Lyndon LaRouche: "Private Armeen, machtlose Nationen"
2001 nutzte die von Cheney gesteuerte Regierung des Präsidenten
George W. Bush die Gelegenheit, die sich am 11. September mit dem
Schock der Zerstörung des World Trade Center bot, und versuchte, eine
Diktatur durchzusetzen, wie es 1933 das Regime Adolf Hitlers im Zuge
des von Hermann Göring inszenierten Reichstagsbrandes getan hatte. An
der Spitze dieses Vorstoßes stand Vizepräsident Dick Cheney, der noch
am Abend der Anschläge versuchte, eine Diktatur einzuführen, die man
schon vor dem schrecklichen Ereignis vorbereitet hatte. Diese Pläne
gingen nicht erst auf die Amtseinführung von Präsident George W. Bush
im Januar 2001 zurück. Sie wurden schon seit 1991 aus dem Büro des
damaligen Verteidigungsministers Cheney (unter Präsident Bush senior)
auf den Weg gebracht.
Cheney kam mit seinen Vorschlägen, die er am Abend des 11. September
[2001] vorlegte, nicht ganz durch. Wichtige Teile der vorbereiteten
diktatorischen Pläne ließen sich zu diesem Zeitpunkt nicht
durchsetzen, aber bedeutende Schritte in Richtung einer Tyrannei
wurden umgesetzt, z.B. mit dem "Patriot-Gesetz" und verwandten
Maßnahmen. Seither leisten führende Politiker der Republikaner und
Demokraten Widerstand gegen diese Maßnahmen, doch die Aushöhlung der
verfassungsmäßigen Rechte ging Schritt für Schritt voran.
Cheney benutzte schon sein Amt als Verteidigungsminister unter
Präsident Bush senior, um Gesetze durchzusetzen, die ein erster
Vorstoß von vielen bis heute waren, der Regierung eine effektive
Aufsicht über Streitkräfte und Geheimdienste zu entziehen und diese
Befugnisse Privatunternehmen zu übertragen - wofür damals wie heute
die Fälle Halliburton und Bechtel typisch sind.
Nach seiner Zeit als Verteidigungsminister übernahm Cheney 1993 den
Vorstandsvorsitz von Halliburton. Später stellte der mit Bechtel
verbundene George P. Shultz die Mannschaft zusammen, aus der dann
2001-06 die Regierung Bush/Cheney wurde. Cheney ernannte sich selbst
zu Bushs Vizepräsidenten und somit zum "Strippenzieher" hinter dem
Marionettenpräsidenten George Bush junior. Cheney und sein alter
Kumpan Donald Rumsfeld als Verteidigungsminister führten dann die
Kriege, die Cheney mit seinen Lügen vom Zaun brach. Mehr und immer
mehr Aufgaben und Befugnisse der Streitkräfte und mit der ihnen
verbundenen Geheimdienste der USA wurden Privatunternehmen wie
Halliburton, Bechtel und ihren kostspieligen Kartellgenossen
übertragen, während das reguläre Militär und seine Nachrichtendienste
ausgeblutet wurden - bis sie heute praktisch zugrundegerichtet sind.
Das ist sicherlich ein schwerer Fall finanzieller Korruption, was die
Regierung Bush/Cheney hier anstellt, aber es geht auch um eine noch
schlimmere Form der Korruption, weit über die Veruntreuung
öffentlicher Mittel hinaus. Schlimmer ist, daß privatisierte
Machtbefugnisse mißbraucht wurden für Folter, Mord und Taten, die man
früher als Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilte -
Verbrechen ähnlich denen der Nazis oder des Pinochet-Regimes. Die
Spur dieser Verbrechen führt nicht nur zur amtierenden Regierung
Bush/Cheney, sondern schon zu Cheneys Büro 1989-93.
Das Bild, das sich aus diesen mit Cheney verknüpften Entwicklungen
ergibt, ist das einer Art "Weltdiktatur der Globalisierung", wo
private Armeen und Sicherheitsdienste im Dienste privater
Finanzkonsortien wie etwa Halliburton und Bechtel, jede mißliebige
Gruppe oder Person beseitigen und willkürliche Gesetze, die sich die
Bürokraten dieser privaten Finanzinteressen ausdenken, durchsetzen.
So sollte wohl die weltweite Herrschaft der Internationalen Waffen-SS
aussehen, wenn die Nazis den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätten.
Niemand, der sich für intelligent und gutinformiert hält, hat das
moralische Recht, zu behaupten, daß die Kabale hinter Cheney und den
Londoner Komplizen Cheneys und seiner Frau irgendetwas anderes als
genau diese Gefahr heraufbeschwört. Die Globalisierung - die schon
weit fortgeschrittene Zerschlagung des souveränen Nationalstaates
überall auf der Welt - bedeutet eine Übertragung der Machtbefugnisse
souveräner Nationen an weltweite Syndikate gewaltiger Konglomerate
privater Finanzinteressen, wie sie heute etwa das weltweite Netz der
raubtierhaften Hedgefonds verkörpert. Hedgefonds, hinter denen
private Finanzinteressen stehen, verschlingen derzeit ganze
Industriezweige und öffentliche Investitionen in aller Welt.
Synarchistische Finanziers
Der weltanschauliche harte Kern dieser Politik läßt sich auf Figuren
wie den berüchtigten Alexander Helphand "Parvus" zurückführen, der
dem armen Narren Leon Trotzki die synarchistische (oder auch
anarcho-syndikalistische) Ideologie vom "permanenten Krieg und
permanenter Revolution" eintrichterte. Man könnte auch die Fakten zu
Trotzkis Doktrin von Brest-Litowsk "Weder Krieg noch Frieden"
nachschauen. Dieser Einfluß von Parvus auf Trotzki bildet den Kern
der trotzkistischen Neokonservativen um die Kreise von Carl Schmitts
Zögling Leo Strauss an der Universität Chikago und die Doktrin der
Anhänger des Schmittschen "Thrasymachos-Dogmas", wie es die
amerikanische Federalist Society vertritt.
Die moderne Vorstellung eines Imperiums der Finanzinteressen hat
ihren Ursprung in dem Einfluß des martinistischen Freimaurerkultes
des Grafen Joseph de Maistre, der von der "Halsband-Affäre" der
Königin Marie-Antoinette über den Sturm auf die Bastille und Dantons
und Marats Terrorherrschaft bis zur Verwandlung des Jakobiners und
Robbespierre-Schergen Bonaparte zum "römischen Kaiser" Napoleon die
Französische Revolution steuerte. Das Thrasymachos-ähnliche Bild von
Napoleon als Imperator lieferte das Vorbild für Hegels Staatstheorie,
für die präfaschistische romantische Rechtsschule Hegels und seines
Kumpans von der Berliner Universität, Savigny, und für Auswüchse wie
die moderne faschistische Staatslehre des Nazi-"Kronjuristen" Carl
Schmitt.
Alle diese Systeme stammen aus der Form des alten oligarchischen
Imperiums des vorrömischen Mesopotamien, des gescheiterten
Imperialismus eines Thrasymachos, des römischen Reiches, des
byzantinischen Reiches sowie der mittelalterlichen Herrschaft des
Bündnisses des venezianischen Geldadels mit dem normannischen
Rittertum.
Seit der mittelalterlichen Partnerschaft Venedigs mit dem
normannischen Rittertum bei den Kreuzzügen waren alle wesentlichen
europäischen Imperien "römische Reiche" der Finanzoligarchie - so
etwa das Herrschaftssystem der britischen Ostindiengesellschaft Ende
des 18. und Anfang des 19. Jh. nach den Plänen von Lord Shelburnes
Lakai, Gibbons. Das Finanzsystem der Briten von 1763 bis heute ist
eine anglo-holländische Variante nach venezianischem Vorbild, mit dem
Ziel einer permanenten imperialen Ordnung - man will dort anknüpfen,
wo Rom unterging.
Der Aufbau der synarchistischen Organisation im Frankreich im 19. Jh.
lieferte gewöhnlich das Vorbild für führende private
Finanzinteressen, die eine Weltherrschaft auf der Grundlage einer
Kombination aus dem venezianisch-oligarchischen und dem römischen
Modell errichten wollen. Heute nennt man diesen Imperialismus
"Globalisierung".
Die Absicht ist, eine Weltordnung zu errichten, in der große
Geldsyndikate mehr Macht besitzen als alle nationalen Regierungen und
praktisch an deren Stelle die Welt regieren. Erst soll schrittweise
die Macht der Regierungen gebrochen werden, und dann will man den
allgemeinen finanziellen Zusammenbruch, den diese Politik der
Finanzoligarchie auslöst, dazu benutzen, eine imperiale Herrschaft
der Gläubiger über die technisch bankrotten Nationen und Regierungen
zu errichten. Dieses imperiale System heißt "Globalisierung".
Das ist die Gefahr, der das zivilisierte Leben auf der Welt heute
unmittelbar gegenübersteht. Der mächtigste potentielle Feind der
Globalisierung ist der Patriotismus. Wenn Nationen die
Regierungsmacht zurückgewinnen und Gesetze verabschieden, die
universellen christlichen oder vergleichbaren Prinzipien des
Gemeinwohls entsprechen, dann ist die Macht des Finanzwuchers vor der
Gerechtigkeit des Naturrechts hilflos. Und da das Volk einer
bedrohten Nation unter solchen Umständen seine Rechte verteidigen
wird, sind die physischen Machtinstrumente des souveränen Staates die
wirksamste Waffe gegen jede imperialistische, finanzoligarchische
Anmaßung. Deshalb versuchte Cheney schon als Verteidigungsminister
und erneut seit 2001, dem Nationalstaat die Regierungsmacht
wegzunehmen und das "Recht zu schießen" den Geldinteressen der
imperialistischen Finanzklasse zu übertragen. Was Cheney hier getan
hat, ist schlimmer als Verrat.
Entheben wir ihn umgehend seines Regierungsamtes und legen wir die
militärischen, geheimdienstlichen und polizeilichen Funktionen der
Nation wieder in die Hände der verfassungsmäßigen Regierung. Machen
wir alle Gesetze und anderen Maßnahmen, die die Korruption um die
Hinterlassenschaft der Beziehungsgeflechts zwischen Cheney, Rumsfeld,
Shultz, Halliburton und Bechtel fortsetzen, umgehend rückgängig.
* * *
"Private Armeen"
Das private Sicherheitsunternehmen Blackwater USA steht an vorderster
Front der "Privatisierung" der nationalen Sicherheit, wie sie Dick
Cheney, Donald Rumsfeld, George Shultz und Felix Rohatyn betreiben.
Der Vizechef von Blackwater USA, der frühere Koordinator der
Terrorismusbekämpfung im US-Außenministerium J. Cofer Black, sagte am
27.3. auf der Konferenz Sofex-2006 (Special Operations Forces
Exhibition) im jordanischen Amman, sein Unternehmen schlage vor, in
"Konflikten niedriger Intensität" in aller Welt private Militärfirmen
in Brigadestärke einzusetzen.
Blackwater USA habe vor etwa einem Jahr erkannt, "daß wir das
machen können" und werbe seitdem aktiv für das Konzept der
Privatarmeen, sagte Cofer. Das Unternehmen könne auch
"Friedenstruppen" stellen, etwa in Darfur im Sudan. "Es gibt
eindeutig ein Potential, Sicherheitsoperationen zu einem Bruchteil
der Kosten von NATO-Operationen durchzuführen. Das ist ungewöhnlich,
und deshalb bringe ich es auf."
Blackwater-Präsident Gary Jackson brüstete sich gegenüber dem
Londoner Guardian: "Wir gehen bis ans Ende der Welt, um echte Profis
zu finden." Als Beispiel dafür, was für Leute sie suchen, nannte er
chilenische Sondereinheiten, die unter der Pinochet-Diktatur 1973-90
ausgebildet wurden (und vielleicht bei der mörderischen Operation
Condor mitwirkten). "Die chilenischen Kommandos sind sehr, sehr
professionell, und sie passen in Blackwaters System." Für den Einsatz
im Irak, wo Blackwater eines der wichtigsten Vertragsunternehmen des
Pentagon ist, wurden tausend Chilenen angeworben.
Vorstandschef und Mitgründer von Blackwater ist der Milliardär
Erik Prince, ein großzügiger Spender für Bush-Cheney im Wahlkampf
2000 und 2004, für den Parteivorstand der Republikaner und für den
früheren republikanischen Sprecher des Abgeordnetenhauses Tom Delay,
der kürzlich wegen Korruption angeklagt wurde.
* * *
Das zweite Quartal 2006
Während eines einwöchigen Besuches in Nordmexiko vom 28.3.-2.4. gab Lyndon LaRouche am 29.3. einem mexikanischen Fernsehsender ein
Interview zur wirtschaftlichen und politischen Weltlage.
"Wir sind jetzt Alan Greenspan losgeworden", sagte LaRouche.
"Greenspan hatte von 1987 bis vor kurzem das Sagen. Alan Greenspan
ist in etwa das schlimmste, was den Vereinigten Staaten - und der
Welt - zustoßen konnte... Die maßgeblichen Bankiers der Welt haben
das erkannt. Deshalb werden sie nicht noch weiter Geld ins System
stecken. Sie werden zulassen, daß die Blasen platzen. Sie werden den
finanziellen ,Carry Trade' dichtmachen."
Nach 1987 habe Greenspan die Derivatspekulation in Gang gesetzt.
"Und diese Derivate brechen nun zusammen. Man hat gesehen, was in
Island passiert ist." Neuseeland, Australien und andere
"aufstrebende" Märkte seien als nächste an der Reihe. Nach dem Ende
der "New Economy"-Blase 2000-2001 habe Greenspan die Finanzmärkte
erneut mit Liquidität überflutet, indem er die US-Immobilienblase
schuf. "Die Immobilienblase steht kurz vor dem Platzen - alles
mögliche steht kurz vor dem Aus. April, Mai, Juni, das können drei
Monate mit einem internationalen finanziellen Zusammenbruch von nicht
absehbarem Ausmaß werden."
LaRouche verwies dann auf die ungewöhnliche Häufung sozialer und
politischer Massenproteste in vielen Ländern: Massenproteste und
Streiks in Frankreich, Streikwelle in Deutschland, Unregierbarkeit in
Italien und voraussichtliche Wahlniederlage von Ministerpräsident
Berlusconi, Gegenreaktion gegen neoliberale Sozial- und
Wirtschaftspolitik in Weißrußland und der Ukraine, Niederlage des
neoliberal-neokonservativen Benjamin Netanjahu bei der Knesset-Wahl
in Israel. "Wir stecken jetzt in einer weltweiten politischen Krise."
Der Ausgang dieser Krise lasse sich nicht genau vorhersagen, weil
"derzeit zu viele Leute unberechenbar sind".
* * *
Jüngster Derivat-Überblick von EIR
Der Umfang der Derivate weltweit nimmt weiter zu. In den USA meldete
die Bundeseinlagenversicherung FDIC (Federal Deposit Insurance Corp.)
eine Nominalsumme von 101,9 Bio.$ für US-Handelsbanken, und der
Bundesrechnungshof OCC (Office of the Comproller of the Currency)
meldete 105 Bio.$ für die größten 25 US-Bankenholdings mit Derivaten
zum Jahresende 2005.
Weltweit berichtete die Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) mit Stand vom 30. Juni 2005 insgesamt 270
Bio.$ außerbörsliche (OTC-)Derivate und 58 Bio.$ börsengehandelte
Derivate, zusammen 328 Bio.$. Bei linearem Wachstum beliefe sich die
Zahl zum Jahresende 2005 auf etwa 360-365 Bio.$.
Wenn man den Zahlen glaubt, wachsen die Derivate inzwischen
langsamer. An der Spitze liegt wieder JP Morgan Chase mit 48,6 Bio.$
Derivaten (ausstehende Nominalwerte), doch die Summe stieg 2005 "nur"
um 3,6 Bio.$ oder 8% gegenüber 2004 (7,6 Bio.$, +20%). Citigroup als
Nummer 2 hatte am Jahresende 23,2 Bio.$ Derivate, 18% mehr als im
Vorjahr, aber deutlich unter dem Anstieg von 54% im Jahr 2004. Bank
of America hatte 22,2 Bio.$ an Derivaten, der Anstieg lag mit 24%
über den 18% des Vorjahres.
Allerdings hat sich nach Angaben der International Swaps and
Derivatives Association (IDSA) die Summe der ausstehenden
Kreditderivate von Mitte 2004 bis Mitte 2005 fast verdoppelt. Für
Ende Juni 2005 meldete die ISDA 213 Bio.$ an Zins- und Währungsswaps
bzw. -optionen, das ist ein Anstieg um 29,6 Bio.$ oder 16% innerhalb
eines Jahres. Im selben Zeitraum wuchsen die Kreditderivate (Credit
Default Swaps) um 4 Bio.$ oder 48%. Vier Jahre zuvor waren nur 919
Mrd.$ an Kreditderivaten gemeldet worden.
* * *
Nukleares Gleichgewicht USA-Rußland: Drohungen und Wirklichkeit
Ein Artikel in der März/April-Ausgabe des Magazins Foreign Affairs
des Council of Foreign Relations (CfR) mit der Überschrift "Der
Aufstieg der nuklearen Überlegenheit der USA" wurde von westlichen
Medien kaum aufgegriffen. Umso zahlreicher und stärker waren die
Reaktionen in Rußland. In dem Artikel wird behauptet, die USA hätten
eine derartige Überlegenheit über das schrumpfende russische
Nukleararsenal entwickelt, daß die USA das russische Arsenal mit
einem Erstschlag völlig zerstören könnten und somit kein oder kaum
Risiko eines russischen Gegenschlags bestehe.
Verfasser des Artikel sind zwei junge Politik-Professoren, Keir
A. Lieber und Daryl G. Press, die erst 2000 bzw. 2001 promoviert
haben. Lieber wurde von der Smith Richardson Stiftung unterstützt,
Press von der John M. Olin Stiftung, die beide aktiv die Ideologie
des Kampfes der Kulturen fördern.
Rußlands Präsident Wladimir Putin antwortete in einer Rede vor
einen Entwicklungslabor für Kernwaffen in Nowo Ogarjowo am 30.3.
indirekt auf die in dem Foreign Affairs-Artikel ausgedrückte Drohung:
"Eine Analyse der derzeitigen internationalen Lage und der Aussichten
ihrer weiteren Entwicklung zwingt Rußland, die nukleare Abschreckung
als wichtigsten Weg zur Sicherstellung seiner Sicherheit zu
betrachten."
Die wohl deutlichste Reaktion kam von Generaloberst Leonid
Iwaschow, dem Vizepräsidenten der Akademie für geopolitische
Probleme, der dem FA-Artikel am 22.3. eine Pressekonferenz widmete.
Nach Iwaschows Ansicht soll der Artikel die "Welt davon überzeugen,
daß es sinnlos ist, sich der US-amerikanischen Politik und
Militärstrategie zu widersetzen. Damit wird auf Rußland politischer
Druck auf der Grundlage einer Überlegenheit des Nuklearpotentials
ausgeübt... Ich denke, der Artikel in Foreign Affairs ist wie die
Drohung eines verschmähten Liebhabers... um zu verhindern, daß
Rußland die USA verläßt. Aber ich denke, es wird diesen Vorgang nur
beschleunigen." Selbst der liberale Ex-Ministerpräsident Jegor Gajdar
bezeichnete den Artikel als "Provokation" und warnte vor "schweren
Fehleinschätzungen".
Die meisten russischen Experten räumen ein, daß die USA
gegenüber Rußland bei den Kernwaffen überlegen sind, warnen aber vor
amerikanischer Selbstüberschätzung, da die russische
Zweitschlagsfähigkeit intakt sei. Auch eine zukünftige Raketenabwehr
der USA werde dies nicht ändern, da Rußland neue Raketentechnik
einzuführt, die diese Abwehr selbst mit wenigen Topol-Raketen
durchbrechen könne.
* * *
In Berlin werden am 17. September das Abgeordnetenhaus und die
Bezirksversammlung gewählt. Die BüSo will mit einem Programm zur
Reindustrialisierung Berlins und Wiederbelebung der klassischen
Kultur antreten. Die Bundesvorsitzende Helga Zepp-LaRouche verfaßte
dazu folgenden Aufruf:
Helga Zepp-LaRouche:
Es gibt Hoffnung für die Zukunft Berlins!
Eurasische Entwicklungsperspektive kann Berlin
zur Drehscheibe des Handels machen
Liebe Berliner!
Sind Sie der Ansicht, daß sich Berlin in den vergangenen 16 Jahren in
die richtige Richtung entwickelt hat? Wenn Sie ein Börsenhändler, ein
Windradfabrikant oder ein Anhänger der Spaßgesellschaft sind, dann
werden Sie diese Frage vielleicht mit Ja beantworten. Gehören Sie
aber zu den Menschen im Osten oder Westen der Stadt, die vor der
Wende einen produktiven Arbeitsplatz hatten, oder den jungen Leuten,
die noch keinen haben und deren Chancen für die Zukunft gering sind,
dann sind Sie wahrscheinlich der Meinung, daß in Berlin etwas ganz
gehörig schiefgelaufen ist und die Stadt dringend reindustrialisiert
werden muß.
Und in der Tat, ein umfassender Plan, welche Rolle Berlin in einem
zusammenwachsenden eurasischen Kontinent spielen kann und muß und wie
die Weichen für die nächsten zwei Generationen gestellt werden
müssen, ist eine Frage, die sich unter dem Druck der Ereignisse ganz
von selbst auf die Tagesordnung setzen wird, auch wenn das die
derzeit im Abgeordnetenhaus etablierten Parteien weniger beschäftigt
als die Höhe ihrer Pensionen.
Denn nicht nur Berlin ist mit 66,5 Mrd. Euro verschuldet und weist
mit 22 000 Euro eine höhere Pro-Kopf-Verschuldung als
Argentinien auf, das insgesamt 200 Mrd. Dollar Auslandsschulden hat.
Realität ist, daß das gesamte Weltfinanzsystem unrettbar bankrott ist
und zwar haargenau aus denselben Gründen wie Berlin. Was in Berlin in
den vergangenen 16 Jahren passiert ist, findet in den sog.
Industrienationen seit rund 40 Jahren statt: eine systematische
Deindustrialisierung, ein Paradigmenwechsel weg von der Produktion,
hin zur Spekulation - weg von einer Gesellschaft von Produzenten, die
den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt bejahen und
reale Güter herstellen, hin zu einer Gesellschaft von Konsumenten,
die meinen, daß die Geldwirtschaft Geld produziert und daß nur
"Profit" zählt.
Aber jetzt ist bei der Kasinowirtschaft das Ende der Fahnenstange
erreicht. Eigentlich stand das globale Finanzsystem schon 1987 kurz
vor dem Aus, als sich mit dem Börsencrash vom Oktober 1987 eigentlich
so eine Art "Schwarzer Freitag" von 1929 wiederholte. Aber durch den
Zusammenbruch der DDR 1989 und der Sowjetunion 1991 ergab sich die
Gelegenheit zur Abschöpfung von realen Werten: die sog.
"Privatisierung" - auch "Abwicklung" oder "Schocktherapie" genannt.
In den Staaten der früheren Sowjetunion führte das von 1991-94 zu
einem Abbau der industriellen Kapazitäten um 70% und in den neuen
Bundesländern zum wirtschaftlichen Kahlschlag. Die Masse der
Bevölkerung verarmte, die "Oligarchen" und Manager stopften sich die
Taschen voll.
Und jetzt? Hinter den Kulissen der Vorstandsetagen der Banken,
Kartelle und Regierungen herrscht Panik. Jahrelang haben die Banken
einfach Geld gedruckt, um größere Bankrotte zu verhindern. Man hat
einfach virtuelles Geld im Computer geschaffen und als Liquidität in
das System gepumpt. So entstanden die Blasen im Immobiliensektor, bei
den Aktien und Anleihen, bei Energie und Rohstoffen. Das hielt zwar
das System zwischenzeitlich am Leben, hat aber den kleinen
Schönheitsfehler, daß nun Hyperinflation droht.
Jetzt versuchen die Zentralbanken eine kontrollierte Deflation, d.h.
sie versuchen, durch vorsichtige Zinserhöhungen die Luft aus der
Blasenwirtschaft herauszulassen. Aber als Folge davon ist es nur eine
Frage der Zeit, wann die Immobilienblase, vor allem in den USA,
platzt oder die von niemandem kontrollierten Derivatspekulationen zum
vollständigen Zusammenbruch des Systems führen. Realität ist: Das mit
der Globalisierung assoziierte Finanzsystem ist heute bankrotter, als
es die DDR im November 1989 war.
Der Ausweg
Die ersten Monate der Regierungszeit der Großen Koalition haben
gezeigt, daß diese Regierung eher geneigt ist, mit brutaler
Sparpolitik die Fehler der Regierung Brüning aus der Großen
Depression der 30er Jahre zu wiederholen, als das Ruder in der
Wirtschaftspolitik herumzureißen. Aber auch vom Rest Europas ist
wenig zu erwarten: Die Regierungen sind uneins und haben sich selbst
in das Korsett von Maastricht und des Stabilitätspakts eingezwängt.
Die Reaktion darauf sind Massenproteste und Streiks, die aber bisher
nicht über die jeweiligen Einzelthemen hinausgekommen sind.
Es liegt in der Natur der realen Machtverhältnisse in der Welt, daß
eine Lösung für die systemische Krise des Finanzsystems nur von den
USA her angestoßen werden kann. Und die Chance dazu besteht durchaus.
Denn inspiriert durch den führenden Oppositionspolitiker und
Wirtschaftswissenschaftler Lyndon LaRouche gibt es in der
Demokratischen Partei die Überlegung, zur Tradition von Franklin D.
Roosevelt und seiner Politik der staatlichen Kreditschöpfung
zurückzukehren.
Wenn man heute in Deutschland vorschlägt, daß eine positive Lösung
aus den USA kommen könnte, ist normalerweise entsetzte Ungläubigkeit
die Reaktion. In der Tat war das Ansehen der USA noch nie so auf dem
Tiefpunkt, seitdem die Neocons an der Macht sind. Aber das Gute bei
Ihnen, den Berlinern, ist die historische Erfahrung mit dem
wirklichen Amerika, das z.B. mit seiner 462 Tage andauernden
Luftbrücke die Bevölkerung Westberlins unterstützt hat. Und es ist
entscheidend zu verstehen, daß es eben zwei völlig entgegengesetzte
Traditionen in den USA gibt.
Auf der negativen Seite: Wenn man alles bedenkt, was heute im Namen
der Globalisierung auf der Welt geschieht, so wird deutlich, daß sie
der Versuch ist, die ganze Welt einer faschistischen Diktatur zu
unterwerfen. Dazu gehört u.a. auch der Versuch der Neocons, die Macht
des traditionellen amerikanischen Militärs zu beschneiden und es
durch private Organisationen und Firmen zu ersetzen, die dann ohne
die Kontrolle des Kongresses operieren können. George Shultz,
langjähriger Chef von Bechtel und Mentor der Neocons, der Bankier
Felix Rohatyn, dessen Rolle beim Pinochet-Putsch in Chile gerade
untersucht wird, und Vizepräsident Cheney, langjähriger Chef von
Halliburton, sind die Hauptverfechter dieser Politik.
Aber diese Politik hat zum größten strategischen Desaster in der
Geschichte der USA geführt. Der Irakkrieg hat ein Stadium erreicht,
das schlimmer als die Endphase des Vietnamkrieges ist. Die Lage der
US-Truppen ist so verzweifelt, daß sie ohne die Unterstützung des
Irans nicht einmal mehr abziehen können. Jetzt werden die Lügen und
Manipulationen, die zur Rechtfertigung des Irakkrieges geführt haben,
im amerikanischen Abgeordnetenhaus und Senat untersucht. Dazu
zeichnet sich ab, daß die Neocons eine Einbeziehung der irakischen
Armee in den Wiederaufbau des Staates nach dem Sturz Saddam Husseins
nur deshalb verhindert haben, um Firmen wie Halliburton
Regierungskontrakte in Milliardenhöhe zuzuschustern.
Das Desaster um den Irakkrieg ist der wichtigste von mehreren Dutzend
Gründen, warum die Popularität von Cheney und Bush einen historischen
Tiefstand erreicht hat und warum es ein Revolte im traditionellen
Militär und in der Republikanischen Partei gegen die Neocons gibt.
Auch wenn die Lage hochgefährlich bleibt, solange diese Neocons an
der Macht sind, so zeichnet sich doch deren Ende ab. Die
traditionellen Republikaner erkennen, daß ihnen bei den kommenden
Novemberwahlen eine empfindliche Niederlage droht.
Im besten Fall wird sich eine überparteiliche Koalition von
Demokraten und moderaten Republikanern bilden, die in der Tradition
des ersten Finanzministers der USA, Alexander Hamilton, und in der
Tradition F.D. Roosevelts vor dem Crash eine Reorganisation des
Weltfinanzsystems auf die Tagesordnung setzt und anknüpfend an das
alte Bretton-Woods-System von 1944 eine Notkonferenz auf
Regierungsebene abhält. Im schlimmsten Fall muß eine solche Konferenz
nach dem Crash stattfinden, weil sie die einzige Alternative zu einem
Absturz in unkontrolliertes Chaos ist.
Ein Neues Bretton Woods
Eine solche Konferenz muß das gegenwärtige Finanzsystem für bankrott
erklären und dann eine umfassende Reorganisation vornehmen. Der
größere Teil der Schulden der Welt ist ohnehin nicht zu bezahlen und
muß gestrichen werden. Andere Kategorien von Schulden müssen von
kurzfristigen Schulden mit hohen Zinsen in langfristige Kredite mit
niedrigen Zinsen verwandelt werden. Die Derivatspekulation muß
ersatzlos gestrichen werden, und es müssen wieder feste Wechselkurse
eingerichtet werden, damit langfristige Investitionen auf
internationaler Ebene möglich sind.
Im Kontext einer solchen neuen Finanzarchitektur ist es unerläßlich,
daß Deutschland die Souveränität über seine eigene Währung
zurückerhält. Die europäische Währungsunion hat sich, wie abzusehen
war, als gigantische Fehlentwicklung herausgestellt und innerhalb der
Euro-Zone zu einer enormen Schieflage zu Ungunsten der deutschen
Wirtschaft geführt. Wir sind zwar "Exportweltmeister", haben aber
nicht wirklich etwas davon. Wir führen reale Güter aus und geben das
eingenommene Geld für eine massive Querfinanzierung der Nachholländer
der Eurozone aus. Gleichzeitig ist die reale Arbeitslosigkeit bei
neun bis zehn Millionen angekommen, und die Reallöhne sind in den
letzten Jahren gesunken.
Teil dieser neuen Finanzarchitektur muß sein, daß Deutschland eine
Nationalbank erhält und die Bundesbank oder die Kreditanstalt für
Wiederaufbau wie nach dem Zweiten Weltkrieg für die Schöpfung
staatlicher Kredite genutzt wird. Diese Nationalbank muß dann pro
Jahr rund 400 Milliarden D-Mark zur Verfügung stellen, um insgesamt
zehn Millionen neue produktive Arbeitsplätze zu schaffen.
Wenn diese Kredite strikt an die Prinzipien der physischen Ökonomie
gebunden sind, sie also einen realen Kapitalwert schaffen und die
Produktivität der Wirtschaft erhöhen, und in Projekte fließen, in die
man auch investieren würde, wenn es der Wirtschaft gut ginge, dann
ist eine solche Kreditschöpfung nicht inflationär. Denn es handelt
sich lediglich um eine Anschubfinanzierung, die die Arbeitslosigkeit
beseitigt und der Volkswirtschaft damit enorme Kosten erspart.
Gleichzeitig schaffen die nun wieder Beschäftigten einen realen Wert
von mehreren hundert Milliarden D-Mark, und das Steueraufkommen
wächst. Ein reales Wachstum von 3% reichte aus, um die
demographischen Probleme auszugleichen, die Renten zu sichern, das
frühere Gesundheitssystem zu finanzieren usw.
Eine Perspektive für Berlin für die nächsten 50 Jahre!
Wir brauchen eine Vision, wie wir das 21. Jahrhundert gestalten
wollen und der Welt eine wirkliche Friedensordnung geben, die die
Katastrophen des 20. Jahrhunderts für immer hinter uns läßt. Eine
solche Friedensordnung kann nicht auf pragmatisches Denken gegründet
sein, sie muß auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit gerichtet
sein. Und diese Ziele können nur darin bestehen, ein menschenwürdiges
Leben für alle Menschen auf diesem Planeten zu ermöglichen. Sie
müssen also am Gemeinwohl der Menschheit orientiert sein. Nun ist die
Verwirklichung einer solchen Vision weder unrealistisch noch
wirtschaftlich schädlich - ganz im Gegenteil. Der offensichtliche
konkrete Rahmen für ein solches Programm ist der Ausbau der
Eurasischen Landbrücke.
Nachdem mit dem Fall der Mauer der Eiserne Vorhang, der Europa
teilte, nicht mehr vorhanden ist, gibt es keinen Grund mehr, warum
Eurasien nicht wirtschaftlich zusammenwachsen kann. Eigentlich müssen
wir nur da wieder anknüpfen, wo die Entwicklung mit dem Ersten
Weltkrieg, mit dem Bau der Transibirischen Eisenbahn und dem Bau der
Bahn von Berlin nach Bagdad unterbrochen wurde. Wir brauchen einen
gesamteurasischen Verkehrswegeplan, der die Industrie- und
Bevölkerungszentren Europas mit den Industrie- und
Bevölkerungszentren Asiens verbindet. Dazu gehört ein integriertes
Netz von Schnell- und Eisenbahnen - einschließlich des Transrapid -
sowie Autobahnen und Wasserwege, die durch computerisierte Bahnhöfe
miteinander verbunden sind.
Um diese Verkehrsadern herum müssen sog. Entwicklungskorridore von
etwa hundert Kilometern Breite geschaffen werden, in denen
Energieproduktion und -verteilung sowie Kommunikation angesiedelt
wird, so daß ideale Bedingungen für den Bau neuer Städte und die
Neuansiedlung von Industrie und Landwirtschaft entstehen. Durch diese
moderne Infrastrukturanbindung werden die landeingeschlossenen
Regionen Eurasiens die gleichen Standortvorteile erhalten, die bisher
nur die Regionen hatten, die an Meeren oder Flußsystemen liegen.
Selbstverständlich müssen wir uns dabei von dem Paradigma
verabschieden, das für den Zusammenbruch des alten Weltfinanzsystems
verantwortlich war. Es wird also beim Ausbau der Eurasischen
Landbrücke nicht um die Profitmaximierung privater Finanzinteressen
gehen. Ziel ist vielmehr die Entwicklung der Produktivität der jetzt
noch nicht entwickelten Gesellschaften Eurasiens und die langfristige
Steigerung des Lebensstandards der Menschen, die heute noch in großer
Armut leben, wie etwa 70% der Menschen in China und Indien.
Eine solche langfristige Entwicklungsstrategie ist aber dennoch im
ureigensten Interesse Deutschlands. Denn wir haben so gut wie keine
Rohstoffe. Wir konnten seit den Bismarckschen Industrie- und
Sozialreformen unseren Lebensstandard nur erringen, weil wir uns auf
wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts konzentriert und
bis zu 40% unserer Produktion exportiert haben. Die natürlichen
Exportmärkte für Deutschland liegen heute vor allem in Rußland,
China, Indien und den anderen Staaten Asiens. Und es liegt in unserem
eigenen Interesse, daß unsere Kunden reicher werden und ihre
Kaufkraft steigt.
Es wird aber nicht so sein, daß nur wir allein exportieren, sondern
es muß langfristig zu einer rationalen Arbeitsteilung aller Nationen
dieser Welt kommen, bei der sich alle auf die für sie adäquaten
Bereiche konzentrieren. Teil einer solchen neuen Wirtschafts- und
Finanzarchitektur muß nicht nur die Erschließung der heute
vorhandenen Rohstoffvorkommen z.B. in Sibirien und Zentralasien sein,
sondern auch die Entwicklung neuer Rohstoffe mit modernen
wissenschaftlichen Methoden wie z.B. die Energiegewinnung aus
Wasserstoff oder der Kernfusion.
Eine solche eurasische Entwicklungsperspektive wird so oder so die
Zukunft sein. Irgendwann werden die Menschen auf unsere Zeit
zurückblicken und sich fragen, warum dieses Programm nicht
unmittelbar nach der Auflösung der Sowjetunion auf die Tagesordnung
gesetzt wurde (wie wir das im übrigen seit 1991 vorgeschlagen haben).
Es ist der Gang der Dinge, daß der Landweg in Eurasien ausgebaut
wird. Wir schlagen lediglich vor, dieses Programm als Mittel zur
Überwindung der Weltwirtschaftskrise aktiv auf die Tagesordnung zu
setzen, als Motor für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft.
Die Zukunft Berlins
Wenn Eurasien auf diese Weise zusammenwächst, hat Berlin eine
glänzende Zukunft. Es wird die Schlüsselrolle für den
wissenschaftlichen Austausch spielen und muß der primäre
Verkehrsknotenpunkt für den Ost-West- und den Nord-Süd-Transport von
Menschen und Gütern in Eurasien sein. Und genau deshalb, weil wir
eine optimistische Vorstellung von dieser Zukunft Berlins haben,
schlagen wir den Ausbau des ehemaligen sowjetischen Flughafens in
Sperenberg zum interkontinentalen Flughafen vor.
Wenn die USA zu der Tradition Roosevelts zurückkehren, werden sie
auch nicht mehr, wie jetzt unter der Regierung der Neocons, die
Entwicklung Eurasiens aus geostrategischen Gründen als Bedrohung
sehen. Denn es war die explizite Absicht Roosevelts, nach dem Zweiten
Weltkrieg jede Form des Kolonialismus zu überwinden. Das war ganz
direkt seine Auseinandersetzung mit Churchill, der auf jeden Fall das
britische Empire und die Kolonien behalten wollte.
Amerika kann und muß auch zu der Tradition John Quincy Adams, eines
seiner besten Präsidenten zurückkehren, nämlich der Idee einer
Völkergemeinschaft souveräner Republiken, die durch eine
Prinzipiengemeinschaft verbunden sind. Wenn die USA dies tun, und
dafür steht die LaRouche-Bewegung in den USA, werden sie bald den
Ansehensverlust wettmachen, zu dem es in der Zeit der Neocons
gekommen ist. Und Berlin kann in der besten Tradition der
Freundschaft zuerst Preußens und dann Deutschlands in der Zeit
Bismarcks mit Amerika in diesem Sinne für eine neue atlantische
Partnerschaft eintreten.
Die klassische Tradition Berlins lebendig machen
Haben Sie sich auch schon öfters über die virtuelle Realität Berlins
als Medien- und Informationsstadt gewundert? Einem bestimmten
Prozentsatz von 68ern, Yuppies, Bankiers, Filmleuten und
Unterhaltungsprofis scheint es gut zu gehen, eine Party jagt die
nächste. Man wird fast an das Kabarett der 20er Jahre erinnert. Das
Problem ist nur, diese Realität ist tatsächlich virtuell, sie hat mit
der Wirklichkeit nichts zu tun. Woher kommt dieser merkwürdige
Ersatz?
In Berlin gibt es neben der positiven amerikanischen Tradition, die
sich in der Luftbrückenaktion des Generals Lucius Clay ausgedrückt
hat, leider auch die negative Tradition, die in der Nachkriegszeit
vom sog. Congress for Cultural Freedom (CCF) repräsentiert wurde. Der
CCF war nominell der großangelegte Propagandaangriff des beginnenden
Kalten Krieges gegen die Sowjetunion. In Wahrheit war die
Kulturarbeit des CCF ein Angriff auf die axiomatischen
Denkgrundlagen, die in den USA einen F.D. Roosevelt möglich gemacht
hatten - eine politische Führungsgestalt, die rigoros der Tradition
der amerikanischen Revolution und dem Gemeinwohl verpflichtet war.
Und in Europa richtete sich die Arbeit des CCF gegen die Tradition
der klassischen Kultur, die z.B. in Deutschland selbst während der
Schreckensherrschaft der Nazis nicht ausgerottet werden konnte.
Gemeinsam mit der sog. Frankfurter Schule, den Mentoren der 68er
Generation, trägt der CCF für die Zerstörung der klassischen
humanistischen Kultur die Verantwortung. Wenn man heute in ganz
Berlin keine einzige klassische Aufführung mehr sehen kann, wie sie
etwa zu Barlogs Zeiten am Schillertheater noch üblich waren, wenn
sich das "Regietheater" seit nunmehr fast 40 Jahren mit
Geschmacklosigkeiten auf der Bühne ad nauseam wiederholt, dann ist
das dem Langzeiteinfluß des CCF zu verdanken.
Wenn man dann den destruktiven Effekt der OECD-Bildungsreformen
hinzunimmt, die seit 1970 unter der Regierung Brandt durchgeführt
wurden und die einen grundsätzlichen Angriff auf das Humboldtsche
Bildungssystem darstellen, dann wird deutlich, warum die populäre
Kultur Berlins heute einen solch seichten Charakter hat. Es sind
jetzt schon fast zwei Generation, die von den Wurzeln humanistischer
Bildung abgeschnitten sind.
Mit den 68ern, die damals den langen Marsch durch die Institutionen
antraten und heute in vielen Führungspositionen sitzen, und den
nachfolgenden "Tweenern" haben sich zwei Generationen entwickelt,
deren Charakteristik es ist, tatsächlich virtuell zu denken, d.h.
realitätsfern zu sein. Dazu gehört eine Technologie- und
Industriefeindlichkeit ebenso wie stromlinienmäßiges Verhalten
gegenüber politisch korrekten Meinungen. Daß man sich um der
Wahrheitsfindung willen dem Zeitgeist widersetzen und die persönliche
Verantwortung für die Konsequenzen von Handlungen und Entwicklungen
übernehmen könnte, kommt den meisten nicht in den Sinn.
Dabei hat Berlin seit Gottfried W. Leibniz, seit Abraham Kästner,
Moses Mendelssohn, Gotthold Ephraim Lessing, den Brüdern Humboldt,
Schinkel und vielen anderen mehr eine so großartige klassische
Tradition, wie sie kaum eine andere Stadt vorweisen kann. Die BüSo
und die LaRouche-Jugendbewegung sind fest entschlossen, die
klassische Musik und die klassische Dichtung wieder allgemein
zugänglich zu machen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in den
nächsten Monaten in den Straßen Berlins junge Leute treffen, die mit
ausgebildeten Belcanto-Stimmen Kompositionen von Bach, Mozart oder
Beethoven singen oder Gedichte von Friedrich Schiller rezitieren.
Anstatt die sog. Jugendkultur in Gewalt (wie in einigen Schulen
Berlins), Diskos und Drogen versinken zu lassen, setzen wir uns für
eine humanistische Bildung im Geiste Schillers und Humboldts ein.
Aber wir reden nicht nur darüber, wir leben das auch jeden Tag.
Berlin, die Hauptstadt Deutschlands, wird eine positive Rolle als
Dreh- und Angelpunkt bei der Integration Eurasiens spielen. Aber
damit die Bevölkerung Berlins - und Deutschlands - subjektiv in der
Lage sein wird, mit den außergewöhnlichen Herausforderungen unserer
Zeit umzugehen, müssen wir die klassische Kultur neu beleben. Denn
sie ist die Nahrung unserer Seele.
Ich kann Ihnen eines versprechen: Die nächsten Monate des Wahlkampfs
in Berlin werden dramatische Veränderungen auf der internationalen
Ebene bringen. Machen Sie bei uns mit, denn wir haben Ideen, wie die
Zukunft zu gestalten ist, und wir haben den Draht zum wirklichen
Amerika.
Berlin muß wieder industrialisiert werden. Und damit dies geschieht,
brauchen wir eine Bewegung aktiver Staatsbürger, die nicht nur über
die Politiker schimpfen, sondern die mit uns zusammen die Interessen
Berlins und damit Deutschlands gegen die Übergriffe des
globalisierten Faschismus, der "Heuschrecken" und der EU-Bürokratie
verteidigen.
Helfen Sie uns aktiv, daß Deutschland seine große Tradition als Volk
der Dichter und Denker wieder lebendig macht und daraus die Kraft und
die neuen Ideen schöpft, um die Herausforderungen der Zukunft zu
bestehen.
Ihre Helga Zepp-LaRouche