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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Von China aus betrachtet sieht die Welt vollkommen anders aus

Von Helga Zepp-LaRouche

Unmittelbar nach ihrer Rückkehr von einer Chinareise, die am 14.-15. Mai mit ihrer Teilnahme am Gürtel- und Straßen-Forum für internationale Kooperation in Beijing begann, zog Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts, in einem Vortrag vor ihren amerikanischen Mitarbeitern die folgende Bilanz ihres Besuchs.

Ich möchte sicherstellen, daß ihr von mir einen ersten Eindruck meiner Reise bekommt, denn ich glaube, der schlimmste Fehler, den wir machen könnten, wäre der, auf die absolut unglaubliche Psychokriegs-Propaganda der etablierten Medien in Europa und Amerika hereinzufallen – wie etwa Spiegel Online mit dem Kommentar seines Chefredakteurs, der wirklich vollkommen daneben lag. Es ist klar, daß die Leute, die sich auf solche Medien verlassen, eine vollkommen, total, hundertprozentig falsche Vorstellung von dem haben, was vor sich geht. Und wir sollten uns das wirklich aus dem Kopf schlagen und nicht versuchen, innerhalb des geistigen Goldfischglases dieses künstlich geschaffenen Umfelds zu bleiben. Denn aus meiner Sicht sieht die Welt ganz, ganz anders aus.

Zunächst einmal, das habe ich schon gesagt und wiederhole es: Mit dem Gürtel- und Straßen-Forum hat die Welt den Beginn einer neuen Ära dramatisch konsolidiert, und ich bin fest davon überzeugt, daß das nicht wieder verschwinden wird – es sei denn in einem Dritten Weltkrieg –, denn die Mehrheit der Welt schreitet in einer völlig befreiten Art und Weise voran.

Es war die höchstrangige Konferenz, an der ich jemals teilgenommen habe. 28 Staatschefs waren dort, die einer nach dem anderen gesprochen haben, und offensichtlich war die Rede von Präsident Xi Jinping1 absolut herausragend. Wer die Zeit hat, sich das anzuhören, sollte es tun, denn es war eine sehr konfuzianische Rede, die ganz klar den Ton für die zweitägige Konferenz setzte. Also hört euch bitte diese Rede an, wenn ihr Zeit dazu habt.

Ein halbes Jahrhundert Aktivitäten

Um zu verstehen, was geschieht, sollte man sich daran erinnern, was unsere Organisation und insbesondere Lyndon LaRouche in den letzten fast 50 Jahren getan haben. 1971 erkannte Lyn [Lyndon LaRouche] als erster, was die Zerschlagung des Bretton-Woods-Systems bedeutete. Denkt an die vielen, vielen Initiativen, die wir in den mehr als 40 Jahren seit damals unternommen haben. Lyn kam 1975 zurück von der Feier der irakischen Baath-Partei und schlug dann die Internationale Entwicklungsbank (International Development Bank, IDB) vor, um eine neue Weltwirtschaftsordnung zu schaffen. Ein Jahr lang warben wir für diesen Vorschlag der IDB, der dann 1976 faktisch Teil der Resolution der Blockfreienbewegung in Colombo/Sri Lanka wurde. Ende der 1970er Jahre arbeiteten wir dann mit Indira Gandhi an einem 40jährigen Entwicklungsplan für Indien.

1980 veröffentlichten wir ein Buch über die Industrialisierung Afrikas. Wir arbeiteten mit dem mexikanischen Präsidenten José López Portillo an der „Operation Juárez“. Wir veröffentlichten einen 50-Jahre-Entwicklungsplan für den Pazifikraum. 1975 schlug Lyn den Oasenplan zur Entwicklung des Nahen Ostens vor. Und als dann die Mauer fiel und die Sowjetunion zerbrach, schlugen wir das Produktive Dreieck und die Eurasische Landbrücke vor.

Alle diese Vorschläge! Und denkt nur daran, wie viele Aktivitäten wir durchgeführt haben – Konferenzen auf allen fünf Kontinenten. All das bewegte sich auf der Ebene der Ideen, auf der Ebene von Programmen. Aber erst nachdem Xi Jinping 2013 die Neue Seidenstraße auf die Tagesordnung setzte, und in den atemberaubenden Entwicklungen der BRI-Initiative seither, wurden diese Ideen verwirklicht! Der Geist ist aus der Flasche!

Jetzt haben wir die Diskussion über die Bi-Ozeanischen Eisenbahnen mit Tunnels und Brücken in Lateinamerika, die den Atlantik mit dem Pazifik verbinden sollen, und es werden Eisenbahnen in Afrika eröffnet. Es ist beispiellos! Der Weltwährungsfonds und die Weltbank wollten das nicht, sie haben es mit ihren Auflagen unterdrückt. Aber mit der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB), der Neuen Entwicklungsbank der BRICS, dem Neuen Seidenstraßenfonds, dem Fonds für die Maritime Seidenstraße, den direkten Investitionen der chinesischen Exim-Bank, der Chinesischen Staatsbank gehen nun alle diese Projekte voran, und das hat die Haltung aller beteiligten Länder vollkommen verändert und ihr Selbstvertrauen aufgebaut.

Chinas Sicht auf Trump

Die Art, wie die Menschen in China Präsident Trump sehen, ist ganz anders als das, was uns die westlichen Medien einreden wollen. Sie sehen Trump sehr positiv, genauso wie die Menschen in Rußland überzeugt sind, daß Trump jemand ist, zu dem man ein absolut anständiges Verhältnis haben kann. Und das ist die Realität.

Vergeßt die Medien! Vergeßt diese Pressehuren, die in Wirklichkeit bloß Prostituierte des Britischen Empire sind. Hört nicht auf sie und laßt auch nicht zu, daß das die Menschen tun, mit denen ihr redet.

Als Trump eine Billion an Infrastrukturinvestitionen versprach, war das vollkommen richtig, und wir haben das richtige Programm vorgelegt und gesagt, daß die Vereinigten Staaten sich der Seidenstraße anschließen sollten. Das sollte unser Fokus sein, und nichts anderes. Alles andere sollte nur ein untergeordneter Aspekt davon sein. Das ist das strategisch Wichtige. Und wenn der Chef der China Investment Corporation (CIC), Ding Xuedong, gesagt hat, die Vereinigten Staaten bräuchten nicht eine Billion, sondern acht Billionen Dollar an Investitionen, trifft das den Nagel absolut auf den Kopf. Das wißt ihr selbst durch den Zustand der Straßen und der Infrastruktur überall in den Vereinigten Staaten.

Die Tatsache, daß diese Organisation [CIC] nun ein Büro in New York eröffnet hat, das chinesische Investoren berät, wie sie in den Vereinigten Staaten investieren können (und umgekehrt), und die Tatsache, daß die Chinesen eingeladen sind, im Juni an der Infrastrukturkonferenz [in Washington] teilzunehmen – das alles geht absolut in die richtige Richtung.

Vieles von dem, was beim Gürtel- und Straßen-Forum geschah, und in den vielen Treffen, die ich anschließend hatte – ich habe zwei volle Wochen in Beijing, Nanjing und Shanghai verbracht – kann ich hier nicht berichten, weil das alles laufende Vorhaben sind. Aber Tatsache ist, daß wir in den vielen Interviews und vielen Zitaten und in der generellen Darstellung mit größtem Respekt behandelt wurden. Diese Leute waren sich vollkommen im klaren über Lyns Bedeutung als Theoretiker der physischen Wirtschaft, seine Ideen sind hochangesehen, und man behandelte mich, wie wir behandelt werden sollten, nämlich als Menschen, die ihr ganzes Leben dem Gemeinwohl der Menschheit gewidmet haben. Und das steht ganz im Gegensatz zu den Schweinereien, die sich die Neoliberalen in der transatlantischen Region gewöhnlich uns gegenüber erlauben.

Und man sollte verstehen, daß das Ziel der Angriffe auf Trump ist, es ihm so schwierig wie möglich zu machen, sich auf das Positive zu konzentrieren – und davon gibt es eine ganze Menge, nicht zuletzt seine Arbeitsbeziehungen zu Rußland und China, was strategisch das wichtigste ist -; so daß er sich praktisch ständig verteidigen muß, und alle meinen, sie müßten all ihre Zeit darauf verwenden, sich zu verteidigen.

Erinnert euch daran – diejenigen unter euch, die damals schon dabei waren –, wie sich unser eigenes Leben als Organisation nach den Angriffen 1986 verändert hat. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir alle voll Zuversicht, wir haben die Vorwahlen in Illinois gewonnen, wir dachten daran, drei private Universitäten zu gründen, weil wir ein Netzwerk von etwa hundert Professoren hatten, die Lyns Ideen in Form eines Curriculums an Universitäten umsetzen wollten. Und nach den Angriffen 1986 – durch den gleichen Apparat, der jetzt gegen Trump vorgeht – mußten wir alles Geld für Rechtsanwälte ausgeben, nur um uns zu verteidigen, und das hat das Leben dieser Organisation vollkommen verändert. Und das gleiche versuchen sie jetzt mit Trump!

Auf der Siegerstraße

Fallt also nicht darauf herein. Die Idee, daß wir verlieren, liegt vollkommen daneben! Die Menschheit befindet sich auf der Siegerstraße, und wir müssen die Bevölkerung mitreißen, um ein solches Ferment zu schaffen, daß die Verwirklichung der Infrastrukturprojekte als erster Schritt auf die Tagesordnung kommt und sich alle damit und mit nichts anderem befassen.

Das wollte ich nur sagen, denn aus den ersten Gesprächen, die ich heute hatte, bekam ich den Eindruck, daß die Leute hier das alles zu sehr von unten her betrachten.

Europa befindet sich zwar immer noch im Griff der EU-Kommission. Aber Merkel als Führerin des freien Westens? Vergiß es! Macron hatte gerade ein exzellentes Treffen mit Putin, mit dem er ein herzliches Verhältnis zu Rußland definierte! Das ist nicht das, was Merkel und Obama ausgekocht haben, als Obama beim Kirchentag der Evangelischen Kirche sprach. Merkel ist ziemlich isoliert.

Schaut Euch um in Europa: Macron schickte den früheren Premierminister Raffarin zum Gürtel- und Straßen-Forum, der dort eine ausgezeichnete Rede dazu gehalten hat, warum China und Frankreich zusammenarbeiten müssen. Gentiloni aus Italien sagte, daß China und Italien bei der Entwicklung Afrikas zusammenarbeiten werden. Alle Osteuropäer, Tsipras aus Griechenland, Serbien, Ungarn, Tschechiens Zeman, Orban aus Ungarn – alle diese Leute waren absolut enthusiastisch in Bezug auf die Gürtel- und Straßen-Initiative. Und jetzt zeigt sich sogar in Deutschland, daß die deutsche Industrie wirklich begreift, daß es in ihrem Interesse ist, in Joint Ventures in Drittländern mit China zusammenzuarbeiten. Ich denke also, daß sich auch Deutschland ändern wird.

Ich bin der festen Überzeugung, daß am Jahresende alles völlig anders aussehen wird, weil die Entwicklungsperspektive so ansteckend ist, daß alle Anstrengungen des Britischen Empires, Sand ins Getriebe zu streuen, vergeblich sein werden!

Nehmt die Perspektive der Sieger ein, betrachtet die Lage von oben her, denkt strategisch. Und erkennt, daß das, was in der Realität geschieht – mit den vielen, vielen Entwicklungsprojekten in aller Welt –, genau das ist, wofür diese Organisation seit fast einem halben Jahrhundert gekämpft hat.

Das wollte ich euch nur sagen, denn das Schlimmste, was wir tun können, ist, die Dinge aus der Sicht in den Vereinigten Staaten zu betrachten, innerhalb der Box zu denken, während die ganze Welt mit dem Gürtel- und Straßen-Forum diese Box bereits entschlossen verlassen hat, und nichts auf der Welt wird das aufhalten.


Anmerkung

1. Siehe https://www.youtube.com/watch?v=mx_mE951GzI