"LaRouche organisiert Dialog für neue Weltwirtschaftsordnung "
(Helga Zepp-LaRouche, BüSo)
Nach den Wahlen in Berlin wendet sich die BüSo-Bundesvorsitzende
Helga Zepp-LaRouche mit der folgenden Einschätzung an die deutsche
Bevölkerung:
"Wir haben am Morgen, am Abend und in der Nacht gelogen, aber so
haben wir wenigstens die Wahlen gewonnen... Ich bin fast gestorben,
als wir eineinhalb Jahre vorgeben mußten, zu regieren..." Diese
parteiinternen Bekenntnisse des ungarischen Ministerpräsidenten
Gyurcsany, wie er die Bevölkerung über den Zustand der Wirtschaft
systematisch belogen hat, führten letzte Woche in Budapest zu einer
Regierungskrise, als eine Tonbandaufnahme darüber an die
Öffentlichkeit gelangte. Man kann die Annahme wagen, daß ganz
ähnliche Sätze auch bei den Treffen der verschiedenen Parteivorstände
in Berlin gefallen sind. Aber wie der Fall Ungarns zeigt, haben Lügen
oft kurze Beine, und in Zeiten wie diesen wird sich die Wahrheit sehr
bald donnernd selbst auf die Tagesordnung setzen.
Nach dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs hatten die USA und die EU
Ungarn und den anderen osteuropäischen Staaten die sog.
"Reformpolitik" aufgezwungen, d.h. Privatisierung der vormals
staatseigenen Betriebe und Liberalisierung sowie Dienstleistung statt
Produktion und Sparmaßnahmen im Sozialbereich. Die betreffenden
Regierungen erzählten ihren jeweiligen Bevölkerungen, daß man diese
"Reformen" nur durchziehen müsse, und daß sich dann schon irgendwie
der Aufschwung einstelle. Wie der Budapester Skandal offenbart, wußte
zumindest die ungarische Regierung, daß das alles gelogen war und die
Volkwirtschaft dem Profit einiger weniger geopfert wurde.
Berlin nach der Wahl
Man braucht kein Tonband, um zu wissen, daß bei der gerade
stattgefundenen Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus und in
Mecklenburg-Vorpommern die etablierten Parteien die Bevölkerung über
den finanziellen Zustand Berlins, Deutschlands und des
Weltfinanzsystems belogen haben. Berlin hat mindestens 500 000
Arbeitslose, viele arme Leute und massive soziale Probleme, aber es
gibt durchaus auch Profiteure in der Banken- und
Dienstleistungsstadt, zu der Berlin gemacht worden ist. Der
wiedergewählte Regierende Bürgermeister hat sich aber auch bei der
Bewertung des Wahlergebnisses in die eigene Tasche gelogen. Denn der
Wahlsieg Wowereits, der mit 30% weniger als die Hälfte früherer
SPD-Ergebnisse eingefahren hat, ist so großartig nicht, wie er der
Bevölkerung weismachen will; und 30% bei nur 58% Wahlbeteiligung sind
weniger als 18% der Wähler. Das gerade sein antiindustrielles
Programm die meisten Stimmen erhalten hat, bedeutet leider, daß sich
der Bankrott Berlins nur noch verschlimmern wird und Berlin dem
bevorstehenden großen Krach schutzlos ausgesetzt sein wird, solange
Wowereit Bürgermeister bleibt. Nicht besser ist die Situation der
CDU, sie geriet mit 21% (und etwa 13% der potentiellen Wähler) auf
einen historischen Tiefststand.
Die bei weitem stärkste Partei war mit 42% die Partei der
Nichtwähler, und dies reflektiert den erheblichen Vertrauensverlust
der Menschen in die Politik. Es ist für die freiheitliche
Grundordnung nicht gut, daß sie damit freiwillig ihr Recht aufgegeben
haben, "Bürger erster Klasse" zu sein, wie es die amerikanische
Bürgerrechtlerin Amelia Boynton Robinson formuliert hat. Die
Linkspartei/PDS hatte aufgrund der von ihr mitgetragenen Politik des
Sozialabbaus vor allem auch im Osten, aber auch insgesamt erhebliche
Verluste zu verzeichnen; und eine letzte Scheinblüte der Grünen in
Berlin kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Paradigma der
Grünen auf Weltmaßstab ein Auslaufmodell ist.
Die BüSo war mit ihrem Spitzenkandidaten Daniel Buchmann sicher nicht
der Sieger gemäß der Stimmen, sehr wohl aber hinsichtlich der Ideen,
die einen Ausweg aus der Krise darstellen. Dementsprechend war die
Resonanz auf das Programm der BüSo, in Berlin eine Million neue
produktive Arbeitsplätze durch eine umfassende Reindustrialisierung
zu schaffen, viel, viel größer, als es sich im Wahlergebnis
niederschlägt. 500 000 Broschüren mit einem
Reindustrialiserungsprogramm für die Zukunft Berlins als Tor
Eurasiens für die nächsten 50 Jahre haben eine deutlich sichtbare
Resonanz erzeugt. In vielen Kreisen wurde das Programm der BüSo als
einzige sinnvolle Alternative diskutiert. Ganz schlecht war das
Wahlergebnis auch nicht, bei den Erststimmen erhielt die BüSo für
ihre Direktkandidaten immerhin bis zu 2,8%.
Auch wenn die meisten Bürger sich dessen nicht bewußt sind, oder es
nie zugeben würden, der Hauptgrund, warum viele potentielle Wähler
die BüSo trotz großer Wertschätzung dann letztlich doch nicht gewählt
haben, hängt damit zusammen, daß die deutsche Bevölkerung sich länger
an die Spielregeln des oligarchischen Systems hält als die
allermeisten Völker dieser Erde. Irgendwie herrscht bei den meisten
Bürgern doch die Vorstellung, daß nur die Köpfe, die bei den
Talkshows ad nauseam immer wieder zu sehen sind, und nur die
Parteien, die schon in den Parlamenten sitzen, zur Demokratie
gehören. Und während die Ungarn auf die Straße gehen und vorwiegend
friedlich, aber dennoch den Rücktritt der Regierung fordern, weil
diese beim Lügen erwischt worden ist, bleiben die Deutschen als
Nichtwähler zu Hause und demonstrieren damit das von den Oligarchen
eingeimpfte deutsche Nationalcredo: "Man kann ja doch nichts machen!"
Aber die BüSo wird demonstrieren, daß genau diese vermeintliche
Binsenweisheit falsch ist. Denn der Zustand des internationalen
Finanzsystems wird sich in allerkürzester Zeit als der größte Krach
in der Geschichte der Finanzmärkte offenbaren. Und genau deshalb sind
Lyndon LaRouche und die BüSo derzeit dabei, eine internationale
Allianz für die Errichtung eines neuen Weltfinanzsystems zu
organisieren. Der Prozeß eines intensiven Dialogs zwischen LaRouche
und führenden Institutionen Eurasiens, des amerikanischen Kontinents
und Afrikas über die Prinzipien, auf die eine neue Weltordnung
basieren muß, ist im vollen Gange und wird in den nächsten Wochen
intensiviert werden.
Finanzsystem vor dem großen Krach
Die einzig ungeklärte Frage ist derzeit, ob es den internationalen
Finanzinteressen und der amerikanischen Zentralbank gelingen wird,
das größte Finanzkasino aller Zeiten durch massive
Liquiditätsinfusionen bis nach den amerikanischen Zwischenwahlen
Anfang November, bei denen das gesamte Repräsentantenhaus und ein
Drittel des Senats zur Wahl stehen, aufrechtzuerhalten. Denn ein
demokratischer Sieg auch nur in einem der beiden Kammern würde u.a.
die Frage eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Bush und Cheney wegen
bewußter Lügen als Vorwand für den Irakkriegs auf die Tagesordnung
setzen.
Es kann aber auch sein, daß alle Manipulationen des Finanzsystems
nicht ausreichen werden, den Krach bis zum November aufzuschieben.
Mit dem "Unfall" des Hedgefonds Amaranth, der 65% seines Kapitals
verlor, davon fünf Milliarden Dollar in einer Woche, droht laut Neue
Zürcher Zeitung der größte Hedgefondsbankrott seit dem Beinahe-GAU
des Finanzsystems durch die LTCM-Krise im September 1998. Aber selbst
die potentiellen Auswirkungen einer erzwungenen Auflösung von
Amaranth wären nur "peanuts" im Vergleich zu dem Krach, der bereits
im US-Immobilien- und Hypothekenmarkt begonnen hat.
Denn dieser Markt entwickelte sich vor allem nach dem Krach des sog.
"Neuen Marktes" 2001, bei dem sich immerhin 16 Billionen (16 000 000
000 000) Dollar in Luft aufgelöst hatten, zu einer der
risikoreichsten Blasen des ganzen Systems. Die sog. "Alptraum-
Hypotheken", bei denen "exotische Finanzinstrumente" ein immer
verückteres System von elektronischer Wertvermehrung geschaffen
haben, beginnen bereits zu platzen. Denn viele Kunden dieser
Hypothekenkredite gaben inzwischen fröhlich den vermeintlichen
(inflationären) Wertzuwachs ihrer Häuser für ihren laufenden Konsum
aus, nur um dann festzustellen, daß die Hypotheken von ihrer Bank
längst an andere Fonds und Beteiligungsgesellschaften verkauft
wurden. Nun müssen diese Hypotheken zu sehr viel teureren Bedingungen
bedient werden, was oft nicht mehr möglich ist. Vermehrt bleiben die
Opfer dieser Operationen ohne Haus auf einem riesigen Schuldenberg
sitzen. Aber noch stehen wir nur am Anfang dieser Entwicklung.
Als Folge des Platzens der Immobilien- und Hypothekenblase werden der
Dollar und damit das gesamte Weltfinanzsystem kollabieren, die
Exporte Asiens und Europas in die USA werden abstürzen. Die
Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft, die Europäische
Währungsunion, den Lebenstandard der Bevölkerung in den
Entwicklungsländern, um nur einige Aspekte zu nennen, wären
katastrophal. Der Zusammenbruch könnte nur mit einer weltweiten
Lawine verglichen werden. Ein neues dunkles Zeitalter wäre die Folge.
Dialog über die große Lösung
Die dringendste strategische Aufgabe besteht deshalb darin, das Thema
einer neuen internationalen Finanzarchitektur auf die Tagesordnung zu
setzen. Da zumindest die Regierungen der G7- Staaten bisher keine
Absicht haben erkennen lassen, die dringende Reorganisation des
Finanzsystems vorzunehmen, hat Lyndon LaRouche einen internationalen
Diskussionsprozeß um diese Notwendigkeit in Gang gesetzt, der in
einer über das Internet weltweit zugänglichen Veranstaltung am 6.
September seinen ersten Ausdruck fand. Es beteiligten sich führende
Institutionen aus Ländern wie Rußland, China, Indien und der
arabischen Welt, die sich seit langem mit der Wirtschaftstheorie
Lyndon LaRouches auseinandersetzen, und die mit Fragen und eigenen
Beiträgen darüber diskutierten, auf welchen Prinzipien die neue
Weltordnung aufgebaut sein muß.
Dieser internationale Dialog, der in diesen Wochen intensiviert
weitergeführt und in einer nächsten internationalen, auch im Internet
übertragenen Veranstaltung am 31. Oktober auf eine noch intensivere
Ebene gehoben werden wird, bringt die unerläßliche konzeptionelle
Dimension in die Diskussion. Denn es werden durchaus verschiedene
Maßnahmen getroffen, um die Folgen des sich abzeichnenden Krachs
abzumildern, oder die Notwendigkeit einer neuen Finanzarchitektur zu
fordern. Beispielhaft sei hier der Beschluß der Gruppe "Asean plus
drei " genannt, Mechanismen für ein gemeinsames Krisenmanagement
einzusetzen, wobei vor allem die Verständigung zwischen China und
Japan einen Durchbruch darstellt.
Dazu gehört nicht zuletzt auch die bedeutsame Rede des argentinischen
Präsidenten Kirchner vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen
in New York, in der er die umgehende Verwirklichung einer neuen
internationalen Finanzarchitektur gefordert hat. Kirchner bezeichnete
den IWF als eine gescheiterte Institution, die anstatt den
Entwicklungsländern zu helfen, deren Entwicklung sogar verhindert
habe. Deshalb seien neue Finanzinstrumente notwendig, um Hunger und
Armut in diesen Ländern zu überwinden und wirklichen Fortschritt zu
erzielen.
Der von LaRouche begonnene Dialog mit wissenschaftlichen und
ökonomischen Institutionen vor allem der Länder Eurasiens soll unter
anderem den für die ganze Welt kriegsentscheidenden Prozeß in den USA
in dieser wichtigen Zeit vor den Novemberwahlen beeinflussen. Denn
nur wenn es gelingt, die institutionelle Opposition in den USA gegen
die Gefahr eines diesmal wahrscheinlichen atomaren Schlages gegen den
Iran zu stärken, kann der Absturz der Welt in einen asymmetrischen
globalen Krieg verhindert werden. Und nur wenn es gelingt, die
Demokratische Partei erneut auf die Tradition Franklin D. Roosevelts
zu verpflichten, kann die Frage einer neuen Weltfinanzarchitektur
erfolgreich gelöst werden.
Die hohe Wertschätzung, die LaRouche bei vielen Akademien der
Wissenschaften und wissenschaftlichen Instituten Eurasiens genießt,
ist das Resultat der Tatsache, daß die von ihm entwickelte Theorie
der physischen Wirtschaft, die auf Leibniz - der diesen Begriff
geprägt hat - und eine auf Nikolaus von Kues, Kepler, Leibniz, Gauß
und Riemann begründete Wissenschaftstradition zurückgeht, bei diesen
Wissenschaftlern hoch geschätzt wird. Leider gibt es in Westeuropa
bislang nichts Vergleichbares. Hier beschäftigt man sich in den
ökonomischen Fakultäten und Instituten stattdessen immer noch mit den
mechanistischen Formeln, nach denen die Kasinowirtschaft der
Globalisierung angeblich funktioniert - oder eben nicht, wie sich
gerade herausstellt.
Umso wichtiger ist die Debatte, die LaRouche mit seinen
Internetveranstaltungen initiiert hat. Denn wenn die menschliche
Gattung aus dieser potentiell existentiellen Krise herauskommen soll,
dann wird dies nur möglich sein, wenn die neue ökonomische Ordnung
auf eine völlig andere Werteskala gestellt wird. Jede Vorstellung
einer "schnellen Lösung ", bei der nach einer Reorganisation des
bankrotten Finanzsystems alles so weiter geht wie gehabt, und die
wilde Jagd nach Profitmaximierung für eine kleine priviligierte
Machtelite aufs neue losgeht, während die Masse der Bevölkerung ihr
Leben mit unproduktiver Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit und
sinnloser Unterhaltung verplempert, muß ad acta gelegt werden.
Renaissance als Modell
Die neue Weltwirtschaftsordnung kann nur funktionieren, wenn sie nach
wissenschaftlichen Prinzipien der physischen Ökonomie organisiert
ist, d.h. daß die Arbeitskräfte dementsprechend ausgebildet sein
müssen. Und sie wird nur erfolgreich sein, wenn sich die Menschheit
auf die Perioden besinnt, in denen es uns schon ein paar Mal in der
Vergangenheit gelungen ist, ein dunkles Zeitalter durch eine
kulturelle und moralische Renaissance zu überwinden, wie z.B. die
Abbasiden-Dynastie des 8. nachchristlichen Jahrhunderts, die
andalusische Renaissance Spaniens, die Goldene Renaissance des 15.
Jahrhunderts, die deutsche Klassik und, auf politischer Ebene, die
amerikanische Revolution.
Weil die Langzeitentwicklung der Universalgeschichte uns durchaus
Anlaß zu dem Optimismus gibt, daß wir schwere Krisen sehr wohl
überwinden können, wenn wir uns auf das humanistische Menschenbild
besinnen und die politische Ordnung am Gemeinwohl und den Gesetzen
der Schöpfungsordnung orientieren, lehnt die BüSo auch das
gegenwärtige deutsche Nationalcredo "Man kann ja doch nichts machen "
ab. Wir sind stattdessen dabei, eine Allianz für eine neue
Weltordnung und eine neue Renaissance zu organisieren und hoffen, daß
möglichst viele Bürger uns dabei helfen.
Größter Hedgefonds-Kollaps seit LTCM
Am 20.9. teilte Nicholas Maounis, der Gründer des Hedgefonds Amaranth
Advisors LLC aus Greenwich, Connecticut, seinen Anlegern mit, leider
seien 65% des Kapitals des Fonds - 6 Mrd. von 9 Mrd.$ - innerhalb
der letzten drei Wochen wegen falscher Wetten auf den Erdgaspreis
ausgelöscht worden.
Als die "gute Neuigkeit" verkündete Maounis seinen Anlegern, er habe
sich mit einer "dritten Partei" geeinigt, die sämtliche
Erdgasgeschäfte von Amaranth übernehme. Man habe diesen Schritt
ergriffen, um "die Kündigung unserer Kreditlinien und das Risiko
einer Zwangsliquidation unseres Fonds durch unsere Gläubiger zu
vermeiden". Später drang an die Medien durch, daß diese "dritte
Partei" aus dem Bankhaus J.P. Morgan, das einer der wichtigsten
Broker von Amaranth ist, und dem Chikagoer Hedgefonds Citadel
Investment Group bestand. Weiter wurde gemeldet, die Citigroup stehe
in Verhandlungen über Geldspritzen an Amaranth, um den Untergang des
Fonds zu verhindern.
All dies ist offensichtlich Teil einer neuen gemeinschaftlichen
Rettungsaktion wie bei der Beinahe-Pleite des Fonds LTCM 1998.
Diesmal hielt das "Absturz-Verhinderungsteam" (Plunge Protection
Team) aus Regierung und Finanzwelt es für notwendig, die Aktion vor
der Öffentlichkeit zu verbergen, daher war die
Medienberichterstattung viel spärlicher als im September 1998. Es
wurde aber angekündigt, daß Spitzenmanager der 16 größten Banken sich
am 27.9. am Sitz der New Yorker Federal Reserve treffen werden.
Platzende Immobilienblase "Zünder" für das System
Im April sagte Lyndon LaRouche voraus, das ganze Weltfinanzsystem
werde ab September Erschütterungen ausgesetzt sein. Hochrangige
Finanzanalysten und Bankiers, mit denen EIR in den letzten Tagen
sprach, stimmen LaRouches Einschätzung zu und erklären, das Platzen
der Immobilienblase werde eine Kettenreaktion auf den Derivat-,
Kredit- und Aktienmärkten auslösen.
Ein kontinentaleuropäischer Bankier mit guter Kenntnis des
US-Hypothekensektors meinte, so groß der Einbruch des Hedgefonds
Amaranth auch sei, er fürchte, das Platzen der US-Immobilienblase
werde eine "tausendmal größere" finanzielle Katastrophe auslösen. Die
Bedeutung des Platzens dieser Blase werde allgemein völlig
unterschätzt. Entscheidend sei nicht das Steigen oder Fallen der
Häuserpreise, sondern die gewaltige Schuldenpyramide, die um den
Wohnungs- und Hypothekenmarkt in den USA aufgebaut wurde: ein enormer
Umfang an Hypotheken, die Umwandlung solcher Hypotheken in andere
Finanztitel wie hypothekengedeckte Wertpapiere (Mortgage Backed
Securities, MBS) und dazu noch Derivate aller Art, mit denen auf sie
gewettet werde.
Als die Zinsen stiegen, um die Blase aufrechtzuerhalten, seien in den
letzten beiden Jahren immer exotischere und riskantere Arten von
Hypotheken aufgekommen. Nach den Hypotheken mit variablen Zinsen
(Adjustable Rate Mortgages, ARM) kamen die "Options-ARMs", und die
neueste Erfindung seien schließlich die "nachweisfreien" No
Docs-Hypotheken, bei denen der Schuldner keinen Nachweis seiner
finanziellen Situation erbringen muß. Zahlreiche Hedgefonds machten
jetzt bei diesem Kasino um die Hypotheken mit, sagte der Bankier.
Wenn der erste große Hedgefonds an Hypothekenderivaten scheitere,
wisse man, daß der "große Knall" da ist.
Er stellte die Hypothese auf, die Regierung Bush und die Federal
Reserve würden nun alles versuchen, den Ölpreis und andere
Rohstoffpreise "herunterzureden", um behaupten zu können, daß die
Inflation unter Kontrolle sei, und auf dieser Grundlage die Zinsen
wieder auf Null zu senken. Aber eine neue Runde Liquiditätspumpen
könne die Katastrophe nicht verhindern, nur um einige Monate
hinausschieben.
Unterdessen erklärte der Gründer des Hedgefonds Water Street Capital,
Gilchrist Berg, in einem Brief an seine Anleger, der CBS Marketwatch
zugespielt wurde, er rechne damit, daß das halbstaatliche
US-Hypothekeninstitut Fannie Mae wegen des Platzens der
Immobilienblase 50% seines Kapitals verlieren werde. "Wir sind nicht
sicher", schreibt Berg, "daß die Leute, die das Sagen haben, mit dem
Risiko sinkender Häuserpreise ganz zurechtkommen." Die meisten
Analysten und Anleger unterschätzten die Wirkung der Auflösung der
"historischen Immobilien- und Hypothekenblase".
Fannie Mae ist an der Refinanzierung eines Fünftels aller Hypotheken
in den USA beteiligt und hat sich in den letzten Jahren zunehmend
auch auf sog. "sub-prime mortgages" - Hypothekenkredite an nicht
uneingeschränkt kreditwürdige Personen - eingelassen. 2005 haben
Fannie Mae und das Schwesterinstitut Freddie Mac zusammen 35% der
"sub-prime" MBS-Kontrakte aufgekauft, und in der ersten Jahreshälfte
2006 übernahmen sie 25% der "sub-prime"-Hypotheken, welche eine
Rekordhöhe von 272,8 Mrd.$ erreichten. Berg schreibt, solche
unsicheren Hypothekenschulden könnten etwa 15% des ausstehenden
Hypothekenbestands von Fannie Mae ausmachen. Aber genau weiß das
niemand, weil Fannie seit mehr als zwei Jahren keine Bilanzen mehr
veröffentlicht hat.
Kommt Regulierung für Hedgefonds?
Auf den Einbruch des Hedgefonds Amaranth angesprochen, erklärte der
deutsche Finanzminister Peer Steinbrück am 21.9., Deutschland werde
die Regulierung von Hedgefonds zu einem wichtigen Thema machen, wenn
es im nächsten Jahr den Vorsitz der G-7 innehabe. Steinbrück fuhr
fort, der amerikanische Finanzminister Henry Paulson sei zumindest
für mehr "Transparenz" bei Hedgefonds, und die US-Wertpapieraufsicht
SEC wolle die Verbindungen zwischen Hedgefonds und Großbanken
untersuchen.
Gleichzeitig wird jedoch der Präsident der deutschen Finanzaufsicht
BaFin, Jochen Sanio, der Hedgefonds die "schwarzen Löcher" des
Finanzsystems genannt und ihre weltweite Regulierung gefordert hat,
massiv angegriffen.
Zunächst gab es einen Korruptionsskandal bei BaFin. Ein Mitarbeiter
der Computerabteilung gab zu, über Jahre bei der BaFin mehrere
Millionen Euro unterschlagen zu haben. Die Staatsanwaltschaft
ermittelt in dem Fall. Der Beschuldigte behauptete in
Medieninterviews, Sanio habe ihm die Unterschlagung mit sehr laschen
internen Sicherheitsvorkehrungen "allzu leicht gemacht". Später gab
es eine heftige Auseinandersetzung zwischen Sanio und dem Personalrat
über die laufende Umstrukturierung von BaFin.
Zur verwandten Frage der Beteiligungsgesellschaften oder Private
Equity Funds veröffentlichte das Magazin Der Spiegel ein Interview
mit dem renommierten Juristen Prof. Uwe H. Schneider. Er schildert
ausführlich die destruktiven Methoden ausländischer
Beteiligungsgesellschaften, die deutsche Mittelstandsfirmen
ausschlachten und ruinieren. Diese Fonds hätten inzwischen 5000
deutsche Unternehmen mit zusammen 800000 Mitarbeitern aufgekauft.
Abschließend sagt Schneider: "Der Mittelstand ist das Rückgrat
unserer Wirtschaft. Dieses Rückgrat wird durch die Machenschaften
einer bestimmten Gruppe von Private-Equity-Gesellschaften
systematisch geschwächt. Wir zerstören unsere Zukunft."
Krise in Ungarn...
Die Unruhen und Massendemonstrationen in Ungarn sowie die
Regierungskrise in Polen weisen auf die derzeitigen schweren
wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spannungen in Mittel- und
Osteuropa.
Das Zentrum der Proteste war die ungarische Hauptstadt Budapest, aber
es fanden auch in 34 anderen Städten Demonstrationen statt. Trotz der
Versuche gewalttätiger Hooligans und Ultranationalisten, die
friedliche Großdemonstration am 18.9. vor dem Budapester Parlament in
eine Straßenschlacht zu verwandeln, halten die Protest weiter an. Am
24.9. demonstrierten schätzungsweise 40000 Menschen friedlich in
Budapest. In einem Land, in dem Kluft zwischen Arm und Reich sich
immer mehr vertieft, ist die Mehrheit der Bevölkerung über die
Regierung unter Ministerpräsident Ferenc Gyurszany extrem verärgert,
der in einer Rede vor Funktionären seiner Partei eingeräumt hatte,
seit Jahren hinsichtlich der Schwere der Wirtschaftskrise und der nun
von der Regierung beschlossene harte Sparpolitik systematisch gelogen
zu haben.
Gyurszanys Regierung ist unter starken Druck der EU-Kommission, des
Internationalen Währungsfonds (IWF) und der ungarischen Großbanken
geraten, die sich zumeist in ausländischem Besitz befinden. Gyurszany
wurde klar gemacht, sollte Ungarn nicht die Maastrichter
Konvergenzkriterien erfüllen und massive Haushaltskürzungen
vornehmen, würden die Landeswährung Forint, die Einstufung der
Kreditwürdigkeit des Landes und die ausländischen Investitionen in
Mitleidenschaft gezogen. Für 2006 rechnet man nach Schätzungen des
Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsstudien in Ungarn mit
einem Haushaltsdefizit von mindestens 10% des BIP. Die Schulden der
öffentlichen Hand werden mit ca. 70% des BIP beziffert.
Das "Konsolidierungsprogramm", das das Haushaltsdefizit innerhalb von
drei Jahren auf 3% verringern soll und das Gyurszany nun durchsetzen
soll, schließt ein:
- eine "Solidarsteuer" von 4% für Unternehmen und Privatpersonen mit
einem Monatsbruttoeinkommen von mehr als 2000 Euro;
- eine Anhebung der Mehrwertsteuer von 15% auf 20%,
- eine Anhebung des Steuersatzes für Kleinunternehmen auf 25% von
bisher 15%,
- sowie Zinsertrags- und Börsengewinnsteuer von 20% mit Ausnahme
langfristiger Wertpapiere.
Vor allem die Anhebung der Mehrwertsteuer wird sich negativ auf die
Bevölkerung auswirken, wobei mit Preiserhöhungen vor allem für
Nahrungsmittel, den öffentlichen Personenverkehr sowie Energie- und
andere Versorgungskosten zu rechnen ist. Zusätzlich wurden die
Proteste dadurch angeheizt, daß die Regierung substantielle Kürzungen
im Gesundheits- und Bildungswesen plant. Die Ereignisse in Ungarn, wo
am 1.10. Kommunalwahlen stattfinden werden, besitzen Signalcharakter
für ganz Osteuropa.
...und Polen
In Polen kam es zu einer Regierungskrise, nachdem Ministerpräsident
Jaroslaw Kaczynski Landwirtschaftsminister Andrzej Lepper von der
Partei "Samoobrona im Streit entließ. Die derzeitige
Koalitionsregierung setzt sich aus den drei Parteien "Gesetz und
Gerechtigkeit, PiS", die populistische Samoobrona ("Landwirte
Selbstverteidigung") und die "Liga der polnischen Familien, LPR
zusammen.
Auslöser der Regierungskrise war ein Streit über den Haushalt 2007.
Lepper wollte mehr Geld für die Bauern, forderte aber zugleich auch
höhere Sozialausgaben. Zudem lehnte er die Entsendung weiterer 1000
polnischer Soldaten nach Afghanistan ab, die der Ministerpräsident
bei seiner jüngsten Washingtonreise versprochen hatte.
Die Medien stellen vor allem die ultranationalistischen Ansichten und
oft skurrilen innen- und außenpolitischen Manöver Präsident
Kaczynskis und der Regierung unter seinem Zwillingsbruder in den
Mittelpunkt ihrer Berichterstattung. Die tieferen Ursachen der
politischen Instabilität in Polen wie in Ungarn sind eher in den
wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes zu suchen. In den
vergangenen Jahren wurden beide Länder immer als "Erfolgsgeschichten"
einer gelungenen Wirtschaftsumwandlung mit umfangreichen
ausländischen Investitionen gepriesen. Der Beitritt Ungarns und
Polens zur Eurozone wurde jetzt erst einmal auf unbestimmte Zeit
verschoben.
Ministerpräsident Kaczynski erklärte auf einer Pressekonferenz, er
werde versuchen eine neue Regierung mit der traditionellen
Bauernpartei, der PSL, und der konservativ-liberalen Partei zu
bilden. Sollte die Regierungsbildung scheitern, könnte es schon am
26. November zu Neuwahlen kommen.