"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Mai 2008 Nahrungsmittel für den Frieden

UN-Sonderberichterstatter greift Kartelle, Biosprit und "Fehlentscheidungen der letzten 20 Jahre" an

Zum Abschluß der von 81 Nationen verlangten Sondersitzung der UN-Menschenkommission in Genf faßte der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, am 22. Mai zusammen, worauf man sich bei den Beratungen geeinigt hatte:

- Das Recht auf Nahrung ist ein grundlegendes Menschenrecht
- Jede Nation ist verpflichtet, die eigene Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen;
- Alle Staaten stehen in dieser Frage international gegenüber allen Völkern der Welt "in der Pflicht"
- Besonders kritisiert wurde die - "oft unterschätzte" Rolle der großen transnationalen Firmen mit ihrer "immense Macht über den Markt".

De Schutter sagte, es gehe jetzt nicht nur "zuwenig Kaufkraft", sondern auch zuwenig Nahrungsmittel; die landwirtschaftliche Produktion müsse gesteigert werden. Jetzt bezahle man für "20 Jahre Fehlentscheidungen". Er griff erneut die Erzeugung von Biotreibstoffen an und verlangte außerdem Maßnahmen, um die Ausbreitung der Wüsten südlich der Sahara rückgängig zu machen. Alle Länder wurden aufgefordert, hochrangige Delegationen zum FAO-Gipfel zu entsenden, bei dem die Ergebnisse des UN-Gipfels durch den Sonderberichterstatter vorgetragen werden sollen.

Während Kanada und Großbritannien vor allem ihren Unmut zum Ausdruck brachten, daß sie mit ihren imperialen Forderungen nach Interventionen aus "humanitären Gründen" in Ländern wie Myanmar nicht durchgedrungen waren, konzentrierten sich andere auf das wesentliche. So sagte der russische Vertreter, es sei nicht richtig, daß ein Sechstel der Weltbevölkerung keine angemessene Nahrungsmittelversorgung habe, wenn es durchaus möglich sei " zwölf Milliarden Menschen zu ernähren - das doppelte der heutigen Weltbevölkerung". Der sambische Vertreter warnte: sollte der Anstieg bei den Nahrungsmittelpreisen nicht kontrolliert werden, würden sich die "Aufstände der letzten Monate auf andere Teile der Welt ausweiten." Uruguay forderte eine "Verdoppelung der weltweiten Nahrungsmittelproduktion bis 2050, um große Hungersnöte zu verhindern."

Die Vertreter der Demokratischen Republik Kongo und Boliviens griffen vor allem die internationalen Finanzinstitutionen und -interessen an. "Die gegenwärtige Krise ist nicht das Resultat einer Naturkatastrophe. Sie wurde durch politische Entscheidungen und Strategien verursacht, die weltweit umgesetzt wurden", so der kongolesische Sprecher. Und der Vertreter aus Bolivien sagte, die internationalen Finanzorganisationen hätten in "exzessiver Weise" Exporte verlangt und damit die kleinen Produzenten geschwächt. Gleichzeitig seien die "Grundlagen der Existenz" der Landwirte, vor allem bei der Saatguterzeugung, "privatisiert" worden.