"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Mai 2008 Nahrungsmittel für den Frieden

Fernandez de Kirchner: Argentinien kann 400-500 Millionen Menschen ernähren

Die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner erklärte am 16. Mai beim EU-Iberoamerika Gipfel in Lima/ Peru, daß ihr Land das Potential hätte, ein "Nahrungsmittelmulti" zu werden mit der Fähigkeit, bis zu 500 Millionen Menschen zu ernähren. Sie sagte dies im Kontext einer Generalabrechnung mit der neoliberalen Freihandelspolitik, die die Volkswirtschaften Lateinamerikas in den 90er Jahren untergraben hatte.

Beim Forum "Armut und Ungleichheit" erinnerte die argentinische Präsidentin daran, daß ihr Land vor 100 Jahren Rohstoff-Exporteur und die siebtgrößte Volkswirtschaft der Erde war. Obwohl sich Argentinien heute "in einer privilegierten Position" befände, sei man nicht daran interessiert, bloßer Rohstoffproduzent zu sein. Vielmehr sehe sie eine gemeinsame Chance für Europa und Argentinien, "da Sie [in Europa] nicht in der Größenordnung Nahrung produzieren können wie wir, aber wir Ihre Technologien und Investitionen brauchen." "Mein Land mit seinen 40 Millionen Einwohnern kann für 400 bis 500 Millionen Menschen Nahrungsmittel herstellen. Aber wir wollen diese selbst verarbeiten und mit den veredelten Produkten handeln. Wir sind durch unsere geographische Lage, die verschiedenen Klimazonen und die Technologie, die wir für die Landwirtschaft entwickelten gut vorbereitet." Die Europäische Union und Iberoamerika sollten eine "strategische Allianz gründen, die für beide Seiten nützlich ist.

Präsidentin Fernandez de Kirchner machte die zügellosen Rohstoffspekulationen für den Preisanstieg bei Lebensmitteln verantwortlich. Es sei doch seltsam, daß sich neben dem offiziellen Finanzsystem, bei dem angeblich alles kontrolliert wird, ein System von [privaten] Fonds entwickeln konnte, bei dem " niemand so recht weiß, wo sie sind und wie sie benutzt werden. Diese haben eine der größten Krisen seit Menschengedenken geschaffen."

Fernandez de Kirchner lastete die Nahrungsmittelkrise denjenigen an, die auch die Armut verursacht hätten. Spekulation habe heute Vorrang vor der Produktion und auf Profit werde mehr Wert gelegt als auf produktive Arbeiter. Seit nun die Finanzwelt nicht länger die großen Gewinne mache, seien die Spekulanten auf das Gebiet der Nahrungsmittelspekulation gewechselt und die staatlichen oder multilateralen Kontrollbehörden schauten tatenlos zu. Auch hätten die regionalen Eliten oftmals gemeinsame Sache mit den Verursachern dieser Finanz- und Wirtschaftspolitik gemacht.

"Jetzt ist für uns wichtig, zu bestimmen, wie wir in diese Situation kamen..., um dann die Instrumente und politischen Maßnahmen zu definieren, mit denen das Ganze rückgängig gemacht werden kann."