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Friedrich Schiller



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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Willkommenskonzert: Ein Dialog der Kulturen

Leona Meyer berichtet von einem Konzert für Flüchtlinge in Berlin.

Das Ensemble As-Surur (Die Freude), das Duo ?Operatori? und der Chor des Schiller-Instituts luden am 26. November zum Willkommenskonzert für Flüchtlinge in Berlin ein. Es war ein besonderer Abend, ein Dialog wunderschöner Kompositionen aus den Hochphasen unserer verschiedenen Kulturen. In der Ankündigung des Konzerts hieß es:

    ?Die Errungenschaften des Goldenen Zeitalters des Islam, der italienischen Renaissance und der deutschen Klassik zeigen uns, daß unsere Zivilisation nur dann Fortschritte macht, wenn wir voneinander lernen und uns von den Fortschritten unserer Nachbarn weiterbringen lassen. Ein großartiges Beispiel dafür ist Bagdad, das in den Jahren 767 bis 1258 zur Wiege einer historischen Renaissance der Wissenschaften und der Kultur, und zu einem Schmelztiegel islamisch-christlich-jüdisch-arabisch-persisch-griechisch-indisch-chinesischer Zusammenarbeit wurde. Zentrum dieser reichen und fruchtbaren Entwicklung war das Haus der Weisheit, die humanistische Akademie, die von Harun al-Raschid und seinem Sohn al-Ma'mun gegründet wurde. Im Bereich der Musik ist wissenswert, daß die Schriften der islamischen Wissenschaftler Al-Farabi und Ibn Sina zu den Quellen der Entwicklung europäischer, polyphonisch-kontrapunktischer Musik gehören.?

Das Konzertprogramm bestand aus traditioneller Musik der islamischen Mystik, aufgeführt vom As-Surur Ensemble, Opernarien mit Klavierbegleitung in italienischer und deutscher Sprache und Chorstücken von Mozart, Beethoven und Verdi in Deutsch, Italienisch und Latein, aufgeführt vom Schiller-Institut.

26.11.2015, 20:30 Uhr in Berlin Wedding: Der Konzertsaal ist eine Turnhalle einer Schule. Hier sind 100 Flüchtlinge notdürftig untergebracht. Auf der anderen Straßenseite sieht man die Zelte, in denen die neu ankommenden Flüchtlinge untergebracht werden. Viele Menschen stehen draußen auf der Straße, es sind ungefähr 5° Celsius. In der Turnhalle laufen viele in Jacken und Mänteln herum, denn selbst hier ist es kalt. In einer Ecke wurden Lautsprecher aufgebaut, man sieht eine zehnköpfige Gruppe junger Männer mit orientalischen bunten Westen und roten Hüten. Sie bereiten ihren Auftritt mit traditionell islamischer Musik vor. Als der internationale Chor des Schiller-Instituts die Turnhalle betritt, sind viele Augen neugierig auf die ?Fremdlinge? gerichtet. Ein paar Kinder, aber auch Erwachsene, sitzen gespannt, voll Vorfreude, erwartend auf den Stühlen in den ersten Reihen, hoffend, daß das Konzert endlich beginnen möge.

Das Konzert beginnt mit einem islamischen Stück, die Zuhörer scheinen damit vertraut zu sein. Als nächstes singt der Schiller-Institut-Chor: erst einen Teil aus Beethovens Neunter Symphonie ?Alle Menschen werden Brüder?, als zweites das Chorstück der hebräischen Gefangenen - das berühmte ?Va Pensiero? - aus Verdis Oper Nabucco, dann Mozarts ?Ave Verum Corpus? und zum Schluß das in der deutschen Geschichte immer wieder wichtige Lied ?Die Gedanken sind frei?. Danach hören wir wieder ein Lied der As-Surur Gruppe und abschließend Opernarien von Verdi, gesungen von Alan Razzak und begleitet von Sergej Strid.

Das Publikum ist begeistert und vor allem für die Kinder ist es ein unvergeßlich schöner Abend. Er zieht sie aus den erlebten Strapazen empor, die Konzentration fokussiert auf die geistige Ebene und alle anderen Sorgen treten für den Moment in den Hintergrund. Nach dem offiziellen Teil umzingeln die Kinder neugierig das Klavier und klimpern fasziniert darauf herum.

Das Konzert gibt Mut zur Hoffnung und die Aussicht, daß Frieden durchaus möglich wird, wenn man die besten Traditionen in jeder Kultur sieht, hervorhebt und so respektvoll miteinander umgeht. Das ist ein Dialog der Kulturen, kein ?Clash of Civilizations?. Und es soll bloß der Auftakt einer Konzertreihe für Flüchtlinge sein.

Es grüßt das Schiller-Institut e.V.

Leona Sophia Meyer