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  29. November 2006   Newsletter  

Attackiert eine angeschlagene Regierung den Iran?
Hintergrund zur Ermordung Gemayels
"Transsibirische Landbrücke zwischen Asien und Europa"
Der Hintergrund des Litwinenko-Mordes
Afghanischer Albtraum
Währungen und andere Anomalitäten auf den Finanzmärkten

LaRouche zu Israel, Iran und Irak

Lyndon LaRouche hat gewarnt, derzeit werde das Umfeld für einen israelischen Angriff auf angebliche Kernwaffenanlagen im Iran bereitet, dem eine Mobilisierung für einen größeren Angriff folgen würde.

In den letzten Wochen gab es etliche Belege für diese von US-Vizepräsident Cheney ermutigten israelischen Angriffspläne, u.a. die Bemerkung von Präsident G.W. Bush gegenüber dem französischen Präsidenten Jacques Chirac, die am 20.11. in der israelischen Zeitung Ha'aretz zitiert wurde: "Ich schließe die Möglichkeit nicht aus, daß Israel den Iran angreifen wird, und wenn es das täte -- hätte ich dafür Verständnis." Der Kommentator Gideon Samet warnte am 22.11. vor einem solchen Angriff: "Schließen Sie Ihre Augen und denken Sie über die Möglichkeit nach, daß Ministerpräsident Ehud Olmert zusammen mit seinem Stabschef [Gen. Halutz], dem Minister für strategische Gefahren [Lieberman] und seinen anderen Beratern sein Gehirn bis zum äußersten anstrengt und sich entschließt, gegen die iranische Atomgefahr einzugreifen -- und stellen Sie sich vor, was das für Sie bedeutet. Das ist der Mann, der für die Leitung eines gescheiterten Krieges gegen ein Guerillaheer im Libanon verantwortlich ist. Fühlen Sie sich da beruhigt?" Samet verweist auch auf einen neuen Artikel von Seymour Hersh mit der Warnung, Cheney plane weiterhin einen Angriff gegen den Iran.

LaRouche schließt seine Warnung vor einem von Cheney unterstützten israelischen Angriff gegen den Iran mit dem Rat, man dürfe hier nicht "kinematisch" denken, d.h. man dürfe sich nicht auf Ursache-Wirkung-Beziehungen im Kleinen verlassen.

Zur Lage im Irak, die sich stetig weiter verschlechtert, sagte LaRouche: "Die beste Chance, die US-Streitkräfte vor einem unvorstellbaren Desaster in Südwestasien zu bewahren, ist die, die gesamte bisherige Politik der gegenwärtigen Regierung Bush über Bord zu werfen und ein Konzert von Schlüsselnationen Südwestasiens für eine kohärente Stabilisierung der Beziehungen zwischen und innerhalb der Nationen dieser Region zusammenzubringen. Das muß einschließen, umgehend normale diplomatische Beziehungen mit der Gruppe der ,Ecksteinnationen' Iran, Syrien und Türkei aufzunehmen, und ebenso, die gegenwärtige israelische Regierung in Kenntnis zu setzen, daß Israels Politik, eine konstruktive Entspannung mit den Palästinensern zu verhindern, sofort enden muß. Deshalb sind die USA verpflichtet, die klügeren, vernünftigeren Stimmen in der israelischen Führung anzuerkennen, die nicht vorschlagen, sich wieder von der Klippe in den Untergang zu stürzen. Die USA müssen umgehend ihren lobby-sicheren, unumstößlichen Entschluß bekanntgeben, daß sie einen schnellen und erfolgreichen ,Madrid-II'-Prozeß wollen und entsprechend handeln werden. Sonst gibt es keinen sicheren Ausweg, die US-Streitkräfte aus einer zunehmend verzweifelten Lage im Irak herauszuholen."

Muriel Mirak-Weissbach von EIR hat LaRouches Analyse und Lösungsvorschläge für die Lage in Südwestasien und in den USA nach dem Wahlsieg der Demokraten in zwei ausführlichen Interviews mit dem staatlichen iranischen Radiosender IRIB beschrieben. Frau Mirak-Weißbach besucht derzeit den Iran.

Attackiert eine angeschlagene Regierung den Iran?

Der New Yorker vom 27. November enthält einen ausführlichen Artikel des Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh mit dem Titel "Der nächste Akt -- ist es unwahrscheinlicher, daß eine angeschlagene Regierung den Iran angreift, oder wahrscheinlicher?" Unter Berufung auf Quellen in den Geheimdiensten und im Pentagon schreibt Hersh, daß Vizepräsident Cheney und die ihn unterstützenden Neocons -- namentlich nennt er Muravchik, Bolton und Wurmser -- weiterhin einen Angriff auf den Iran planen, auch wenn sich das Desaster im Irak immer weiter verschlimmert. Wurmser und andere in Cheneys Büro argumentierten, daß ohne einen Regimewechsel im Iran keine Beilegung des Irakkonflikts möglich sei. Ein Angriff auf den Iran werde als unvermeidlicher nächster Schritt betrachtet -- "so, wie man seine Wette verdoppelt".

Hersh zitiert Beamte von CIA und Pentagon, die "Bush-Senior-Gruppe", der Baker, Scowcroft und die "Irak-Studien-Gruppe" sowie Gates zugerechnet werden, sei wohl nicht stark genug, um Cheneys Kriegsdrang aufzuhalten. Hersh zitiert einen (ungenannten) Pentagon-Beamten: "Bush ist sechs Jahre lang Cheneys Rat gefolgt, und die Frage ist: Wird er weiter Cheney seinem Vater vorziehen. Wir werden es bald wissen." Über Gates schreibt Hersh: "Sobald Gates im Pentagon ist, wird er mit dem Iran, Irak, Afghanistan, Rumsfelds Erbe und Dick Cheney kämpfen müssen."

Hersh berichtet, Teilnehmer eines Treffens des Nationalen Sicherheitsrats mit Cheney Anfang Oktober hätten ihm gesagt, Cheney habe betont, daß die Pläne für einen Angriff auf den Iran vom Ergebnis der Kongreßwahl nicht beeinflußt würden. "Sollten die Demokraten am 7. November gewinnen, so der Vizepräsident, dann werde dieser Sieg die Regierung nicht von einer militärischen Option gegen den Iran abbringen." Alle Beschränkungen militärischer Aktionen gegen den Iran durch den Kongreß könne das Weiße Haus umgehen. " Zu diesen Kontrollmechanismen gehören die "Boland-Beschränkungen", mit denen der Kongreß 1982 illegale Maßnahmen der Regierung Reagan in Mittelamerika eingedämmt hatte.

Es gebe jedoch auch in der Demokratischen Partei Unterstützung für einen Militärschlag gegen den Iran, schreibt Hersh: "Wenn die Regierung Bush militärische Maßnahmen gegen den Iran ergriffe, würde sie sowohl von Demokraten wie von Republikanern unterstützt werden. Die Senatoren [Hillary] Clinton und Bayh, die Präsidentschaftsambitionen haben, hätten gewarnt, man dürfe nicht zulassen, daß der Iran die Bombe bekomme, und, wie [Hillary] Clinton dieses Jahr erklärte: ,wir können keine Option vom Tisch nehmen.' Auch Howard Dean, der Chef des Demokratischen Nationalkomitees, hat diese Ansicht unterstützt."

Bei dem erwähnten Treffen des Nationalen Sicherheitsrats, so Hershs Gewährsmänner, hätten Cheney und seine Mitarbeiter ein CIA-Papier verworfen, in dem es hieß, die CIA könne nicht feststellen, ob der Iran nach Kernwaffen strebe. "Die Einschätzung der CIA warnte das Weiße Haus, es sei ein Fehler, aus der Tatsache, daß man kein geheimes Kernwaffenprogramm gefunden habe, nur zu schließen, daß die Iraner ihr Programm gut versteckt hätten... Aber einige Personen im Weißen Haus, auch in Cheneys Büro, machen genau diese Annahme, daß ,der Mangel an Beweisen bedeutet, daß sie [die Iraner] etwas haben müssen', sagte der ehemalige Beamte. Cheney behauptet: ,Wir brauchen keine heiße Spur, wir brauchen nur eine gute Basis für die Fortsetzung der Mission.' Um den CIA-Bericht zu entkräften, produzierten Cheneys Mitarbeiter und Beamte im Pentagon Gerüchte über einen mysteriösen ,israelischen HumInt-Quellenbericht', demzufolge der Iran mit ,Atombombenzündern' experimentiert."

Bei einem Auftritt in der CNN Late Edition konzentrierte sich Hersh am 16.11. fast ganz auf Cheney, der auf einer harten Haltung gegenüber dem Iran bestehen werde, die zu einem Krieg gegen den Iran führen könne. Hersh betonte, die Aussicht auf einen Militärschlag der USA gegen den Iran sei nach Einschätzung seiner militärischen und geheimdienstlichen Quellen jetzt genauso groß wie vor der Wahl. Man dürfe Cheney niemals unterschätzen.

Hintergrund zur Ermordung Gemayels

Ein Blick auf die Ereignisse in den Tagen vor der Ermordung des libanesischen Falangisten und Industrieministers Pierre Gemayel veranlaßte jeden aufrichtigen Beobachter dazu, eine syrische Beteiligung auszuschließen. Am Tag vor der Ermordung Gemayels hielt sich der syrische Außenminister Wallid Muallem zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern im Irak auf. Gleichzeitig wurde Syrien vom früheren US-Außenminister James Baker noch vor der Veröffentlichung der Forderungen der von Baker geleitete Irak-Studiengruppe (ISG) hofiert.

Aber natürlich wurde Syrien als der "übliche Verdächtige" für die Ermordung Gemayels verantwortlich gemacht. US-Präsident George W. Bush griff "Versuche Syriens, des Iran und deren Verbündete" an, "Instabilität und Gewalt in diesem wichtigen Land [Libanon] zu schüren". Vor amerikanischen Soldaten in Hawaii erklärte er auf seiner Rückreise aus Asien, "Syriens Weigerung, seine anhaltenden Bemühungen aufzugeben, die demokratisch gewählte Regierung des Libanon zu destabilisieren" sei eine Verletzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates.

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte der libanesische Drusenchef Walid Dschumblatt, der erst kürzlich mit US-Vizepräsident Dick Cheney in Washington zusammengetroffen war: "Ich glaube, daß das syrische Regime dahinter steckt... Sie haben einen Minister und Abgeordneten getötet, um dem libanesischen Volk Angst einzujagen. Ich klage vor allem das syrische Regime an." Auf die Frage, ob französischer und amerikanischer Druck Syrien nicht zur Zusammenarbeit bewegen könnte, entgegnete er: "Dies war von Anfang an ein Regime von Mördern, und niemand kann diese Leute dazu bringen, ihre Methoden zu ändern. Der Herr von Damaskus ist ein böser und kranker Mann. Daran wird auch die Diplomatie nichts ändern... Die Hisbollah ist da, sie ist ein Staat im Staate. Sie steht in syrischen Diensten und wird vom Iran bezahlt."

Lyndon LaRouche verwies in einer Stellungnahme zur Gemayel-Ermordung auf die Rolle Dick Cheneys und der israelischen Mafia sowie auf jüngste israelische Prvokationen wie die Konfrontationen mit französischen UNIFIL-Truppen im Libanon und die Bedrohung von deutschen Kriegsschiffen im Mittelmeer, die sich dort im Rahmen der libanesischen UN-Friedensmission aufhalten. Dieses Verhalten dokumentiere den "Geisteszustand" bestimmter Gruppen in der israelischen Führung.

"Transsibirische Landbrücke zwischen Asien und Europa"

Bei Gesprächen in beijing am 21.11. haben die Vorstandschefs der Eisenbahnunternehmen Deutschlands, Rußlands und Chinas -- Hartmut Mehdorn, Wladimir Jakunin und Liu Zhijun -- eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit bei der entwicklung einer Eisenbahnfrachtsroute unterzeichnet, die die ostküste Chinas mit der Westküste Europas verbinden soll.

Diese Vereinabrung ist eine Absichtserklärung. Da sich alle drei Eisenbahnunternehmen in Staatsbesitz befinden, hat sie praktisch zwischenstaatlichen Charakter; die einzige Möglichkeit, solche gigantischen Verkehrsprojekte tatsächlich zu verwirklichen.

Mehdorn erklärte, die koordinierte Investition in die Verbesserung der schon vorhandenen Schieneninfrastruktur und in die Zusammenarbeit mit großen chinesischen Häfen wie Shanghai und Hongkong diene dazu, "eine transsibirische Landbrücke zwischen Asien und Europa" bis Ende 2010 entstehen zu lassen. Ab 2011 sollen dann zehn Millionen standardisierter 20-Fuß-Container jährlich zwischen China und Europa hin und hertransportiert werden. Die gesamte Strecke nimmt etwa zehn Tage in Anspruch. Containerschiffe brauchen für die Strecke Shanghai-Hamburg derzeit 30 Tage.

Der deutsche Anteil beläuft sich auf 2 Mrd. Euro, von denen allein 1,2 Mrd. in den Bau moderner Frachtbahnhöfe entlang der eurasischen Route fließen, Dies wird die Ent- und Beladezeiten verringern, so daß die deutlichen Verspätungen, die heute immer noch ein Hindernis für eine Ausweitung des Frachtverkehrs auf der transsibirischen Eisenbahn darstellen, aufhören.

Der Hintergrund des Litwinenko-Mordes

Die Darstellung, nach der der russische Präsident Wladimir Putin den Mord an Alexander Litwinenko in London "angeordnet" hat, ist so durchsichtig, daß sich inzwischen selbst einige britische Medien wie z.B. der Daily Telegraph fragen, ob Litwinenko nicht vielleicht "geopfert" wurde, um Putin zu schaden. Relevant für den Fall sind die folgenden Fakten:

1. Der Zeitpunkt: Der Litwinenko-Fall eskalierte unmittelbar nachdem Rußland und Großbritannien ein Auslieferungsabkommen schlossen, das es ermöglichen wird, den russischen Oligarchen Boris Beresowskij und den tschetschenischen Rebellenführer Achmed Sakajew an Rußland auszuliefern. Die Nachricht vom Tod Litwinenkos wurde am 23. November bekannt -- genau während des EU-Rußland-Gipfeltreffens in Helsinki, an dem Putin teilnahm. Dadurch erhielt der Fall das größtmögliche Echo.

2. Sämtliche Freunde Litwinenkos stehen in Beresowskijs Sold. Litwinenkos Freund und Nachbar Sakajew brachte ihn ins Krankenhaus, nachdem sich Symptome einer Vergiftung zeigten. Beide lebten in Häusern, die ihnen Beresowskij zur Verfügung gestellt hat. Litwinenko wurde im Krankenhaus von dem russischen Filmproduzenten Andrej Nekrassow besucht, der derzeit zusammen mit David Satter vom Hudson Institute einen Dokumentarfilm über Rußland dreht. Litwinenkos PR-Manager war Lord Timothy Bell, der ebenfalls von Beresowskij bezahlt wird. Bell war auch PR-Mann für Lady Thatcher, als sie Premierministerin war, sowie für Lord MacAlpine, als dieser vor mehreren Jahren als Gastgeber der tschetschenischen Rebellenregierung fungierte.

3. Alle Erklärungen und Interviews, die Litwinenko von seinem Sterbebett aus gab und in denen er Putin für seinen Tod verantwortlich machte, wurden von Alex Goldfarb veröffentlicht, einem Russen, der auch Direktor von Beresowskijs Internationaler Stiftung für Bürgerliche Freiheiten in New York ist. Zuvor war Goldfarb für eine der Stiftungen von George Soros tätig.

4. Eine äußerst dubiose Rolle in dem Fall spielte Mario Scaramella, ein zweifelhafter Italiener, der Litwinenko in einem Londoner Restaurant traf und Scotland Yard sagte, er habe Litwinenko darüber informiert, daß er -- neben Scaramella selbst und Beresowskij -- auf der gleichen Todesliste stehe wie die ermordete russische Journalistin Politkowskaja. Putin habe, so Scaramella gegenüber Scotland Yard, ein Team des Geheimdienstes FSB mit dieser Mordliste entsandt. Scaramella nannte den früheren FSB-Beamten Jewgenij Limarew als Quelle seiner Informationen, der in Paris und Venedig lebt. Limarew dementierte Scaramellas Bericht jedoch sofort in einem Interview mit der Tageszeitung La Repubblica.

5. Scaramella ist Teil eines privaten Geheimdienstnetzwerks, das sich rühmt, mit US-Vizepräsident Dick Cheney in Verbindung zu stehen. Scaramella arbeitet für das in Washington ansässige Präventionsprogramm gegen Umweltkriminalität (EPP), das Limarew zufolge "institutionelle Unterstützung im Militärgeheimdienst" hat. Limarew berichtet, Scaramella habe ihm gesagt, sie könnten sich "auf Dick Cheneys Team im Weißen Haus verlassen." Scaramella versuchte über das EPP, Limarew und Litwinenko gefälschte Dossiers gegen italienische Kriegsgegner zu verbreiten, die dem "Mythrochin"-Untersuchungsausschuß des italienischen Parlamentes zugeleitet werden sollten. Scaramella ist Berater des Ausschuß-Vorsitzenden Paolo Guzzanti.

6. Quellen in Rußlands Regierung und Medien verweisen auf Beresowskij als möglichen Verantworltichen für den Mord. "Wenn man die Frage stellt, wer an alle dem am meisten profitieren könnte, kann die Antwort nur Beresowskij lauten", zitierte die Sunday Times am 26.11. eine Quelle im Kreml. Komsomolskaja Prawda schrieb "Sein Tod ist im Interesse derer, die die Beziehungen zwischen Rußland und dem Westen vergiften wollen."

7. Bei einer Pressekonferenz in Helsinki erwähnte Putin zum dritten mal öffentlich den Mord an dem Journalisten Paul Klebnikow (ein Schwiegersohn von John Train und enger Verbündeter Beresowskijs). In Bezug auf den Politkowskaja-Mord sagte Putin: "Wir müssen auch über andere Morde dieser Art nachdenken. Auch ein anderer Journalist, der Amerikaner Paul Klebnikow, wurde ermordet. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet und der Fall vor Gericht gebracht. Leider wurden die Angeklagten von der Jury freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren wieder aufgenommen. Aber wir dürfen auch die politischen Verbrechen in anderen Ländern nicht vergessen, zu denen politische Morde in anderen Ländern Europas gehören."

Afghanischer Albtraum

Im Vorfeld des NATO-Gipfeltreffens in Riga am 28.-29-11 wurde erheblicher Druck auf Deutschland ausgeübt, NATO-Kräfte (vor allem aus den USA, England, Kanada und den Niederlanden) im Kampf gegen die sich verschärfenden "Taliban"-Aufstände in Südafghanistan zu verstärken. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank Steimmeier haben vor dem Bundestag deutlich gemacht, Deutschland werde diesen Forderungen nicht nachkommen und weder Kampftruppen noch Personal für logistische Operationen im Zusammenhang mit den Wiederaufbaugruppen Provinzen (PRT) entsenden; stattdessen wurden die NATO-Partner aufgefordert, ihre Militärstrategie zu überdenken.

In Interviews mit dem Radiosender Deutschlandfunk und der Süddeutschen Zeitung bestätigte der Generalinspekteur der Bundeswehr Gen. Wolfgang Schneiderhan den Druck auf Deutschland und andere Nationen, sich militärisch in Südafghanistan zu engagieren. Dies stehe auch auf der Tagesordnung des NATO-Gipfels in Riga. Schneiderhan sagte weiter: "Aber ich rate dringend davon ab, das ganze Thema reflexhaft auf die Frage zu reduzieren, ob wir 1000 Mann mehr im Süden brauchen. Unsere Herausforderung heißt, den zivilen Wiederaufbau militärisch konsequent abzusichern. Dazu muß den Menschen im Süden und im Osten vermittelt werden, daß Isaf Zukunft bringt durch Wasser, Strom, Straßen und Schulen." Auf die vor allem von britischen Politikern geäußerten Vorwürfe, die Deutschen tränken Bier, während die britischen und kanadischen Soldaten im Kampf stürben, entgegnete Schneiderhan: "Das ist eine unverschämte Diskussion. Es läuft mir kalt den Rücken herunter, wenn man jetzt anfängt, die Leistung einzelner Nationen an der Zahl der Toten festzumachen. Schon jetzt sind im Süden und Osten 20000 Mann eingesetzt. Und da will man mir ernsthaft einreden, dass 1000 Mann zusätzlich das Problem lösen?"
Deutsche Militärfachleute erklärten gegenüber EIR, die Forderung "Deutsche Soldaten in den Süden" sei nur ein Vorgeschmack auf Forderungen im kommenden Jahr, NATO-Truppen in den Irak zu entsenden. Die amerikanische und die britische Regierungen hätten bereits"informell" gefordert, die "NATO Response Force" in den Irak zu entsenden, um einen geordneten Abzug der amerikanischen und britischen truppen aus dem irak 2007 zu sichern. Den Deutschen sei gesagt worden, Eine Weigerung der Entsendung der NATO-Kräfte hätte verheerende strategische Konsequenzen für den Westen als ganzen. Der Experte sagte weiter, die Forderung nach einem Einsatz von NATO-Kräften im Irak werde auch von verschiedenen Demokraten im US-Kongreß unterstützt.

Währungen und andere Anomalitäten auf den Finanzmärkten

In Erwartung eines schweren Immobilienkrachs 2007 und einer weiteren Ausweitung der Geldmenge durch die US-Notenbank als Reaktion auf diesen Crash verliert der Dollar weiter an Wert. Am 27.11. sank der Wechselkurs des Dollar zum Euro auf 1,31$, den tiefsten Stand seit 18 Monaten und ein Verlust um 10% seit Jahresbeginn. Gegenüber Gold stürtze der Dollar in den letzten Wochen sogar noch viel schneller. Das internationale "Absturz-Verhinderungsteam" intervenierte am 22.11., aber dieser Rettungsversuch hielt nur einen Tag. An diesem Tag sickerte das Gerücht auf den Märkten durch, die achköpfige Arbeitsgruppe des Internationalen Währugnsfonds (IWF), die Optionen zur Verbesserung der Finanzlage des Fonds ausarbeiten soll, werde umfangreiche Verkäufe aus der Goldreserve des Fonds empfehlen. Der IWF hält die drittgrößten Goldreserven weltweit. Dem achtköpfigen Gremium gehört u.a. auch der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan an.

Praktisch zur gleichen Zeit sprach der geschäftsführende IWF-Direktor Rodrigo Rato über eine bevorstehende Dollarkrise. Vor dem Ökonomen-Kolleg im Madrid am 23.11 erzählte er zwar auch den üblichen Unsinn über die angeblich rasch "wachsende Weltwirtschaft", fügte aber dann hinzu, es gebe "verschiedene Risiken, die die Entwicklung der Weltwirtschaft gefährden könnten". Zu diesen Risiken zählte er eine "rasche Abkühlung" des amerikanischen Immobilienmarktes, die verheerende Folgen hätte.

Am 27.11. schrieb Ambrose Evans-Pritchard im Daily Telegraph: "Vor vier Jahren wurde eine kleine ,Zelle' in der EU-Kommission aufgefordert, auf Drängen von Paris einen Bericht zu erstellen, der die rechtlichen Grundlagen für eine EU-Abkommen über Devisenkontrollen wie in den 70er Jahren untersuchen sollte. Man kam zu dem Schluß, Brüssel könne den Gesetzen entsprechend Kapitalströme in die EU und aus ihr hinaus sowie innerhalb der EU einfrieren. Dies sei auf der Grundlage einer ,qualifizierten Mehrheit' der EU-Finanzminister möglich, wobei England kein Vetorecht genieße. Einer der Verfasser erklärte mir gegenüber, es sei dabei nicht um eine abstrakte Überlegung gegangen. Man wollte Europa damit in die Lage versetzen, sich einem Anstieg des Euro entgegenzustemmen, wenn der Dollar in freien Fall geriete. Dabei argumentierte man, Washington könne nicht gestattet werden, die Folgen ihrer rücksichtlsosen Ausgabenpolitik durch eine Abwertung nach dem Motto ,Mache deine Nachbarn zu Bettlern' zu exportieren."

Aber nicht nur der US-Dollar verliert derzeit an Wert. Zumindest teilweise haben niedrigverzinste Währungen wie der japanische Yen oder der Schweizer Franken aufgrund einer gewissen Wiederbelebung des Carry Trades an Wert verloren. Gemessen an einen Korb anderer führender Währungen fiel der Yen auf seinen tiefsten Stand in 21 Jahren.

Hinzu kommen schwere anhaltende Turbulenzen auf den Rohstoffmärkten. Am 21.11. erlebte der Platinpreis seinen größten Sprung in 20 jahren, als er um 11% stieg, um am nächsten Tag praktisch um den gleichen Wert wieder nachzugeben. Der Nickelpreis stieg am 24.11. auf den höchsten Stand seit 19 Jahren.

Am 19.11. versuchte ein Mitglied des "Absturz-Verhinderungsteams" der Weltöffentlichkeit zu versichern, es gebe keine "Systemrisiken". Richard Fuld, Vorstandschef von Lehman Brothers, erklärte gegenüber der italienischen Finanztageszeitung Il Sole 24 Ore<P: "Ich sehe keine besonderen Risiken, im Gegenteil, die Hedgefonds sind ein ausgleichendes Marktelement, das dem Weltfinanzsystem Stabilität gibt... Ich habe den LTCM-Kollaps persönlich erlebt. LTCM war extrem fremdfinanziert, und der Markt war so von dem Fonds abhängig, daß eine Rettung durch den Erwerb seiner Anteile schwierig war. Daher griff die New Yorker Federal Reserve mit einer Bankrott-Operation ein. Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren LTCM-Falles ist aufgrund der Verbesserung der allgemeinen Risikoverwaltungsmaßnahmen des Finanzsystems sehr gering." Da es mehr Hedgefonds als gute Investitionsstrategien gebe, erwartet Fuld eine "natürliche Auslese" und fügte dann hinzu: "Aber ich wiederhole: ohne die Gefahr eines Systemrisikos."

Am 26.11. erklärte Lyndon LaRouche: "Während meiner Internetveranstaltung vom 31.10. sowie in meinem EIR-Artikel vom 10.11. mit der Überschrift Rettet die US-Wirtschaft und seiner Ergänzung durch meine Schrift Wie man eine Aufschwung aus dem ,Großen Krach von 2007' oganisiert habe ich erklärt, daß das derzeitige Dollarsystem nicht nur unrettbar verloren ist, sondern das es gesamte Weltsystem in einer Kettenreaktion sehr bald mit sich reißen wird, wenn wir nicht praktisch sofort ein neues Dollarsystem auf der Grundlage der Prinzipien des ursprünglichen Konzepts von Präsident Franklin Roosevelt für ein Bretton-Woods-Dollarsystem mit festen Wechselkursen errichten."



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