GBTimes-Interview mit Helga Zepp-LaRouche
Das Nachrichtenportal GBTimes veröffentlichte am 16.
Februar ein ausführliches Interview mit Helga Zepp-LaRouche über die Neue
Seidenstraße und die gemischten Reaktionen darauf in Europa.
GBTimes ist ein in Finnland ansässiges englischsprachiges
Multimedia-Nachrichtenportal im Internet, das von dem chinesischen Unternehmer
Zhao Yinong gegründet wurde und sich als eine „Brücke zwischen China und der
übrigen Welt“ versteht. Am 16. Februar veröffentlichte GBTimes ein
längeres Interview mit Helga Zepp-LaRouche über ihre Rolle bei der Entwicklung
der Strategie der Eurasischen Landbrücke, über Chinas langfristige Vision und
über die Dynamik der Reaktionen auf die Gürtel- und Straßen-Initiative in
Europa.
In der Einleitung zu dem Interview heißt es:
„Chinas ehrgeiziger Plan, sich durch die Handelsrouten der Neuen
Seidenstraße mit Europa und Afrika zu verbinden, wird in Europa bisher mit
gemischten Reaktionen aufgenommen... Die Initiative wird von Regierungen
mittel- und osteuropäischer Länder unterstützt, viele von ihnen hoffen, daß
chinesische Investitionen Arbeitsplätze schaffen und die Infrastruktur
verbessern können.
Aber westeuropäische Länder sind mißtrauischer, so weigerte sich die
britische Premierministerin Theresa May bei ihrem jüngsten Besuch in Beijing,
sich der Initiative anzuschließen, und der französische Präsident Emmanuel
Macron warnte während seiner Chinareise, die Neue Seidenstraße dürfe keine
,Einbahnstraße’ sein. Und in Brüssel gibt es Bedenken wegen eines Mangels an
Wechselseitigkeit des Handels mit China und wachsender chinesischer
Investitionen in wesentliche Infrastruktur in Europa.
Das Schiller-Institut aus Deutschland jedoch setzt sich seit einigen Jahren
in Europa für die Wirtschaftsgürtel-Initiative ein, indem es hunderte
Konferenzen zu dem Thema veranstaltete. Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin und
Präsidentin des Instituts, sprach mit gbtimes.com über die Initiative,
und warum sie überzeugt ist, daß Europa sich ihr anschließen sollte.“
GBTimes bat Helga Zepp-LaRouche zunächst um Auskunft über die
Funktion des Schiller-Instituts und darüber, wie sie persönlich China
kennengelernt habe. Dann fragte GBTimes, warum das Schiller-Institut
die Wirtschaftsgürtel-Initiative unterstützt; sie antwortete:
„Zunächst einmal ist die Wirtschaftsgürtel-Initiative derzeit die
wichtigste strategische Initiative auf dem Planeten, weil sie eine
,Zukunftsgemeinschaft der Menschheit’ vorschlägt, wie Xi Jinping es nennt.
Diese Idee der einen Menschheit ist ein perfektes Konzept für die Überwindung
der Geopolitik, die der Grund für zwei Weltkriege war und im Zeitalter der
Kernwaffen zu einer mindestens ebenso großen, schrecklichen Katastrophe führen
kann.“
Schon jetzt, fünf Jahre nach der Ankündigung der Initiative, sehe man in
Afrika, Lateinamerika und Asien eine gewaltige Verwandlung, die
Entwicklungsländer „haben zum erstenmal die berechtigte Hoffnung, Armut und
Unterentwicklung zu überwinden“.
Die Wirtschaftsgürtel-Initiative entspreche weitgehend Vorschlägen, die ihr
Ehemann Lyndon LaRouche und sie selbst in den letzten Jahrzehnten gemacht
haben. „Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 schlugen wir etwas vor, was wir
die Eurasische Landbrücke nannten, das war die Idee, die eurasischen Völker
und Industrien durch Entwicklungskorridore miteinander zu verbinden. Die
chinesische Regierung hat diese Vorschläge aufgegriffen und veranstaltete 1996
eine internationale Konferenz in Beijing, an der ich als Rednerin teilnahm.
Schon damals erwog China die Entwicklung der Eurasischen Landbrücke als
strategische Initiative, was aber durch die asiatische Finanzkrise 1997
aufgehalten wurde. Wir waren dann sehr froh, als Xi Jinping diese Politik 2013
ankündigte, nun können alle diese Pläne mit Chinas Wirtschaftskraft
verwirklicht werden.“
Auf die Frage, warum westeuropäische Länder wie England, Frankreich und
Deutschland Vorbehalte gegen die Wirtschaftsgürtel-Initiative haben,
antwortete sie:
„Wenn gewisse Politiker in diesen Ländern sagen, sie bestünden darauf, die
Regeln und Normen festzulegen, und sie wollten keine Ausweitung chinesischer
Investitionen in Europa, dann ist das, denke ich, eine Frage der
geopolitischen Kontrolle. Beispielsweise hätte die EU Mittel- und Osteuropa,
den Balkan, wirtschaftlich entwickeln können, aber sie hat es nicht getan.
Wenn dann China kommt und anfängt, die Infrastruktur aufzubauen, die die EU
nicht aufgebaut hat, dann sind diese Länder froh darüber und wollen sich der
Neuen Seidenstraße anschließen. Das ist der Grund, warum einige Leute, die an
die Geopolitik glauben, darin eine Bedrohung sehen.
Das gegenwärtige westliche System beruht nicht auf dem Gemeinwohl als der
primären Orientierung, sondern auf monetaristischem Profitstreben. Dieses
System nützt denen, die spekulieren, und denen, die im Bankensystem das Sagen
haben. Aber es führt zu Dingen wie der Finanzkrise 2008, die eine systemische
Krise war, und seitdem wird nichts getan außer Quantitativer Erleichterung und
Geldpumpen.“
Es wurden noch etliche weitere interessante Fragen angesprochen – warum
China an einer solchen Brücke über den eurasischen Kontinent interessiert ist,
ob China das einzige große Land ist, das eine globale Vision verfolgt, ob
China selbst die Geopolitik überwinden kann, was es für die westeuropäischen
Länder bedeuten würde, wenn sie sich der Wirtschaftsgürtel-Initiative
anschließen, und ob sie optimistisch ist, daß die Akzeptanz der
Wirtschaftsgürtel-Initiative in Europa zunehmen wird. Das vollständige
Interview in englischer Sprache finden Sie auf der Internetseite: https://gbtimes.com/interview-with-helga-zepp-larouche-on-chinas-new-silk-road-and-europe
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