"Es gibt, streng genommen, keine Irankrise"
Am 6.3. hielt Lyndon LaRouche im "Opern Palast" in Berlin zur Frage
des iranischen Nuklearprogramms ein zweite Rede. Dort sprach er vor
dem Berliner Salon, einer Versammlung von etwa 70 Geschäftsleuten,
politischen Persönlichkeiten und Wissenschaftlern.
LaRouche erklärte, "streng genommen" gebe es keine "Irankrise".
Weiter sagte er: "Die angemessenste Bezeichnung für die wirkliche
Krise ist 'eine Krise auf dem Schachbrett der Weltpolitik'. In dieser
Krise werden... bestimmte Züge auf dem globalen Schachbrett gemacht
- und dazu gehört auch das "Iran-Bauernopfer". Wer meint, man müsse
ein Urteil über die "Irankrise" fällen, der beweist damit nur, daß er kein aktiver Mitspieler in diesem Spiel ist, sondern zu den
bedauernswerten Opfern psychologischer Kriegführung gehören, bei
denen andere Regie führen.
Diese "Krise auf den Schachbrett der Weltpolitik" müsse "als
eine Fortsetzung des britischen geopolitischen Spiels" gesehen
werden, "das unter der Bezeichnung 'Sykes-Picot' bekannt wurde. Das
bezieht sich ganz besonders darauf, wie diese Machenschaften dazu
beitrugen, Rußland unter Zar Nikolaus II. entgegen seinen Interessen
in das Bündnis gegen Deutschland und in den Ersten Weltkrieg
hineinzuziehen. Wenn man das derzeitige Spiel mit dem Iran in diesen
entscheidenden historischen Zusammenhang stellt - und nur dann -,
hat man die Chance, die gegenwärtige Iran-Affäre zu verstehen - und
zwar mit dem Verständnis der weltstrategischen Fragen hinter diesem lokalen Spiel.
Die aktuelle Phase dieses Spiels ziele darauf ab, "einen Zustand
des permanenten Krieges und der permanenten Revolution zu schaffen.
Das soll das Wirkprinzip einer neuen Form des weltweiten
Imperialismus bilden, die man heute 'Globalisierung' nennt... Die
gegenwärtige Form des "Großen Spiels" gründet darauf, daß die amerikanische Wirtschaft und das Rooseveltsche Bretton-Woods-System
fester Wechselkurse seit der Ära nach Adenauer, Kennedy und de Gaulle
bewußt zerstört wurden, indem man zu einer 'nachindustriellen'
Ideologie in den Industrienationen und einem 'Freihandelssystem' auf
der ganzen Welt überging. Die Entwicklung radikaler Versionen der
Lockeschen Lehre vom 'Privateigentum' und der Freihandelslehre von
Adam Smith hat dazu geführt, daß private Finanzinteressen die
vorhandenen, nominell souveränen Regierungen ausbeuten und beherrschen."
Psychologische Kriegführung im Irankonflikt
Am 8.3. gingen die britisch-amerikanische Kriegspartei mit der
Propagandalinie an die Öffentlichkeit, das Problem des iranischen
Nuklearprogramms sei von der Internationalen Atomenergiebehörde
(IAEA) an den UN-Sicherheitsrat übergeben worden, womit jetzt
Sanktionen im Raum stünden. Das ist falsch.
Am 7.3. legte IAEA-Generaldirektor Mohammad ElBaradei wie auf
der IAEA-Tagung am 4.2. beschlossen, seinen Bericht über die
Zusammenarbeit des Iran mit der IAEA vor. Der Bericht wurde auch an
UN-Generalsekretär Kofi Annan weitergeleitet, der ihn dem
UN-Sicherheitsrat vorlegte. Die fünf Ständigen Mitglieder des Rates
haben ihn gelesen und in informellen Treffen beraten.
Die Neokonservativen behaupteten sofort, das sei der erste
Schritt zum "Handeln" gegen den Iran. Der amerikanische UN-Delegierte
Gregory Schulte erklärte: "Jetzt ist die Zeit gekommen, daß der
UN-Sicherheitsrat handeln muß." Der Iran verfüge über 85t
Uranhexafloride, was ausreiche, um zehn Atombomben zu bauen.
US-Außenstaatssekretär Nicolas Burns sagte: "Der Iran hat die
Auflagen der IAEA nicht erfüllt." Deshalb werde sich der
UN-Sicherheitsrat ab Anfang der nächsten Woche damit befassen.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow, der langjährige
Erfahrung als russischer UN-Botschafter hat, rückte die Situation ins
richtige Licht: "Dieses Spiel mit Begriffen - benachrichtigen
(notify) oder überweisen (refer) [an den Sicherheitsrat] - verfolgt
nur ein Ziel: zu behaupten, der Gouverneursrat der IAEA habe hilflos
mit den Händen gerungen, aufgegeben und dem UN-Sicherheitsrat gesagt:
'Wir müssen zugeben, daß wir den Iran nicht weiter beeinflussen
können. Ihr seid die ernstzunehmenden Leute, eure Charta erlaubt euch
vieles, also nehmt bitte die Angelegenheit in eure Hände.' Das ist
eine falsche Politik, die die Probleme nicht lösen wird."
Ironisch fuhr Lawrow fort: "Wir erinnern nicht daran, wer im
Zusammenhang mit dem Irak recht oder unrecht hatte - obwohl die
Antwort offensichtlich ist." Bisher sei nicht entschieden worden, die
Angelegenheit vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen, betonte er: "Die
vorangegangene Sitzung des IAEA-Gouverneursrates verabschiedete eine
Resolution, daß die Ergebnisse der Gespräche im Februar und März zu den Dokumenten gehörten, über die der Sicherheitsrat informiert werde." Dies bezog sich darauf, daß ElBaradei seinen Bericht gerade nach New York geschickt hatte.
Am 13.3. dementierten der Sprecher des iranischen
Außenministeriums Hamid-Reza Asefi und der russische Leiter der
Bundesbehörde für nukleare Sicherheit Sergej Kirijenko Berichte, nach
denen der russische Vorschlag einer gemeinsamen
Urananreicherungsanlage nicht länger auf der Tagesordnung stünde.
Kirijenko erklärte, dieser Vorschlag "war und bleibt
Verhandlungsgegenstand als Teil eines umfassenden Vorschlagspaketes
an die Islamische Republik Iran, einschließlich aller Vereinbarungen
mit der IAEA. Ein iranischer Regierungsvertreter bestätigte die
Verhandlungen mit der IAEA und den Russen gingen weiter.
Lawrow über die Grundlagen der russischen Außenpolitik
In der ersten Märzwoche veröffentlichte der russische Außenminister
Sergej Lawrow zwei außergewöhnliche historisch-konzeptionelle Artikel
über die Grundlagen der russischen Außenpolitik. Der erste erschien
am 3.3., am Vorabend von Lawrows USA-Besuch, unter der Überschrift
"
Rußlands Rolle in der globalen Politik" in der russischen Zeitung
Moskowskije Novosti. Der zweite Artikel, "
60 Jahre Fulton: Lehren aus
dem Kalten Krieg und unsere Zeit", folgte am 6.3. in der
Rossiiskaja
Gaseta. Die meisten westlichen Medien ignorierten die Artikel.
Lawrow stellt ein selbstbewußtes, selbstsicheres Rußland vor,
das im Rahmen einer "sich neu entwickelnden Architektur
internationaler Beziehungen", welche sich "zunehmend auf
demokratische Multipolarität stützen", seine Verantwortung wahrnehmen
werde. Die wesentliche Zielrichtung der russischen Außenpolitik sei
vielfältige Ausrichtung und beständiges Verfolgen nationaler
Interessen, ohne in Konfrontation abzurutschen. Einseitiges
Hegemoniestreben sei veraltet und utopisch zugleich und beruhe auf
der am Ende des Kalten Krieges aufgekommenen Legende von "Siegern und
Besiegten". Die Kriterien der Zusammenarbeit seien für alle
Partnerländer gleich, darunter die Länder der SCO (Shanghai
Cooperation Organization), China und Indien, die USA und Europa sowie
andere maßgebliche Staaten der Welt. Ebenso skeptisch stehe er
Projekten gegenüber, die unter dem Namen "universeller Fortschritt
der Freiheit und Demokratie" oder "transformative Diplomatie" in
gewissen westlichen Hauptstädten angepriesen würden.
Das Zentrum der sich derzeit entwickelnden Konfliktsituationen
von "interzivilisatorischer Dimension" sieht Lawrow im Nahen und
Mittleren Osten. Rußland wolle weder ein passiver Beobachter sein
noch in einen Streit mit der muslimischen Welt gezogen werden, der in
einen "Kampf der Kulturen" ausarten kann. Der einzig gangbare Weg
bestehe "in der Anwendung einer außenpolitischen Strategie, die
darauf angelegt ist, die internationale Stabilität aufrechtzuerhalten
und die Spannungen zu reduzieren. Dies wird geleitet von dem
Interesse, auf dem Wege von Verhandlungen die Probleme beizulegen...
Rußland ist bereit, die Rolle des Brückenbauers zu spielen; unser
Land war während seiner gesamten Existenz eine solche
kulturell-zivilisatorische Brücke... Wir können Teil des Versuchs
sein, einen Kompromiß zu erreichen, was immer viel Zeit und Geduld
verlangt, aber wir können nicht Diktate und Ultimaten unterstützen,
die uns alle in eine Sackgasse führen."
Rußland habe die Lehre aus den beiden Weltkriegen gezogen. "Seit
dem Ende des Kalten Krieges sind Dogmatismus und ideologische
Herangehensweisen an Fragen des internationalen Lebens nicht mehr
attraktiv", schreibt Lawrow. "Wir können keine Strategie verfolgen,
der zugrundeliegt, daß jemand sein Prestige schützen will. Die
Geschichte zeigt, daß Wahnsinn kollektiv sein kann. So ließ sich
Rußland zu Beginn des 20.Jhdt... in die konfrontationistische Logik
europäischer Politik hineinziehen, die zur Tragödie des Ersten
Weltkriegs führte und in einer Katastrophe für Rußland mündete. Die
Erfahrung des 20.Jhdt.. zeigt, daß es die heilige Pflicht jedes
Staates ist, eigenständig zu denken und sein Schicksal nicht
Ereignissen zu überlassen, die außerhalb seiner Kontrolle stehen. Die
Außenpolitik unseres Landes darf nicht zur Geisel von Wahlzyklen in
anderen Ländern werden."
Der zweite Essay Lawrows "60 Jahre Fulton: Lehren aus dem Kalten
Krieg und unsere Zeit" bezieht sich auf die Rede Winston Churchills
am 5.März 1946 in Fulton/Missouri. Damals prägte Churchill in
Anwesenheit von US-Präsident Harry Truman das Wort vom "Eisernen
Vorhang", der Europa teilt; es markierte das Ende der
Anti-Hitler-Koalition und den Beginn des Kalten Krieges.
Lawrow schreibt: "Man kann die Geschichte nicht verändern, aber
untersuchen, um zu versuchen, nicht die gleichen Fehler zu
wiederholen. Wenn der Kalte Krieg in der Entwicklung der
internationalen Beziehungen eine Verirrung war, kann und muß diese
Logik in der heutigen Politik umgekehrt werden." Während des Krieges
hätten England und die USA versucht, die Sowjetunion in die westliche
Gemeinschaft einzugliedern, aber das änderte sich nach dem Krieg. Die
Sowjetunion treffe eine Mitschuld am Kalten Krieg, aber die Strategie
von Briten und Amerikanern habe darauf abgezielt, nicht nur Moskaus
Expansion aufzuhalten, sondern das ganze sowjetische System zu
zerschlagen. Diese Strategie habe sich auf die unsicheren Grundlage
des kurzlebigen Monopols auf Kernwaffen gegründet, während die
Sowjetunion physisch erschöpft zur Konfrontation unfähig war. Die
Politik der Sowjetunion sei in der zweiten Hälfte der 40er Jahre bei
aller Härte in vieler Hinsicht defensiv und auf ihre Art in sich
schlüssig und vorhersehbar gewesen. "Vielleicht hatte Churchills Rede
etwas von einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung an sich: Die
Sowjetunion konnte zu der Zeit den Westen nicht bedrohen, aber als
sich der Kalte Krieg entfaltete, erwarb sie diese Fähigkeit."
Um die Lehren aus dem Kalten Krieg zu ziehen, sollten die bis
heute geheimgehaltenen Archive geöffnet werden. Der Kalte Krieg biete
Lehren für alle. So müsse man erkennen, wie verderblich ein
"Unfehlbarkeitskomplex" sei, oder das Bestreben, andere Völker gegen
ihren Willen zu beglücken und der Versuch, die internationalen
Beziehungen zu militarisieren. Heute müsse man sich auf die Aufgaben
konzentrieren, welche die Länder gemeinsam bewältigen müssen:
"Gemeinsam gehen wir das Problem der globalen Energiesicherheit an
sowie den Schutz der Menschen vor Epidemien und schaffen Zugang zur
modernen Bildung. Ein gemeinsames Verständnis der Vergangenheit führt
zu einem besseren gegenseitigen Verstehen und Vertrauen, und es wird
dazu beitragen, das Erbe das Kalten Krieges in der Weltpolitik zu
überwinden."
Diskussion über LaRouches Wirtschaftslehre in Wien
Am 8.3. diskutierten etwa 60 Mitglieder und Gäste des "Clubs der
logischen Denker" in Wien über das Thema "Physische Wirtschaft nach
LaRouche". Grundlage der Veranstaltung war ein Vortrag von Jürgen
Bozsoki, der im letzten Jahr seine Magisterarbeit über die
Epistemologie von LaRouches Wirtschaftstheorie geschrieben hat.
Bozsoki ist aktives Mitglieder der österreichischen Sozialdemokraten
(SPÖ) und Autor der Schrift "Der blinde Fleck der Sozialdemokratie",
worin er kritisiert, daß die europäischen Sozialdemokraten
neoliberale Rezepte und Globalisierung hinnehmen.
Bozsoki berichtete zu Beginn seines einstündigen Vortrags über
die politischen Widerstände gegen das Thema seiner Magisterarbeit.
Dies dürfe einen Wissenschaftler nicht davon abhalten, sich mit
LaRouches Gedanken näher zu befassen. Dann gab er einen Überblick
über die konzeptionellen Vorfahren von LaRouches physikalischer
Wirtschaftswissenschaft, angefangen mit Leibniz und dem Kameralisten
Johann Joachim Becher über das Amerikanische System von Henry Carey
und Friedrich List bis zur Mathematik und Physik von Georg Cantor und
Bernhard Riemann. Er beschrieb den Unterschied von LaRouches
Definition der Arbeit zu der bei Adam Smith, David Ricardo und Karl
Marx, wobei er das "Technologieprinzip" und die Bedeutung der
Energieflußdichte betonte. Bozsoki schilderte im einzelnen das
LaRouche-Riemann-Modell und verwies besonders auf den "negativen
Überschuß", wenn die nichtproduktiven Ausgaben größer werden als der
realwirtschaftliche Überschuß der Gesellschaft. Abschließend faßte er
die Hauptpunkte von LaRouche Wiederaufbauprogramm zusammen.
An den Vortrag schloß sich eine Diskussion auf hohem
inhaltlichem Niveau an; Themen waren u.a.: "lineares Wachstum" contra
nichtlineares Wachstum durch wissenschaftlich-technischen
Fortschritt, die Rolle des Club von Rom und des Internationalen
Instituts für angewandte Systemanalyse in Laxenburg (bei Wien), die
Bedeutung der Kernenergie für die wirtschaftliche Entwicklung sowie
die Finanzspekulation.
Japanische Zentralbank wird Liquidität deutlich drosseln
In einem ersten Schritt zur Beendigung ihrer Null-Zins-Politik
entschied die japanische Zentralbank am 9.3., die von ihr garantierte
Liquidität für den japanischen Interbankmarkt drastisch zu kürzen.
Seit dem Frühjahr 2001 lag diese Summe zwischen 30-35 Billionen Yen
oder fast 300 Mrd.$. Jetzt wurde diese Summe um 80% auf 6 Bio. Yen
(etwa 50 Mrd.$) reduziert. Der Abbau soll in den kommenden Monaten
schrittweise erfolgen, um Turbulenzen zu vermeiden. Man rechnet
damit, daß der Liquiditätsabbau die Marktzinsen langsam steigen
lassen wird, doch die Zentralbankzinsen bleiben vorerst noch bei Null.
Diese Kompromißentscheidung wurde nach massivem Druck seitens
der hochverschuldeten japanischen Regierung sowie der internationalen
Finanzwelt getroffen.
Mit steigenden Zinsen und schrumpfender Zentralbankliquidität in
Japan, Europa und den USA - ein Trend, der sich im Laufe des Jahres
noch beschleunigen dürfte - schwindet zunehmends die Grundlage für
die verschiedenen "Carry Trades".
Die Renditen von Regierungs- und Unternehmensanleihen klettern
auf allen größeren Märkten bereits steil nach oben, da sich das
Volumen der Anleihenausgabe in Erwartung weiterer Zinsanstiege
deutlich erweitert hat. In den vergangenen Wochen kam es bereits
zweimal zu Wellen von Panikverkäufen, die die Aktien-, Anleihen- und
Devisenmärkte fast aller sog. "aufstrebenden Märkte" trafen. Die
erste Runde löste der "Island-Crash" im Februar aus. Es ist zu
betonen, daß die Finanzkrise in Island, mit allen internationalen
Folgewirkungen, keineswegs vorbei ist. Die zweite Welle kam am 7.3.,
als die aufstrebenden Märkte ihren größten Einbruch seit zwei Jahren
verzeichneten.
An dem Tag brachen die Aktienmärkte in Rußland, der Türkei und
ganz Lateinamerika um 3-6% ein, die Risikoprämien auf die
betreffenden Regierungsanleihen schossen in die Höhe und Währungen
wie die brasilianische, die türkische und die südafrikanische
verloren deutlich. Dies ging mit Panikverkäufen auf den
Rohstoffmärkten einher, insbesondere bei Metallen wie Kupfer, Zink
und Aluminium, die zuvor aufgrund der Spekulation der Hedgefonds ein
Vieljahreshoch erreicht hatten.
Blase der aufstrebenden Märkte vor dem Platzen
In ihrem jüngsten Quartalsbericht wirft die Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) ein Schlaglicht auf die angespannte Lage auf
den Wertpapiermärkte der aufstrebenden Märkte, die in den letzten
Jahren durch internationalen "Carry Trade" einen enormen Anstieg
erlebt hatten. Die Kurzfassung des Berichts trägt die Überschrift
"Aufstrebende Märkte auf historischen Höhen".
So seien die Wertpapierpreise zu Beginn des Jahres "in
sämtlichen Emerging Markets kräftig angestiegen", und zwar
"zusätzlich zu den eindrucksvollen Zugewinnen im Jahre 2005". In
vielen Fällen wurden die Preise für Anleihen, Aktien und Währungen
"auf historische Rekordmarken oder darüber angehoben". Bei den
Aktienmärkten war ein Anstieg im zweistelligen Prozentbereich die
Regel. In Ägypten, Kolumbien und Saudi-Arabien haben sich die
Aktienkurse in einem Jahr gar verdoppelt. Weiterhin konnten die
"Emerging Markets", darunter Länder wie Rußland, Indonesien oder
Brasilien, insgesamt 231 Mrd.$ an internationalen Anleihen absetzen,
mehr als jemals zuvor. Sie locken mit Renditen von durchschnittlich
12%, im Vergleich zu Nullzinsen in Japan und 2-3% Zinsen in Europa.
Bei hochverzinsten Unternehmensanleihen herrscht das gleiche
Bild: Rekordzuflüsse an Kapital, insbesondere zur Finanzierung von
Übernahmen. Das Volumen von Firmenübernahmen stieg laut BIZ-Bericht
2005 auf 3,2 Bio.$, so viel wie seit der Internetblase von 2000 nicht
mehr. Besonders besorgniserregend, so die BIZ, ist der sehr hohe
Anteil von Finanzierungen über "Leveraged Buyouts" (LBO), wo ein
Firmenaufkäufer nicht mit eigenem Geld oder Aktien, sondern mit
kurzfristig geliehenem Kapital zahlt. Nach der, zumeist feindlichen,
Übernahme wird das übernommene Unternehmen gezwungen, diese Schulden
zu begleichen, indem es selbst Ramschanleihen ausgibt. Das Volumen
von LBOs war laut BIZ 2005 so hoch wie zuletzt auf dem Höhepunkt der
"Übernahmemanie" Ende der 80er Jahre, der eine Welle von
Zusammenbrüchen folgte. Diesmal sei das Spiel nicht auf die USA
beschränkt, sondern habe besonders auch Europa und Asien erfaßt.