"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Juni 2008 Nahrungsmittel für den Frieden

Memorandum der Landwirtekommission im Schiller-Institut an die Tagung der FAO in Rom vom 3.-5. Juni 2008

Als 1972 das Buch über die „Grenzen des Wachstums“ in die Öffentlichkeit gebracht wurde, war dies der Beginn einer geplanten Entwicklung, die man heute mit Recht als globalen Völkermord bezeichnen kann. Die Ölkrise war die erste Maßnahme, um die Völker der Welt in wirtschaftliche Abhängigkeit zu bringen. Mit der Schuldenfalle und der Hochzinspolitik Ende der 70er Jahre verurteilte man die Länder der Dritten Welt dazu, ihre Nahrungsmittel zu Schleuderpreisen auf den Märkten der Industrienationen zu verkaufen, um damit ihren Zinsverpflichtungen nach zu kommen. Gleichzeitig wurden die als Futtermittel (Substitute) bezeichneten Importe in den Veredlungsbetrieben (Mast-, Milch-, Geflügelwirtschaft) verfüttert. In dieser Zeit wurden die bekannten Milchseen, Fleisch- und Butterberge geschaffen, mit Subventionen und Exporterstattungen wieder auf dem Weltmarkt verkauft und gleichzeitig die nationalen traditionellen Märkte ruiniert. Mit dieser grandiosen Umverteilung sind riesige Warenströme entstanden die nur von ganz wenigen Agrarhandelsgesellschaften (Cargill, Bunge, ADM, Töpfer; etc.) kontrolliert wurden. Daß diese Entwicklung nicht durch Zufall entstanden ist, sondern bewußt herbeigeführt wurde, kann man an dem Positionspapier der USA NSSM 200 unter der Regentschaft des damaligen Außenministers Henry Kissinger nachlesen.

Die Welt braucht wieder den unabhängigen selbständigen Bauern, der im Mittelstand der übrigen Wirtschaft seine Anerkennung findet. Dies ist nur dadurch zu erreichen, indem man die folgenden Punkte wieder in Recht und Gesetz bringt:

1. Die kontinuierliche landwirtschaftliche Produktion ist in allen Produktbereichen durch den jeweiligen Paritätspreis sicherzustellen und in Zeiten der Inflation durch einen entsprechenden Wertausgleich zeitnah zu stabilisieren.

2. Angebotregulierende Maßnahmen wie Milchmengenregelung, Zuckermarktordnungen und Stärkequoten usw. sind weiter aufrecht zu erhalten und durch einen funktionierenden Außenschutz zu sichern.

3. Die landwirtschaftliche Produktion ist in den Ernährungstraditionen der lokalen Gegebenheiten der einzelnen Länder dieser Welt in erster Linie für die nationale Bevölkerung zu leisten und nicht für die großen Agrarhandelskonzerne.

4. Die Marktnachfrage ist durch entsprechende Vorratshaltung von staatlicher Seite sicherzustellen und kann nicht in Eigenregie an private Unternehmen übertragen werden.

5. Das Regelwerk der WTO, wie es in den letzten Jahren praktiziert wurde, ist nicht geeignet, die Ernährung der Weltbevölkerung sicher zu stellen. Ganz im Gegenteil, die nicht nachvollziehbaren Maßnahmen sind angelegt auf eine globale Bevölkerungsreduktion.

Das Recht auf ausreichende Nahrung ist ein Grundrecht des Menschen und gilt auf der ganzen Welt. Deshalb muß die Nahrungsmittelproduktion weltweit gesteigert werden. Dafür müssen auch bisher nicht nutzbare Trockengebiete durch Bewässerung neu erschlossen werden.

Nahrungsmittel sind keine Ersatzstoffe für fehlende Rohstoffe im Energiebereich; und auf keinen Fall ein Objekt für die Finanzspekulation, die derzeit die Hauptschuld für den Anstieg der Kosten im Ernährungsbereich trägt.

Um der hungernden Bevölkerung dieser Welt jetzt die notwendige Hilfe zukommen zu lassen, ist es notwendig, die Lagerbestände der großen Agrarhandelskonzerne ausfindig zu machen und entsprechend kostengünstig den notleidenden Ländern zukommen zu lassen.

Für die Landwirtekommission:

Josef Kremmeter
Helmut Eichinger
Josef Lebmaier
Alois Krumbachner
Josef Perschl
Walther vom Stein

Weitere Informationen:
Georg Neudecker, c/o Schiller-Institut-Landwirtekommission, T. 0611-2052065, www.schiller-institut.de