Ein wunderbarer musikalischer Dialog der Kulturen
Michelle Rasmussen berichtet über ein sehr erfolgreiches
Konzert des Schiller-Instituts in Kopenhagen.
Sie kamen an diesem Abend aus aller Welt, und sie brachten Geschenke mit.
Keine Geschenke, die man mit Händen greifen könnte, sondern solche, die die
Seele berühren. Geschenke wunderbarer Musik und wunderbarer Tänze.
Und auch die Gäste kamen, es kamen immer mehr, bis keiner der 120
Sitzplätze leer geblieben war, und es auch keinen Platz mehr gab, um weitere
Stühle hereinzuholen. Sie standen in den Gängen, sie standen in der Lobby, und
sie saßen hinter den Vorhängen - Dänen, Diplomaten und andere Menschen aus
vielen anderen Ländern, insgesamt vielleicht 180-200 Gäste. Die Gastgeber
erklärten, einen solchen Andrang hätten sie noch nie erlebt.
Schon der Dialog der Kulturen zwischen den Veranstaltern des Konzerts - dem
Schiller-Institut, der Organisation „Russisch-Dänischer Dialog“, dem
Russischen Haus in Kopenhagen und dem Chinesischen Kulturzentrum der
chinesischen Botschaft, das in der Pause auch eine kleine Stärkung für die
Gäste anbot - war ein großer Erfolg. Das Konzert fand statt im russischen
Zentrum für Wissenschaft und Kultur, das mit der russischen Botschaft
verbunden ist und der „Rossotrudnitschestwo“ - der russischen Bundesagentur
für Angelegenheiten der GUS, für Fragen der im Ausland lebenden Mitbürger und
für internationale humanitäre Zusammenarbeit - untersteht.
Tom Gillesberg vom Schiller-Institut begrüßte die Gäste und sagte, man
komme in einem einzigartigen Moment der Weltgeschichte zusammen, in dem ein
Potential bestehe, daß die Vereinigten Staaten sich dem neuen Paradigma der
wirtschaftlichen Entwicklung anschließen, das sich derzeit weltweit ausbildet.
Nach ihm sprach die Sprecherin des Russisch-Dänischen Dialogs, Jelena Nielsen,
die betonte, ein Dialog der Kulturen könne zum Frieden auf der Welt führen.
Die beiden waren auch die Moderatoren des Abends und führten durch das
Programm. Schließlich begrüßte auch der Direktor des Russischen Zentrums für
Wissenschaft und Kultur, Artem Alexandrowitsch Markarjan, die zahlreichen
Gäste und Künstler.
Und dann begann die Prozession derer, die ihre kulturellen Geschenke
darbrachten.
Aus Rußland kam das Ensemble „Swetit Masjats“ (Der Mond scheint) unter der
Leitung von Igor Panitsch. Dies ist ein Ensemble von Kindern, die auf ihren
Balalaikas russische Volkslieder spielten, darunter Katjuschka mit dem
Bariton Walerij Lichatschew als Solisten, der schon auf 200 Bühnen gesungen
hat. Im weiteren Verlauf sang er auch Leporellos berühmte „Registerarie“ aus
Mozarts Don Giovanni und die Couplets des Mephistopheles aus Gounods
Oper Faust, begleitet von dem Pianisten Semjon Bolschem.
Aus der chinesischen Mongolei kam ein sehr musikalischer Student, Kai Guo,
der auf verschiedenen Flöten spielte und zusammen mit Feride Istogu Gillesberg
vom Schiller-Institut als Duett das bezaubernde chinesische Liebeslied
Kangding sang.
Aus Indonesien kam die traditionelle Tänzerin Sarah Noor Komarudin, die den
Raum mit ihrem graziösen Jaiping-Tanz verzauberte.
Aus Ghana kamen zwei junge Männer, Isaac und Fred Kwaku, die ein religiöses
Lied sangen und spielten, sowie ein Lied darüber, daß wir stärker sind, wenn
wir zusammenarbeiten, als wenn wir alleine stehen.
Aus Dänemark und Schweden kamen schließlich drei herausragende
Opernsängerinnen, deren Gesang und dramatische Intensität das Publikum sehr
bewegte. Sie beschenkten das Publikum mit Liedern und Arien von Schubert,
Verdi, Dvorak und Sibelius. Gitta-Maria Sjöberg, die sich erst kürzlich von
der Königlich-Dänischen Oper verabschiedete, sang Rusalkas Lied an den
Mond von Dvorak. Idil Alpsoy, eine hervorragende Mezzosopranistin mit
Wurzeln in Ungarn und der Türkei, die auch Mitglied des Middle East Peace
Orchestra ist, sang Lieder aus Sibelius’ Op. 37 und 88, und die Sopranistin
Leena Malkki, die schon seit vielen Jahren mit dem Schiller-Institut
zusammenarbeitet, sang Schuberts Gretchen am Spinnrade sowie Desdemonas
Gebetsarie Ave Maria aus Verdis Oper Othello. Sjöberg und
Alpsoy wurden am Klavier begleitet von Christine Raft, Malkki von
Benjamin Telmányi Lylloff. Er und seine Mutter Anika (Violine) spielten
anschließend Beethovens Romanze für Violine und Klavier (Op. 50) und setzten
damit das Erbe ihres ungarischen Vorfahren, des Soloviolinisten Emil Telmányi
Lylloff, fort.
Als Abschluß des Konzerts sangen die versammelten Künstler das berühmte „Va
pensiero“, den Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco.
Das Publikum reagierte begeistert, sowohl auf die einzelnen Beiträge als
auch auf die erhebende Wirkung des gesamten Konzerts, in dem der Dialog der
aufeinanderfolgenden Musik- und Tanzbeiträge aus den verschiedenen Ländern und
Kulturen sich zu einem Gewebe aus Klängen, Farben und Gefühlen verwob, das
nicht nur die Sinne, sondern auch die Seelen berührte. Viele Gäste äußerten
ihre große Freude und Dankbarkeit, daß sie das Privileg hatten, alle diese
Geschenke entgegennehmen zu dürfen, die sie in ihrem Gedächtnis als einen
Schatz mitnahmen, von dem sie noch lange zehren werden. Das ganze war ein
musikalisches Testament des Paradoxes der Einheit in der Vielseitigkeit der
Menschheit, die sich in der menschlichen Kreativität äußert, und eine
machtvolle Demonstration des Dialogs der Kulturen. Das Schiller-Institut hat
diese Demonstration in Form professioneller Video- und Tonaufnahmen
dokumentiert und wird diese verbreiten, damit sie weltweit Wellen schlagen
kann.
Michelle Rasmussen
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