen Sieg bei der
Präsidentschaftswahl 2008 stünde weit offen.
Carville wurde noch deutlicher. Gefragt, ob Parteichef Dean wegen
seines Führungsverhaltens bei dieser Kongreßwahl abgesetzt werden
sollte, antwortete er: "In einem Wort: Ja! Ich denke, man sollte ihn
verantwortlich machen... Sein Versagen war geradezu Rumsfeld-artig."
Der DNC habe zwar einen Kredit über 10 Mio.$ aufgenommen, aber davon
nicht einmal die Hälfte für den Wahlkampf verwendet. Mit den 6 Mio.$
aus der Parteikasse, die Dean nicht verwendete, hätten etliche
demokratische Kandidaten weitere Sitze gewinnen können.
Bushs Zustimmungswerte sind in den Umfragen seit Beginn seiner 2.
Amtszeit stetig gefallen, da er stur an seiner verheerenden Politik
festhielt. Jeder wußte, wie entscheidend diese Kongreßwahl 2006 sein
würde; daher begann schon im Frühjahr der Konflikt in der
Demokratischen Partei. Nach außen hin ging es um Deans Strategie,
mittelfristig mit DNC-Geldern in allen 50 Bundesstaaten die
Parteistrukturen auszubauen und weniger Geld für die Kongreßwahlen
auszugeben. Der Streit spitzte sich zu, als im August der Chef des
Senatswahlkomitees der Demokraten, Senator Schumer und sein Kollege
aus dem Repräsentantenhaus, Emanuel, Dean aufforderten, genausoviel
Geld für den Kongreßwahlkampf bereitzustellen wie der Vorstand der
Republikaner. Dean weigerte sich, da das seine Langzeitstrategie
beeinträchtige. Nach einem heftigen öffentlichen Streit mußte Dean
schließlich magere 2,4 Mio.$ für den Wahlkampf bewilligen.
Dean rächte sich, indem er seine liberalen Anhänger Carville
attackieren ließ. Dieser sei ein typischer "Insider", mit einer
Ehefrau, die Wahlkampfberaterin der Republikaner sei. Dean dagegen
kämpfe als "Mann der Basis" gegen die Washingtoner Betonköpfe. Der
erste, der Dean unterstützte, war der ehem. DNC-Chef Fowler, ein
notorischer Rassist, den LaRouche 1996 wegen Verstoßes gegen das
Wahlrechtsgesetz verklagt hatte. LaRouche sagte, er habe zwar nicht
mit Carville über dessen zutreffende Kritik an Dean gesprochen, er
sei jedoch nicht überrascht über die Vorwürfe. In den Wochen vor der
Wahl hatte LaRouche mit einer mutigen Flankenoperation in den
Wahlkampf interveniert: ca. 750 000 Pamphlete der
LaRouche-Jugendbewegung (LYM) lösten eine massive Steigerung der
Wahlbeteiligung der Jungwähler in den Altersgruppen von 18-30 Jahren
aus, sodaß der desorganisierte Wahlkampf der Demokraten, die zwei
Monate vor der Wahl auf eine glatte Niederlage zusteuerten, noch
herumgerissen wurde. Die 10 Mio. Jungwähler -- 2 Mio. mehr als bei
der letzten Kongreß-"Zwischenwahl" 2002 und mehr als bei den meisten
Wahlen der letzten 20 Jahre -- waren nach allgemeiner Einschätzung
der entscheidende Faktor beim Wahlsieg der Demokraten.
Dollar fällt -- Intervention von Bernanke & Greenspan
Angesichts des Immobilieneinbruchs in den USA und der erwarteten
Antwort der Federal Reserve in Form einer neuen Runde exzessiven
Gelddruckens fällt der US-Dollar rapide: Am 4.12. lag der Wechselkurs
zum Euro bei 1,33 -- das sind nur noch 4 Cent bis zum historischen
Tiefstand von 2004. Inzwischen ist der Dollar gegenüber dem Euro seit
20 Monaten gesunken, gegenüber dem Yen, der selbst seit Monaten immer
schwächer wird, seit drei Monaten und gegenüber dem britischen Pfund
sogar auf ein 14-Jahres-Tief. Im Verhältnis zum Euro büßte der Dollar
seit Jahresbeginn 11% ein. Der beste Maßstab für den Niedergang des
Dollar ist wahrscheinlich der Goldpreis, der von Ende Oktober bis
30.11. um fast 70$ auf 653$ je Unze gestiegen ist.
Im vergeblichen Versuch, den Dollarabstieg aufzuhalten, gab der
Federal-Reserve-Vorsitzende Ben Bernanke zu verstehen, daß
Zinserhöhungen der Fed unwahrscheinlich sind, indem er warnte, die
Inflation sei "unangenehm hoch". Außerhalb des Immobilienmarktes und
der Automobilbranche sei das Wirtschaftswachstum weiterhin "solide",
meinte Bernanke am 28.11. vor der Nationalen
Italienisch-Amerikanischen Stiftung in New York. Die "Verlangsamung"
der US-Wirtschaft verlaufe weitgehend wie geplant und werde zu
"moderaterem" Wachstum führen. Offenbar sei der Häusermarkt dabei,
sich zu stabilisieren, so Bernanke, und es gebe wenig Hinweise
darauf, daß der schwache Immobilienmarkt sich in größerem Maße auf
die Verbraucherausgaben oder die Gesamtbeschäftigung auswirke.
Am selben Tag behauptete der frühere Fed-Chef Alan Greenspan vor
einer Investorenkonferenz der Investmentbank Friedman, Billings,
Ramsey Group in New York erneut, bei der Talfahrt des
Immobilienmarkts sei das Schlimmste überstanden. Trotz aller dieser
Reden fiel der Dollar weiter.
Das International Institute of Economics (IIE) und das American
Enterprise Institute (AEI) begrüßten den Dollarfall gar als "gutes
Zeichen". Der AEI-Ökonom Desmond Lachman sagte, bisher sei der Fall
"vernachlässigbar", gemesen an dem, was "notwendig " sei. C. Fred
Bergsten vom IIE hatte auf eine Frage von EIR hin erklärt, ein Fall
um 20% sei erforderlich und würde mit einer Verzögerung von zwei
Jahren einen beträchtlichen Anstieg der US-Exporte nach sich ziehen.
Lyndon LaRouche betonte am 29.11., wenn der Dollar zusammenbreche,
werde auch das ganze Weltfinanzsystem einbrechen, da der Dollar als
Weltreservewährung diene. Wenn der Rückgang 20% erreiche, werde er
sich bald auf 30% ausweiten, und dann sei der Crash da. Man müsse
eingreifen, um das zu verhindern, und die einzige wirksame Lösung
bestehe in einem umfassenden Konkursverfahren in den USA und
international. Alle halbherzigen Maßnahmen seien zum Scheitern
verurteilt, man müsse einsehen, daß das ganze System bankrott ist.
NATO-Gipfel in Riga
Auf dem NATO-Gipfel in der lettischen Hauptstadt Riga am 28.-29.11.
übte die amerikanische Regierung Bush, gestützt von den Niederlanden,
Kanada, Dänemark und Polen, massiven Druck aus, das ehemals
"nordatlantische" Bündnis zu globalisieren. Insbesondere die
kontinentaleuropäischen NATO-Verbündeten wurden gedrängt, ihre
militärischen Aktivitäten in Afghanistan zu verstärken, und es gab
ernsthafte Versuche, die Rolle der NATO im Nahen und Mittleren Osten
auszuweiten.
Über die Forderung nach einer Verstärkung der NATO-Truppen für
Kampfeinsätze im Süden Afghanistans kam es zu keiner Einigung. Die
wichtigen europäischen NATO-Mitglieder Deutschland, Frankreich,
Italien und Spanien machten deutlich, daß sie für
US-britisch-kanadisch-holländische Kampfeinsätze in Südafghanistan
weder zusätzliche Truppen entsenden, noch aus den bereits im Land
stationierten Kontingenten zur Verfügung stellen werden -- es sei
denn in "akuten Notlagen". Das einzige Land außer den USA, das sich
bereit erklärte, mehr Truppen zu entsenden, war Polen.
NATO-Oberbefehlshaber Gen. James Jones mußte sich bei
Pressekonferenzen in Riga auf ein "Wir werden sehen " beschränken.
Der Unterstaatssekretär im US-Außenministerium Nicholas Burns sagte
Reportern, die mit Präsident Bush nach Riga reisten, das Ziel des
Gipfels seien neben der Ausweitung der Afghanistan-Einsätze engere
Sicherheitsbeziehungen der NATO zu den wichtigsten Verbündeten der
USA im pazifischen Fernen Osten -- Japan, Australien, Südkorea und
Neuseeland -- sowie am Persischen Golf und im östlichen Mittelmeer.
Burns bezog sich besonders auf die Mitgliedstaaten des
Golf-Kooperationsrates GCC -- Saudi-Arabien, Kuwait, Quatar, Bahrein
und Oman. Die GCC-Mitglieder Quatar und Kuwait verhandeln nach
Aussage einer gutinformierten arabischen Quelle bereits mit der NATO
inoffiziell über verstärkte militärische Zusammenarbeit. Den
Hintergrund des Vorstoßes für Zusammenarbeit von NATO und GCC bilden
die anti-iranische "Sunnitische Koalition" sowie die Pläne für einen
militärischen Angriff auf den Iran. Für die NATO könnte eine
politische und/oder militärische Rolle für die "Sicherung eines
geordneten Rückzugs" der US-Truppen aus dem Irak in Frage kommen.
Unterhalb der Ebene einer formalen NATO-Mitgliedschaft soll die
militärische Zusammenarbeit mit nordafrikanischen und
Nah-Mitteloststaaten aus der NATO-Mittelmeer-Dialoggruppe (MDG)
erweitert werden. Kurz vor dem Rigaer Gipfel unterzeichnete Israel
ein "Individuelles Kooperationsprogramm" (ICP) mit der NATO. Ähnliche
Abkommen mit Ägypten und Marokko werden bald erwartet. Weiter einigte
sich die NATO darauf, den drei Balkanstaaten Serbien, Montenegro und
Bosnien-Herzegowina eine "Partnerschaft für Frieden" anzubieten.
Papstbesuch in der Türkei erfolgreich
Die Türkeireise von Papst Benedikt XVI. vom 28.11.-1.12. bildet einen
Meilenstein auf dem Weg der Vertiefung des interreligiösen Dialogs.
Diejenigen, die gehofft hatten, über die Rede des Papstes in
Regensburg einen "Krieg der Kulturen" anzetteln zu können, fanden
sich fast völlig in der Defensive.
In der türkischen Hauptstadt Ankara wurde der Papst vom
Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan herzlich begrüßt. "Ich habe
ihm gesagt, daß der Islam eine Religion des Friedens, der Toleranz
und der Liebe ist. Und ich habe gesehen, daß er diese Auffassung
teilt", erklärte der türkische Ministerpräsident. Beim Treffen mit
dem Präsidenten des Amts für Religionsangelegenheiten, Ali
Bardokoglu, der im September den Papst nach dessen Rede in der
Universität Regensburg voreilig als "neuen Kreuzfahrer" diffamiert
hatte, betonte Benedikt XVI.: "Christen und Muslime gehören zur
Familie derer, die an einen Gott glauben." Der beste Weg
voranzukommen, sei der "authentische Dialog". Dieser müsse auf dem
Glauben basieren und vom ehrlichen Wunsch geleitet sein, einander
besser kennenzulernen, Unterschiede zu respektieren und
Gemeinsamkeiten zu erkennen. Ein Höhepunkt der Papstreise war sein
gemeinsames Gebet mit dem Großmufti von Istanbul in der "Blauen
Moschee".
Von großer Bedeutung war die Begegnung mit dem ökumenischen
Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel und die gemeinsame
Erklärung beider Würdenträger, in der sie den Geist "brüderlicher
Liebe und Wahrheit" beschwören, um den Tag vorzubereiten, "wo wir die
volle Einheit wiederhergestellt sehen werden". Der Papst erinnerte
dabei an die Bemühungen seiner Vorgänger zur Überwindung des
tragischen "Schismas " und "Anathemas" von 1054, der die katholischen
und die orthodoxen Christen entzweite. Dazu gehörte das Treffen vom
Januar 1964 in Jerusalem zwischen Papst Paul VI. und dem Patriarchen
Athenagoras. Beide sprachen damals in ihren Briefen vom "Gott der
Liebe" als dem einigenden Band zwischen den Kirchen. Papst Benedikt
erinnerte auch an den 7.12.1965. Damals hatten sich am Ende des
Zweiten vatikanischen Konzils Papst Paul VI.in Rom und der Patriarch
von Konstantinopel in Istanbul gegen die 1054 ausgesprochene
Exkommunikation gewandt.
Beide Kirchenführer betonten heute, vereint müsse die Aufmerksamkeit
beider Kirchen besonders auf die Orte in der Welt gelenkt werden, wo
Christen, aber auch andere unter "Armut", "Krieg" und "Terrorismus"
leiden. In gemeinsamen Aktionen müsse man sich für die Verteidigung
der "Menschenrechte" einsetzen. Diese Rechte gründeten auf einem
Menschenbild, das den Menschen als "Ebenbild Gottes " betrachtet.
Alles müsse unternommen werden, um die Achtung dieser Menschenrechte,
insbesondere des "Recht auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Entwicklung" zu gewährleisten. Am Schluß der Erklärung wird vor allem
auf die aktuelle Lage im Nahen Osten hingewiesen: Mit Sorge betrachte
man die Entwicklungen im Nahen Osten: "Wir sind getragen von dem
brennenden Wunsch, daß der Frieden und das herzliche Einvernehmen
zwischen den Völkern, Kirchen und Religionen wiederhergestellt wird."