"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Mai 2008 Nahrungsmittel für den Frieden

Freihändler sehen rot

Der französische Landwirtschaftsminister Michel Barnier steht mit seiner kürzlich geäußerten Meinung, daß die Ernährung der Bevölkerung zu wichtig sei, um sie den Märkten zu überlassen, weiter im Kreuzfeuer der Freihändler. The Economist, das Hausblatt der Londoner Finanzoligarchie, veröffentlichte jetzt einen wutschnaubenden Artikel, der Barnier stellvertretend für all die Kräfte angreift, welche angesichts der Preisexplosion bei Nahrungsmitteln und sich ausbreitender Hungersnöte ein regulierendes Eingreifen des Staates fordern.

Die Attacke des Economists richtet sich dabei gegen die von Frankreich verteidigte Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) und beschuldigt Frankreich mehr GAP-Gelder bezogen zu haben als jedes andere Land. Wirklicher Angriffspunkt ist aber das Konzept der ausreichenden Selbstversorgung bei Grundnahrungsmitteln, wie es in den Römischen Verträgen mit der GAP einst festgelegt wurde. Im Artikel heißt es: "Dieses geistlose Selbstversorgungsprinzip wird selbst in den USA, wo gerade ein neues Landwirtschaftsgesetz vorbereitet wird, wieder ausgepackt. Und es wird auch von UN-Berichterstatter Jean Ziegler, der einst für Kubas Landwirtschaftpolitik schwärmte, gefordert."

Hauptpunkte der GAP waren einst garantierte Mindestpreise für die Landwirte und das Anlegen von Nahrungsmittelreserven, den sogenannten Interventionsbeständen, die in den letzten Jahren aufgelöst wurden und jetzt so nötig gebraucht würden. Für die Ideologen des Freihandels zählt aber nur der maximale Profit, egal wieviel Millionen Menschen dabei umkommen oder ins größte Elend gestürzt werden.