Aufruf zur Untersuchung des Jemenkrieges an die UN-Vollversammlung verteilt
Der Aufruf der LaRouche-Bewegung für eine internationale Untersuchung des
von Saudi-Arabien betriebenen Völkermords im Jemen („Untersucht Saudi-Arabiens
Rolle am 11. September und im Jemen!“, Neue Solidarität 38-39/2017)
erregt international Aufsehen. So wurde der Aufruf in New York an die
Teilnehmer der UN-Vollversammlung verteilt und in Sanaa Jemens Außenminister
persönlich überreicht.
In dem Appell wird auf die neuen Enthüllungen zur Rolle Saudi-Arabiens bei
den Terrorangriffen des 11. September 2001 auf die Vereinigten Staaten
hingewiesen und betont, daß die mit den Saudis verbundenen Netzwerke, die
solche Verbrechen verüben, zerschlagen werden müssen. Die Hauptforderungen in
der Erklärung sind:
- die Einstellung der saudischen Bombardements und aller anderen
Angriffe auf den Jemen,
- die Aufhebung der Blockade der Häfen des Landes,
- sofortige Gewährung aller benötigten Hilfen, einschließlich
humanitärer und wirtschaftlicher Hilfen,
- Maßnahmen zum Wiederaufbau sowie eine Beteiligung des Jemen an der
wirtschaftlichen Entwicklung der eurasisch-afrikanischen Maritimen
Seidenstraße.
Am 13. September hat ein Freund des Schiller-Instituts, der Leiter des
Jemenitischen Beratungsbüros für die Koordination mit den BRICS und Präsident
des Jemenitischen Jugendkabinetts Fouad Al-Ghaffari, die Erklärung dem
Außenminister des Jemen, Dipl.-Ing. Hischam Scharaf, in dessen Büro in Sanaa
persönlich überreicht. Die jemenitische Zeitung Sanaa News berichtete
über dieses Treffen. Al-Ghaffari habe mit dem Außenminister über die jüngsten
internationalen Entwicklungen gesprochen, die den Jemen betreffen,
insbesondere den BRICS-Gipfel in Xiamen, der die Lage im Jemen erstmals in
seiner Abschlußerklärung erwähnte. Sanaa News schreibt, Al-Ghaffari
„informierte den Minister über die Vorschläge von Frau Zepp-LaRouche, die auch
als die Lady der Neuen Seidenstraße bekannt ist. Sie fordert ein sofortiges
Ende der saudischen Aggression gegen Jemen und die Aufnahme des Jemen in die
Initiative der Neuen Seidenstraße.“
Al-Ghaffari sprach mit Minister Scharaf auch über Schritte im US-Kongreß,
die Waffen- und Munitionsverkäufe an Saudi-Arabien zu unterbinden (s.u.), und
über die Kampagne der LaRouche-Aktivisten in Washington für die Beendigung der
Unterstützung für den Krieg. Sanaa News kündigte an, daß Mitglieder der
LaRouche-Bewegung die Erklärung vor dem Gebäude der UN-Vollversammlung in New
York verteilen würden. In dem Appell werde die Aggression gegen den Jemen als
Element der seit Jahrzehnten von den USA und Großbritannien verfolgten
„Regimewechselpolitik“ verurteilt, und diese Barbarei könne nur vereitelt
werden, indem man sich dem Paradigma der Neuen Seidenstraße anschließe.
Der Artikel schließt mit dem Hinweis: „Es ist bemerkenswert, daß seine
Exzellenz, Ing. Hischam Scharaf, im April in einem Brief an seinen
chinesischen Amtskollegen den Wunsch des Jemen geäußert hat, sich der Neuen
Seidenstraße anzuschließen. Die Erklärung der BRICS-Staaten von Xiamen hat
jetzt ein sehr wichtiges Fenster geöffnet, das der Jemen nutzen kann, um den
Außenministern der BRICS, die am Rande der 72. UN-Vollversammlung
zusammenkommen werden, eine Botschaft zu übermitteln, und die Lage im Jemen
vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen.“
Minister Scharaf wandte sich am 19. September 2017 in einem Brief an Helga
Zepp-LaRouche und die gesamte internationale LaRouche-Bewegung, um sich für
deren Bemühungen zur Beendigung des Aggressionskrieges gegen Jemen und die
Integration Jemens in das Paradigma der Neuen Seidenstraße zu bedanken. Der
jemenitische Nachrichtendienst Khabar Agency hat den Brief unter der
Überschrift „Außenminister sendet ein Telegramm an die Seidenstraßen-Lady“ in
ganzer Länge veröffentlicht (http://khabaragency.net/news88382.html),
die Übersetzung des Schreibens finden Sie im nebenstehenden Kasten.
Initiativen gegen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien
Inzwischen zeigt die internationale Mobilisierung gegen den Krieg und gegen
die saudischen Menschenrechtsverletzungen im Jemen Wirkung: Sowohl im
US-Kongreß wie in Großbritannien gibt es Initiativen, um Waffenlieferungen an
Saudi-Arabien zu unterbinden.
Im US-Kongreß brachten am 25. September zwei demokratische Abgeordnete eine
Resolution ein, mit der die Einstellung der amerikanischen Unterstützung für
den massenmörderischen Krieg des saudischen Militärbündnisses gegen den Jemen
gefordert wird. Die beiden Abgeordneten, Ro Khanna aus Kalifornien und Mark
Pocan aus Wisconsin, erklären darin:
„Die Saudis kämpfen – unter direkter militärischer Beteiligung der USA, die
von Präsident Obama initiiert wurde – gegen eine schiitische Rebellengruppe,
die Huthi, die keinerlei Verbindung zu den sunnitischen Extremisten von
Al-Kaida oder IS haben. Ungeachtet der Debatten über das Ausmaß der Ziele von
US-Operationen zur Terrorismusabwehr stellen die US-saudischen
Feindseligkeiten gegen die Huthi im Jemen einen völlig separaten Krieg dar,
der unter Mißachtung der Verfassung und des Kriegsautorisierungsgesetzes von
1973 immer noch nicht vom Kongreß genehmigt ist. Der Vorsitzende des
Außenpolitischen Senatsausschusses Bob Corker hat gegenüber der Presse
deutlich gemacht, daß seiner Überzeugung nach die 2001 vom Kongreß
beschlossene Autorisierung des Einsatzes militärischer Mittel gegen Al-Kaida
nicht auf die Huthi anwendbar ist.“ Sie erinnern daran, daß laut Verfassung
nur der Kongreß den Krieg erklären kann und ihn überwacht.
Weiter heißt es in dem Entwurf, daß die USA dazu beitragen sollen, „das
sinnlose Leid Millionen unschuldiger Menschen im Jemen zu beenden, da
Hilfsexperten warnen, daß es im Jemen bald eine Hungersnot biblischen Ausmaßes
geben kann – hauptsächlich infolge der saudischen Kriegstaktik, eine Blockade
gegen Nahrungs- und Medikamentenimporte in das Land zu verhängen“. Auch im
US-Senat liegen Entwürfe für eine Einstellung von Waffenlieferungen an
Saudi-Arabien vor.
Auch in Großbritannien zielen verschiedene Initiativen darauf ab,
Waffenexporte an Saudi-Arabien zu blockieren und für Transparenz über die
Ausbreitung von Wahhabismus und anderen radikalen Ideologien im Land zu sorgen
Verteidigungsminister Sir Michael Fallon war dagegen nach seinen eigenen
Worten „hocherfreut“, am 20. September in Dschidda mit dem saudischen
Kronprinzen Mohammed bin Salman ein neues Abkommen über militärische und
Sicherheitskooperation zu unterzeichnen. Die Sicherheit Saudi-Arabiens und
anderer Golfstaaten sei „wesentlich“ für die Sicherheit Großbritanniens.
Fallon kennt offensichtlich keine Skrupel. Nach den jüngsten
Terroranschlägen auf die Manchester Arena und die London Bridge wurde wieder
vermehrt die Veröffentlichung des Berichts über die ausländische und speziell
saudische Förderung von Extremismus in Großbritannien gefordert. Der damalige
konservative Premierminister David Cameron hatte diesen Bericht Anfang 2016 in
Auftrag gegeben, aber seine Nachfolgerin Theresa May hält ihn seit etwa neun
Monaten unter Verschluß, und sie allein entscheidet über die
Veröffentlichung.
Die Labour-Partei hingegen hat einen Antrag Saudi-Arabiens, am
Jahreskonvent der Partei am 25. September teilzunehmen, abgelehnt und
begründete dies mit den saudischen Kriegsverbrechen im Jemen und anderen
schweren Menschenrechtsverletzungen. Die Position des Labour-Vorsitzenden
Jeremy Corbyn steht der Mays diametral entgegen: Er ruft die konservative
Regierung auf, Waffenlieferungen an die Saudis einzustellen, während sie in
Riad einen privilegierten Partner sieht.
eir
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