Muscharaf und Ahmadinedschad,
waren ebenso wie der afghanische Präsident Karzai und Vertreter aus
den GUS-Mitgliedsstaaten und der ASEAN anwesend.
Am Vorabend des Gipfels lobte der russische Präsident Putin die
SCO in einem Zeitungsartikel als "neues Modell erfolgreicher
Zusammenarbeit", die sich auf "gleichwertige Partnerschaft" gründe.
Strategisch diene eine solche Kooperation dazu, die regionale
Sicherheit und Stabilität zu verbessern, dem wirtschaftlichen
Fortschritt zu befördern und dem Prozeß der Integration neue Impulse
zu geben, während die nationale und kulturelle Identität jedes
Mitgliedsstaates gewahrt bleiben müsse, schrieb er. Die SCO gewinne
zunehmend an Einfluß in Eurasien aber auch auf weltpolitische Ebene.
Dies betreffe vor allem die Bereiche Energie, Rohstoffe,
Infrastruktur und die Industrie, meinte Putin.
Chinas Präsident Hu Jintao griff Putins Position auf und
bekräftigte Chinas Entschlossenheit zu "friedlicher Entwicklung" in
Eurasien. Alle Gipfelteilnehmer hoben hervor, auch wenn die
Sicherheitszusammenarbeit - der Kampf gegen Terrorismus,
Extremismus, Separatismus und Drogenhandel - weiterhin einen hohen
Stellenwert einnähme, sei die SCO keim Militärbündnis, daß sich gegen
andere Länder richte. Die Mitglieder der SCO sicherten sich
gegenseitig zu, sich nicht an Organisationen zu beteiligen, welche
die Souveränität, Sicherheit sowie territoriale Integrität der
Mitgliedsländer beeinträchtigen.
Kernthema des Gipfels war die wirtschaftliche Zusammenarbeit vor
allem in "vorrangigen Bereichen wie Energieindustrie, Verkehr,
Information und Kommunikation sowie Landwirtschaft". In dem in
Shanghai gegründeten "SCO-Wirtschaftsrat" haben sich 600 Unternehmen
zusammengefunden. Es wurden bereits Projekte im Umfang von 2Mrd.
Dollar vereinbart. Zugleich wurde ein Aktionsprogramm für
Finanzzusammenarbeit über die Mitgliedsbanken der ebenfalls neu
gegründeten SCO Interbank Union verabschiedet. China sagte eine
Kreditgarantie in Höhe von 900 Mio. Dollar für Infrastrukturprojekte
zu. Der kasachische Präsident Nasarbajew sprach während des Gipfels
über die Bedeutung gemeinsamer Verkehrsprojekte und verbesserter
Energiezusammenarbeit. Er verwies auf den Modellcharakter der
russisch-kasachischen Zusammenarbeit im Bankensektor und forderte,
man müsse die Idee der Seidenstraße wiederbeleben.
In der Berichterstattung über den Gipfel berichteten die
internationalen Medien, der iranische Präsident Achmadinedschad habe
das Angebot der fünf Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates und
Deutschlands als "einen Schritt vorwärts" bezeichnet. Aber der
iranische Präsident äußerte sich noch zu vielem anderen und
insbesondere zur eurasischen Wirtschaftszusammenarbeit. So sagte er:
"Unsere Völker leben seit 1000 Jahren in dieser Region mit
gemeinsamen Hoffnungen... Der wirtschaftliche Austausch hält seit
Jahrhunderten an und die Kontakte haben unsere Kultur beeinflußt." Er
forderte die SCO auf, sich auf die Verbesserung des Verkehrs und des
Transit zu konzentrieren, die Zollschranken aufzuheben und gemeinsame
Investitionsvorhaben zu ermutigen. Er schlug ein Treffen vor, auf dem
die Nutzung und der Transport von Energie diskutiert werden solle.
Teheran sei bereit, einen solchen Gipfel als Gastgeber auszurichten.
Tehran Times für ein neues Bretton Woods
In einem Leitartikel in der englischsprachigen iranischen
Tageszeitung Tehran Times vom 19.6. forderte Abbas Bakhtiar eine
internationale Konferenz zur Bildung eines neuen "Bretton Woods".
Unter Bezug auf die jüngsten Turbulenzen auf den internationalen
Aktienmärkten sprach er von "Warnsignalen vor weiteren
Schwierigkeiten".
Zum gigantischen amerikanischen Leistungsbilanzdefizit meinte er,
China "mit [Devisen-] Reserven von über 800 Mrd.$ hat bereits damit
begonnen, langsam seine Abhängigkeit vom Dollar abzubauen, indem es
Teile seiner Reserven in andere Währungen konvertiert. Wenn sich dem
andere asiatische Länder - mit ihren umfangreichen Dollarreserven -
anschließen, hätte dies für den Wert des Dollar verheerende Folgen...
Das derzeitige amerikanische Defizit und seine finanzielle
Verpflichtungen werden, wenn man nichts unternimmt, früher oder
später entweder zu einem deutlichen Zinsanstieg oder einer
substantiellen Abwertung des Dollar führen. Ein deutlicher Anstieg
der Zinsen wird in den USA einerseits zu einer größere Rezession
führen, die sich unmittelbar in der Welt auswirken wird; andererseits
riefe eine deutliche Abwertung weltweit Finanzchaos hervor."
Und weiter heißt es in dem Artikel: "Wir brauchen jetzt eine
ernsthafte Erwägung der internationalen Bedeutung des Dollara als
Weltwährung. Mit anderen Worten, wir brauchen ein neues Bretton
Woods. Ende des Zeiten Weltkriegs versammelten sich 45 Nationen zu
einer Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen in Bretton
Woods in New Hampshire, um über die Probleme des Wiederaufbaus, der
Währungsstabilität und Devisenkurse zu diskutieren. Die Delegierten
einigten sich darauf, ein internationales Währungssystem
einzurichten...
Die oben erwähnten Probleme und die anhaltenden
Handelsungleichgewichte in der Welt müssen durch eine ähnliche
Versammlung erörtert werden. Über kurz oder lang müssen die USA und
der Rest der Welt die vorhandenen Probleme lösen. Das ist nicht
allein das Problem der USA. Wir können die größte Volkswirtschaft der
Erde nicht ignorieren. Man sagt, wenn die USA niesen, bekommt die
Welt eine Erkältung. Wir müssen entweder sicherstellen, daß die USA
keine Erkältung bekommen, oder uns selbst dagegen impfen",
schlußfolgert Bakhtiar.
Neues "Crash-Verhinderungsteam" an der Arbeit
Am 13.-14.6 erreichte der größte Aktiencrash seit dem Platzen der
Blase der "New Economy" einen neuen Höhepunkt. Weltweit führte die
Panikflucht von Anlegern aus Aktien und in Regierungsanleihen wie
US-Schatzbriefe zu immensen Einbrüchen der Aktienindizes. Vor allem
in den "aufstrebenden Märkten" wie der Türkei, Rußlands oder
Kolumbiens kam es zu Verlusten von 5-10% täglich. Selbst im Japan
brach der Nikkei-Index am 13.6. um 614 Punkte ein, der größte
Tagesverlust seit den Tagen nach dem 11. 9. 2001. Insgesamt verlor
der Nikkei seit seinem April-Höchststand 19%.
Auf den Rohstoffmärkten kam es parallel zu extremen Auschlägen.
Der Goldpreis fiel an einem einzigen Tag um 44$ auf 566$ pro
Feinunze. Nach Schätzungen der Barclay Gruppe mußten 70% aller
Hedgefonds im Mai schwere Verluste auf den Rohstoff-, Aktien- und
aufstrebenden Märkten einstecken, die sich in der ersten Junihälfte
noch vergrößert haben dürften.
Am 15.6. griff dann einige "unsichtbare Hände" in den Märkten ein
und trieben die Aktienpreise zunächst an der Wall Street und dann
international in die Höhe. Finanzexperten erklärten gegenüber EIR,
die wundersame Erholung der US-Aktien durch "ungewöhnliche
marktunterstützende Maßnahmen" sei die erste Aktion des neuen
"Crash-Verhinderungsteams" in den USA. an der Spitze der Gruppe
stehen der neue designierte US-Finanzminister Henry "Hank" Paulson
und Ben Bernanke, der neue Vorsitzende der Federal Reserve.
Hochrangigen Quellen zufolge ist Paulson der eigentliche Chef des
neuen "Crash-Verhinderungsteams". Er sieht sich in der Nachfolge des
früheren Finanzministers James Baker III. in der zweiten Hälfte der
80er Jahre. Auf Paulson geht auf die inkohärente Rede Bernankes am
15.6. vor dem Wirtschaftsclub in Chikago zurück, die die Sorgen vor
weiteren Zinserhöhungen mildern sollte. Bernanke äußerte zwar
Besorgnis über die Folgen des Anstiegs der Energie- und
Rohstoffpreise, meinte aber dann: "Auch wenn die Erdölpreise massiv
angestiegen sind, hatten sie praktisch kaum Auswirkungen auf die
allgemeine Inflation, und daher ist es kaum eine Reaktion in Bezug
auf die Zinsen zu erwarten, wie sie in den 70er Jahren erfolgte."
Bereits am 13.6. hatte das Handelsblatt über das neue
"Crash-Verhinderungsteam" geschrieben und verwies dabei auf das Trio
von Exfinanzminister Rubin, seinem Stellvertreter Summers und Alan
Greenspan, die Ende der 90er Jahre vor einer ähnlichen Lage standen.
Damals nannte das Time-Magazin die drei "das Komitee zur Rettung der
Welt". "Angesichts der taumelnden Aktienmärkte, der andauernden
Dollar-Schwäche und den um sich greifenden Inflationsängsten könnte
das neue Duo schon bald vor einer ähnlichen Herkules-Aufgabe stehen
wie seinerzeit Rubin und Greenspan: die Welt vor einem finanziellen
Crash zu bewahren", schreibt die Zeitung.
Kornblums "Bostoner Modell" für Berlin
John Kornblum ist Vorsitzender von Lazard in Deutschland. Ende der
90er Jahre war er US-Botschafter in Deutschland, als gleichzeitig
Felix Rohatyn diesen Posten in Frankreich bekleidete. In einem
Interview mit berlinboxx wurde Kornblum gefragt, was er für Berlins
Zukunft empfehle, und antwortet: "Berlin könnte seine Stärken in der
Wissenschaftslandschaft bündeln und z.B. den Weg Bostons einschlagen.
Vor 30 Jahren war Boston eine Stadt, die nach Wegen für die eigene
Zukunft gesucht hat. Boston hat seine Universitäten genutzt, um
Wissensstadt und -standort zu werden." Er fügte hinzu, sein
vorrangiges Ziel in Berlin sei nicht, neue Geschäftskunden zu finden,
sondern Kontakte zur Politik zu knüpfen.
Was tatsächlich vor 30 Jahren in Boston geschah, ist
dokumentiert in einem EIR-Bericht des verstorbenen Graham Lowry aus
dem Jahr 1996, worin die "Stadterneuerung", sprich der Abbau der
Industrie in Boston dargestellt ist. Über systematische riesige
Immobilienspekulation wurden ehemalige Industriegebiete und
Arbeitersiedlungen in Büroraum für Dienstleistungen und teure
Immobilien für Wohlhabende verwandelt. Hinter der Politik steckte ein
Komplex von Bostoner Banken und Versicherungen, der unter der
Bezeichnung "Der Tresor" (the Vault) bekannt ist. Schützenhilfe gab
dabei der damalige US-Staatsanwalt William Weld, der gegen
"traditionelle" örtliche Politiker, die Widerstand leisteten,
juristisch vorging. Weld spielte in den 80er Jahren auch eine
Schlüsselrolle bei der politisch motivierten Verfolgung Lyndon
LaRouches.
Es heißt in Lowrys Bericht: "Anfang der 80er Jahre war die
Infrastruktur der Stadt - eingeschlossen so lebenswichtige Dienste
wie Polizei, Feuerwehr, Kanalisation und Krankenhäuser - so weit
abgebaut, daß sie kurz vor dem Zusammenbruch stand." Dasselbe ist in
den letzten 15 Jahren mit Berlin geschehen. Während Bostons Industrie
und Mittelstand vernichtet wurden, drängte der "Tresor" die Stadt,
"Wohlstand in Versicherungen, Banken, Medizin, Bildung und
High-Tech-Forschung zu finden". Dasselbe hört man fast täglich von
Berliner Politikern und ihren finanziellen Stichwortgebern.